„Dramatische wirtschaftliche Lage der Kliniken“

DKG zum Krankenhausrating-Report 2024
lz
Schild mit Pleitewelle
© hkama/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Am Donnerstag wurde auf dem Hauptstadtkongress der Krankenhausrating-Report 2024 vorgestellt. Die DKG sieht sich prinzipiell in ihrer dramatischen Einschätzung bestätigt.

So erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaß zu den Ergebnissen des Krankenhausrating-Reports 2024, der in diesem Jahr sein 20jähriges Jubiläum feiert: „Der Krankenhausrating-Report als eines der wesentlichen Messinstrumente zur wirtschaftlichen Lage der Kliniken bestätigt einmal mehr die dramatische Situation der deutschen Krankenhäuser. 70 Prozent der Kliniken erwarten für 2024 ein negatives Ergebnis. Diese katastrophale wirtschaftliche Lage gipfelt im schlimmsten Fall in Insolvenzen und Schließungen. Der Rating-Report bestätigt die Statistik der DKG und registriert ebenfalls deutlich mehr Insolvenzen ab Mitte 2023. Ungezählt sind aber jenseits der öffentlich bekannten Insolvenzen die Schließungen einzelner Abteilungen und Versorgungsbereiche. Ursache für die schlechte wirtschaftliche Lage sind die gesunkenen Fallzahlen und der weiterhin ausbleibende Ausgleich für die inflationsbedingt stark gestiegenen Preise in den Jahren 2022 und 2023. Diese um 13 Prozent gestiegene Kostenbasis der Krankenhäuser ist nur knapp zur Hälfte durch Preisanpassungen ausgeglichen worden.“

Wirtschaftliche Lage verschlechtert

„Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2022 erneut leicht verschlechtert“, betonte denn auch RWI-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Boris Augurzky. „Aktuell steht die Gesundheitsszene zwischen Hoffen und Bangen über ihre weitere Zukunft. Aufgabe der laufenden großen Krankenhausreform ist es, nach vorne zu schauen und die Krankenhausversorgung fit für die Zukunft zu machen“, so Augurzky. Die genauere Untersuchung von 47 Klinikinsolvenzen zwischen Juni 2022 und März 2024 habe gezeigt, dass eher kleinere Häuser betroffen seien. Zwei Drittel dieser Insolvenzen entfielen auf Standorte in freigemeinnütziger Trägerschaft, etwa ein Viertel auf öffentlich-rechtliche Träger, nur wenige auf Private. Von den 47 Standorten wurden bislang sieben Standorte geschlossen. Ohne Berücksichtigung der im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geplanten Maßnahmen dürfte der Anteil an Krankenhäusern im roten Rating-Bereich von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2030 steigen. Der Anteil mit Jahresverlust würde bereits 2024 den hohen Wert von rund 70 Prozent erreichen und bis zum Ende des Jahrzehnts bei etwa diesem Wert verharren, so der Report.

Rücklagen schmelzen

Seit 2022 gäben die Krankenhäuser zudem kontinuierlich mehr Geld aus als sie einnehmen. Immer mehr Krankenhäuser griffen deshalb auf ihre Rücklagen zurück, verlören ihre Kreditwürdigkeit und hielten das Defizit zwischen Einnahmen und Ausnahmen nicht mehr durch. Und auch die Steigerungen der Landesbasisfallwerte in diesem Jahr und die bessere Refinanzierung von Tarifsteigerungen könnten die Kostensteigerungen nicht ausgleichen, beklagt Gaß. Auch hier konstatiere der Rating-Report, dass vor allem Krankenhäuser der Grundversorgung und von freigemeinnützigen Trägern betroffen seien – also die typischen Kliniken, die ländlichen Regionen versorgen, in denen es auch sonst immer schwerer werde, einen Arzttermin oder andere medizinische Hilfe zu bekommen.

2025 noch schlechter?

Für das kommende Jahr stünden die Zeichen noch schlechter, erwarte der Report doch sogar 80 Prozent negative Jahresergebnisse. Selbst bei einer schnellen Umsetzung der Reformpläne des Bundesgesundheitsministers und unter der Annahme von sehr optimistischen Berechnungen sehe der Rating-Report im kommenden Jahr noch 62 Prozent der Krankenhäuser mit einem negativen Ergebnis, betont der DKG-Vorstandsvorsitzende. Und die über die Jahre aufgehäuften Schulden lasteten zusätzlich weiterhin auf den Kliniken. „Dies zeigt, dass es selbst bei sehr optimistischen Annahmen hinsichtlich der möglichen Verbesserungen durch eine Reform keine Entwarnung für die wirtschaftliche Not und die Existenzsorgen der Kliniken gibt“, beklagt Gaß.

Unterschiedliche Einschätzung bei Liquiditätshilfen

Der DKG-Vorstandsvorsitzende widerspricht allerdings den Annahmen zu Liquiditätshilfen im Report: „In seiner Einschätzung, 14 Milliarden Euro Liquiditätshilfen verteilt auf die Jahre 2024 bis 2029 würden den Anreiz zur Strukturoptimierung der Krankenhäuser beseitigen, irrt der Report. Dazu gibt es keinen Ansatz. Vielmehr würde das Geld dabei helfen, die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schließen und so eine weitere Welle der Insolvenzen und Schließungen verhindern.“ Gaß ist davon überzeugt, dass sich damit die größten Versorgungseinschränkungen vor allem in ländlichen und strukturschwachen Regionen vermeiden ließen. Die Reform-Bereitschaft der Kliniken sei sehr groß, wie das Beispiel Nordrhein-Westfalen zeige, das bereits wichtige Schritte gegangen sei. Im Mittelpunkt jeder Krankenhausreform und -planung müsse aber immer der Bedarf der Menschen stehen. Die Untersuchungen zeigten auch, dass eine Krankenhausreform, die schon jetzt massiv verzögert sei, nicht das akute Problem der inflationsbedingten Mehrkosten lösen werde.

Quelle: DKG/RWI

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige