Die innere Uhr der Krebszelle

Krebsbehandlung
mg
Krebszelllinie
Mikroskop-Bild einer triple-negativen Brustkrebszelllinie. Die Zelllinie exprimiert einen Marker für den Zellkern, der für die Echtzeit-Quantifizierung von Zellen genutzt wurde, um die Empfindlichkeit der Zellen zu verschiedenen Tageszeiten zu bestimmen. © Charité | Granada Lab
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Die Wirkung von Medikamenten hängt auch von der Tageszeit ab. Doch die innere Uhr ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Forschende der Charité haben anhand von Brustkrebszellen eine Methode entwickelt, um die innere Uhr und damit die optimale Zeit der Krebsbehandlung zu bestimmen.

Unser Körper arbeitet nicht den ganzen Tag gleich – er hält sich ab unsere innere Uhr, auch zirkadianer Rhythmus genannt. Da er jedoch bei jedem Menschen anders sein kann, ist die Vorhersage der besten Zeit zur Medikamenteneinnahme schwierig. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass die Chemotherapie am effektivsten ist, wenn sich die Tumorzellen gerade teilen. In der klinischen Behandlung konnte diese Information bisher jedoch nicht konkret eingesetzt werden, da die Erkenntnisse zum individuellen zirkadianen Rhythmus fehlen.

Innere Uhr von Brustkrebs

Das Team der Charité untersuchte daher die innere Uhr des besonders aggressiven triple-negativen Brustkrebs, um diese Wissenslücke zu schließen. Mithilfe des Live-Imaging konnten die Forschenden die lebenden Krebszellen beobachten und den zirkadianen Rhythmus, Wachstumszyklen und Medikamentenreaktionen beobachten.  So fanden die Forschenden heraus, dass die Chemotherapie mit 5-Fluorouracil am besten morgens zwischen 8 und 10 Uhr verabreicht werden sollte.

Darüber hinaus konnten sie sogar feststellen, welche zellulären und genetischen Faktoren hier eine Rolle spielen. Die verantwortlichen Gene nennen sie „core clock genes“ – zentrale Uhr-Gene. Sie haben den größten Einfluss auf die Empfindlichkeit von Krebszellen gegenüber der Behandlung. Mit dieser Erkenntnis ist es möglich, detaillierte Profile zur Wirksamkeit von Medikamenten bei bestimmten Krebszelltypen zu erstellen. Damit können die effektivsten Medikamentenkombinationen erstellt werden und personalisierte Behandlungspläne, um die Krebsbehandlung so effektiv wie möglich zu gestalten.

Weitere Forschung

Auch Nebenwirkungen können damit reduziert werden. Um die Ergebnisse zu bestätigen und um den Einzug in die Praxis zu ermöglichen, sollen die Erkenntnisse an einer größeren Patientengruppe validiert werden. „Darüber hinaus planen wir, die molekularen Mechanismen hinter den zirkadianen Einflüssen auf die Medikamentensensitivität zu untersuchen, um die Behandlungszeitpunkte weiter zu optimieren und neue therapeutische Ziele zu identifizieren“, sagt Adrián Granada, Leiter der Arbeitsgruppe der Charité.

Literatur:
Ector C et al.: Time-of-day effects of cancer drugs revealed by high-throughput deep phenotyping. Nat Commun 15, 7205 (2024); DOI: 10.1038/s41467-024-51611-3.

Quelle: idw

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