Die Computertomografie des Herzens (Cardio-CT)

Eine „Königsdisziplin“
Steffen Völkner*
Die Computertomografie des Herzens (Cardio-CT)
© PIC4U – stock.adobe.com
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Seit ihrer Entwicklung in den 1970er-Jahren hat sich die Computertomografie (CT) längst als Standarduntersuchung im Routinebetrieb etabliert. Beinahe jede Körperregion lässt sich damit einfach und schnell darstellen.

Als „Königsdisziplin“ gilt dabei jedoch die Computertomografie des Herzens (Cardio-CT). Sie erfordert ein umfassendes Verständnis von Physiologie und Gerätetechnik, weit über die Ausbildungsinhalte eines MTRA hinausgehend.

Auch technisch stellt die Anwendung einige Anforderungen an die Bildgebung, die über die im sonstigen Routinebetrieb hinausgehen, zum einen an die hohe zeitliche Auflösung – je kürzer, desto schärfer das Bild, zum anderen an eine hohe räumliche Auflösung, da zum Beispiel die Koronarien nur wenige Millimeter im Durchmesser aufweisen. Gerade beim Arbeiten mit älteren Geräten können sich hier jedoch große Probleme ergeben, weil bei diesen die zeitliche Auflösung unter Umständen nur 100 ms beträgt. Für hochauflösende Bilder der Systole, als Beispiel, ist jedoch eine Auflösung von 25 ms oder kleiner notwendig. Um zu belegen, in welcher Phase des Herzzyklus die einzelnen Bilder gemacht wurden, muss parallel zum Scan ein EKG aufgezeichnet und synchronisiert werden. Zudem ist die Cardio-CT, vor allem bei vielen Geräten älterer Generation, mit einer hohen Strahlenbelastung verbunden. Deswegen sind hierbei Maßnahmen, die Strahlendosis zu senken, stets dringend geboten. Bei vielen Fragestellungen ist es zum Beispiel nicht unbedingt notwendig, den gesamten Herzschlag aufzunehmen, sondern nur in jeweils einer Phase zu strahlen („prospektives Triggern“). Damit wird die Strahlenbelastung um circa das Fünf- bis Zehnfache gesenkt. Nachteil ist, dass bei Patienten/-innen mit Arrhythmien, die einen großen Teil der zu untersuchenden Klientel darstellen, diese Technik nicht anwendbar ist, da nicht genau vorhergesagt werden kann, wann eine Arrhythmie erfolgt, und es so zu Bewegungsunschärfen kommen kann.

Ist es erforderlich, alle Phasen darzustellen („retrospektives Gating“), zum Beispiel bei Patienten/-innen mit Arrhythmien oder zur Funktionsbestimmung, strahlt das CT über den gesamten Herzschlag in stark überlappenden Scans. Somit kann im Nachgang jede Phase einzeln rekonstruiert werden. Hierbei steigt aber auch die Strahlendosis enorm, weshalb genaues Abwägen daraus entstehender Risiken für den Patienten notwendig ist. Eine Möglichkeit, dabei die Dosis zu reduzieren, ist die Dosismodulation („ECG-Pulsing“). Bei dieser Technik wird festgelegt, in welcher Phase Bilder mit hoher Dosis aufgenommen werden, zum Beispiel Diastole (60 % des Zyklus). Danach wird die Dosis auf ein Minimum reduziert, um gerade noch Bilder zu erzeugen. Diese haben jedoch eine so geringe Auflösung, dass sie nur von computerbasierten Auswerteprogrammen ausgelesen werden können (zum Beispiel zur Volumenbestimmung). Sie sind jedoch nicht zur Befundung geeignet, da sie in der Qualität zu stark reduziert sind. Die Gerätehersteller bieten daher umfangreiche Nachbearbeitungssoftware für fast jede Fragestellung an. Für die Planung von Operationen zum Klappenersatz oder vergleichbaren Indikationen ist die Cardio-CT längst Voraussetzung.

Neben profundem theoretischen Wissen aus Anatomie und Physiologie ist dabei auch die sichere technische Anwendung von Bedeutung. Dazu zählt vor allem auch der Umgang mit aktuellen Neuentwicklungen der verschiedenen Gerätehersteller. So trennt zum Beispiel im neuen Philips IQon Spektral-CT der vorhandene Spektraldetektor das Strahlenbündel in seine Bestandteile auf und macht es somit möglich, verschiedene Darstellungen zur besseren Befundung zu schaffen.

Anhand des Spektraldatensatzes können sogenannte MonoE-Bilder errechnet werden. Der Datensatz wird zwar mit 120 kV aufgenommen, lässt sich jedoch in der Nachberechnung zum Beispiel auf 50 keV herunterrechnen. Vorteil: Enorme Kontraststeigerung bei weniger appliziertem Kontrastmittel. Zusätzlich können Perfusionssequenzen erzeugt werden, ohne das Herz mit 30 Spiralen wie üblich zu untersuchen.

Zur Auffrischung vorhandenen Wissens bereits in der Kardiodiagnostik tätiger MTRA sowie der Weiterqualifizierung von am Thema Interessierten bietet das DIW-MTA e.V., in einem Kooperationsprojekt mit der DVTA Bildungsgesellschaft mbH, das Weiterbildungsangebot „Cardio-CT“ an. Es soll sowohl Basiswissen schaffen wie auch Fachwissen vertiefen sowie Sicherheit in der Durchführung der Anwendung und beim Fehlermanagement entwickeln helfen. Die Teilnehmenden lernen, wie sie an jedem CT erfolgreiche Cardio-Protokolle erstellen, vorhandene Protokolle optimieren und wie die Dosis bei der Anwendung auf ein Minimum reduziert werden kann. Aufbauend auf der Anatomie und Physiologie des Herzens werden auch Kontrastmittelprotokolle angepasst, um Parameter der Kontrastmittelpharmakokinetik unter besonderen Aspekten betrachten zu können, ebenso die diversen Möglichkeiten der Datennachverarbeitung und -rekonstruktion. Die Reflexion von Fallbeispielen und daraus resultierender Fragen und Antworten soll die Haltung und Entwicklung einer die Berufsgruppen übergreifenden Fehlerkultur unterstützen.

Weitere Informationen unter steffen.voelkner@helios-gesundheit.de und www.diw-mta.de

* MTRA-Funktionsleitung CT, CT- & MRT-Spezialist (DIW-MTA), MRT-Sicherheitsexperte

Entnommen aus MTA Dialog 1/2019

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