Patienten in Deutschland sind offen für die Unterstützung des Behandlungsverlaufs und Pflege durch digitale Lösungen, so die „European Study on the Digitalisation of the Healthcare Pathways“ von Sopra Steria Consulting, für die 1.200 Bürgerinnen und Bürger sowie 35 Gesundheitsexperten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Spanien befragt wurden. Das gilt auch für aus der Fitness- und Lifestylebranche bekannte Apps zur Optimierung von Bewegung und Ernährung.
59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich durch den Einsatz vernetzter Geräte wie Smartwatches und die Auswertung von Bewegungs-, Ernährungs- und Schlafdaten durch Apps die Prävention und Behandlung von Krankheiten deutlich verbessern ließe. 53 Prozent sehen zudem Potenzial für mehr Patientenorientierung und Services, beispielsweise wenn Ärzte Sprechstunden per Smartphone oder Tablet anbieten. Praktische Hilfen auf und mit dem Smartphone und der stärkere Einsatz von Wearables in der Behandlung sollten somit aus Sicht der Bevölkerung bei Digitalreformen im Gesundheitswesen eine Schlüsselrolle einnehmen.
Ärzte sollen Apps verschreiben können
90 Prozent der Deutschen würden laut Studie Smartphone-Erinnerungen an Arzttermine und Hinweise zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten nutzen. 70 Prozent würden Lifestyle-Funktionen wie Diättipps oder eine Sportberatung in Anspruch nehmen, das jedoch nur, wenn innovative nutzerfreundliche Lösungen zur Verfügung stünden. Gegenwärtig sind jedoch 52 Prozent der Befragten in Deutschland unzufrieden mit der derzeitigen Entwicklung von Monitoring-Apps, 60 Prozent mit den telemedizinischen Beratungsangeboten. Die Folge: Bisher verwenden trotz App-Begeisterung nur elf Prozent der Deutschen Smartwatches und Apps, die ihren Lebenswandel und ihre Gesundheit monitoren. Acht Prozent führen beispielsweise regelmäßig digital Buch über Blutzuckerwerte und Bluthochdruck, um Krankheiten entgegenzuwirken.
Die Bundesregierung möchte die Nutzung von Gesundheits-Apps ebenfalls vorantreiben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat ein entsprechendes Gesetz vorangebracht, über das der Bundestag im Herbst berät. Ab 2020 sollen Ärzte Apps verschreiben können, die Krankenkassen sollten dann die Kosten für ein digitales Diabetestagebuch oder die Zyklusüberwachung zur Empfängnisverhütung über das Smartphone übernehmen. Dafür müssen die Hersteller den Patientennutzen innerhalb eines Jahres beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachweisen, und sie müssen Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten.
In anderen Ländern sind Apps bereits Teil der Versorgungslandschaft. In Spanien gibt es beispielsweise mit „Diabetes Menú“ eine Diabetes-App auf Rezept. Sie wurde 3.000 Pilotpatienten verschrieben. Zuvor wurde die Software von Experten wissenschaftlich auf ihren Nutzen hin untersucht und von den Gesundheitsbehörden freigegeben. Insgesamt ist die Bevölkerung in Spanien zufriedener mit dem Entwicklungsstand von Gesundheits-Apps. Laut der Studie sind 41 Prozent der Spanier mit der App-Entwicklung und -Nutzung im Gesundheitswesen in ihrem Land zufrieden, deutlich mehr als in den übrigen fünf untersuchten Staaten.
Quelle: Sopra Steria Consulting, 05.09.2019
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