Bei einem Besuch am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) informierte sich die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens über ein neues Modellprojekt, das langfristig dazu beitragen soll, den Einsatz von akademisch qualifizierten Pflegenden im pflegerischen Alltag zu untersuchen und Handlungsempfehlungen für alle Kliniken in Deutschland zu entwickeln. Ab dem 4. Juli werden dazu sieben akademisch qualifizierte Beschäftigte zwei Jahre lang in der direkten Patientenversorgung eingesetzt. Sie sollen dazu beitragen, praktische Umsetzungsstrategien zu aktuellen und künftigen Herausforderungen in der Patientenversorgung zu entwickeln. Geleitet wird das Projekt durch Pflegewissenschaftler aus dem UK Essen, unterstützt durch externe Partner.
Die Menschen in Deutschland werden immer älter: Waren laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2005 nur rund 19 Prozent der Deutschen über 65, werden es im Jahr 2050 bereits mehr als 30 Prozent sein – Tendenz weiter steigend. Das hat drastische Folgen – auch für die Gesundheitsversorgung. Denn dann wollen immer mehr Patienten bedarfsgerecht behandelt werden, die nicht nur unter komplexen Krankheitsbildern leiden, sondern häufig auch dement und pflegebedürftig sind.
In vielen Staaten ist die hochschulische Qualifikation in Gesundheitsfachberufen wie der Pflege bereits Standard, häufig ist der Anteil der akademisch qualifizierten Pflegepersonen in der direkten Versorgung sogar gesetzlich geregelt. Mit positiven Effekten: Ein höherer Anteil dieser Beschäftigten geht oft mit einer Zunahme von Patientensicherheit und Effektivität einher. Das wird auch in Deutschland immer häufiger erkannt.
Zusammenwirken aller Beteiligten im therapeutischen Team
Mit Hilfe des Modellprojektes soll jetzt ein Beitrag dazu geleistet werden, dass akademisch qualifizierte Pflegende künftig optimal in Deutschland in die pflegerische Praxis vor Ort eingebunden werden. „Dabei gilt, dass die akademisch qualifizierten Pflegenden kein Ersatz für die fachschulisch ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen sein sollen.
Im Gegenteil: Nur durch das Zusammenwirken aller Beteiligten im therapeutischen Team – der Ärztinnen und Ärzte, der akademisch und der fachschulisch qualifizierten Pflegenden und aller weiteren Berufsgruppen – kann es gelingen, den größtmöglichen Nutzen für unsere Patientinnen und Patienten zu erreichen und gleichzeitig knappe Ressourcen effizient einzusetzen“, erklärt Irene Maier, Pflegedirektorin des UK Essen und Initiatorin des Projektes. „Es ist unser langfristiges Ziel, neue, zukunftsweisende Ansätze für multidisziplinäre Teams für die Pflege in unseren Kliniken zu entwickeln. Das in Kürze startende, 24-monatige Pilotprojekt auf der Modellstation H2 in der Klinik für Dermatologie soll dafür die Grundlage legen.
Die Ergebnisse des Modellprojektes sollen Mitte des Jahres 2018 präsentiert werden. „Wenn sich unsere Annahme bewahrheitet, dass sich die interdisziplinären Teams positiv auf die Qualität der Patientenversorgung auswirken, planen wir, die neu entwickelte Struktur in andere Kliniken auszuweiten. Unser langfristiges Ziel wäre dann, die Quote von akademisch qualifizierten Pflegenden im Universitätsklinikum insgesamt zu erhöhen“, gibt Pflegedirektorin Irene Maier einen ersten Ausblick auf den weiteren Projektverlauf.
Quelle: Pressemitteilung, Universitätsklinikum Essen, 01.04.2016
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