Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den wichtigen Risikofaktoren für Demenzerkrankungen im Alter. Während Hypercholesterinämie und Hypertonie vordergründig Atherosklerose in den Hirnaterien fördern und es zu kleineren Hirninfarkten kommen kann, können die damit verbundenen Entzündungsreaktionen auch zur vermehrten Bildung des schädlichen Beta-Amyloids führen. Eine Erkrankung an Morbus Alzheimer im Alter wird damit wahrscheinlicher.
Unentdeckte positive Effekte der Herz-Kreislauf-Medikamente
Doch was bisher in den Studien zur Zulassung der Medikamente nicht aufgefallen ist, deckte nun eine bevölkerungsbasierte Fallkontrollstudie aus Schweden auf. Denn die langfristige Einnahme von Antihypertensiva, Cholesterinsenkern und oralen Antikoagulanzien – also eine frühzeitige Behandlung der Herz-Kreislauferkrankungen – senkt wieder das Demenzrisiko. Dass dies bisher nicht aufgefallen ist, kann vor allem an der kürzeren Laufzeit der Studien zur Zulassung liegen und der geringen Teilnahme von älteren Patientinnen und Patienten.
Da sich Demenzerkrankungen über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte entwickeln, wurden sie in diesen Studien nicht erfasst. Der Nutzen der Blutdruck- oder Cholesterinsenker wäre erst nach dem Ende der Studien zu erwarten gewesen. Epidemiologische Studien können hier mehr Hinweise liefern. Für die aktuellen Erkenntnisse verglichen die Forschenden die Medikamentenverordnung von mehr als 88.000 Betroffenen, bei denen mit durchschnittlich 84 Jahren eine Demenzdiagnose gestellt wurde, mit den Daten von jeweils 10 Personen gleichen Alters, die nicht an Demenz erkrankt waren.
Vermindertes Demenzrisiko
Dabei ergaben sich für verschiedene Wirkstoffgruppen protektive Effekte, die nach fünf bis neun Jahren erkennbar wurden. Bei einer Einnahmedauer von mehr als zehn Jahren verstärkten sich diese sogar noch. So ist die Einnahme von Diuretika mit einem 25 Prozent verminderten Risiko assoziiert, an Demenz zu erkranken. Beta-Blocker senken das Risiko um 18 Prozent, ACE-Hemmer/Sartane und Kalziumblocker um 24 Prozent und für Lipidsenker betrug die Risikominderung 14 Prozent. Trotz des verbundenen Risikos von Hirnblutungen senkten auch orale Antikoagulanzien das Risiko, an Demenz zu erkranken, um 13 Prozent.
Die Kombination mehrerer Mittel steigerte zudem die protektiven Eigenschaften. Die Verbindung von zwei Antihypertensiva plus ein Diuretikum verminderte das Demenzrisiko um 34 Prozent. Thrombozytenaggregationshemmer hingegen steigern das Risiko einer Demenzerkrankung um 13 Prozent. Grund hierfür könnten die möglichen Mikroblutungen im Gehirn sein, die mit einem kognitiven Rückgang verbunden sind.
Diese Erkenntnisse könnten erklären, wieso insgesamt trotz der erhöhten Lebenserwartung die Inzidenz von Demenzerkrankungen in vielen Ländern gesunken ist. In den USA sei ein RÜckgang um 13 Prozent pro Dekade zu erwarten, eine schwedische Studie fand einen Rückgang von etwa 30 Prozent über 25 Jahre.
Quelle: aerzteblatt.de
Artikel teilen