COVID-19: Rheuma-Patienten erkranken nicht schwerer

Einfluss der Rheuma-Therapie
mg
Coronavirus
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Zu Beginn der Coronapandemie befürchtete man, dass Rheuma-Patienten schwerer an COVID-19 erkranken würden. Eine Analyse gibt nun aufschlussreiche Erkenntnisse zum Einfluss der Rheuma-Therapie auf den Krankheitsverlauf.

Da Rheuma-Patienten häufig Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen, stufte man sie zu Beginn der Coronapandemie als besonders gefährdet ein. Zu den Medikamenten gehören unter anderem Glukokortikoide, welche die Entzündungen an Gelenken schnell reduzieren können, oder Basistherapeutika, die die Entzündung langfristig angehen und eine fortschreitende Zerstörung der Gelenke verhindern sollen.

Vergleich zweier Register

Ein Forschungsteam um PD Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel, Universitätsklinikum Münster, und Prof. Dr. Alexander Pfeil, Universitätsklinikum Jena, widmete sich nun der Analyse dieser Befürchtung und wertete das COVID-19-Rheuma.de-Register der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) aus. Die Forschenden verglichen Daten von 366 Patienten und Patientinnen mit der gleichen Anzahl an Daten des LEOSS-Register („Lean European Survey on SARS-CoV-2“). Die zweite Gruppe litt nicht an Rheuma und erhielt keine Medikamente, die sich auf das Immunsystem auswirken können. Beide Patientengruppen wurden wegen ihrer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt.

Die Behandlung der Rheuma-Patienten bestand zu 56 Prozent aus Glukokortikoiden; zusätzlich erhielten die meisten Patienten und Patientinnen Basismedikamente. Hier kamen einerseits unspezifische Immunblocker wie Methotrexat zum Einsatz, andererseits auch Biologika, die gezielter in die Entzündungsreaktionen der Gelenke eingreifen. Darunter Wirkstoffe wie Adalimumab, Certolizumab, Infliximab oder Golimumab, die bei 10 Prozent der Patienten und Patientinnen im Einsatz waren. Diese Medikamente hemmen den Tumornekrosefaktor alpha (TNF), welcher an der Zerstörung der Gelenke beteiligt ist. Ebenso viele Patienten (11 Prozent) erhielten den Antikörper Rituximab: er unterdrückt die B-Zellen, die den Rheumafaktor und andere Antikörper produzieren, die das Immunsystem im Angriff auf die eigenen Zellen bildet.

Einfluss der Wirkstoffgruppen

Bei der Analyse entdeckten die Forschenden, dass diese beiden Wirkstoffgruppen den Verlauf einer Coronaerkrankung unterschiedlich beeinflussen. Bei der Behandlung mit Rituximab kam es 2,5 Mal so oft zu einem schweren Verlauf. „Das Medikament verhindert auch die Bildung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 und behindert deshalb die Abwehr der Viren“, berichtet Professor Pfeil. Kamen TNF-Hemmer hingegen zum Einsatz, verlief die Erkrankung weniger schwer. Hasseli-Fräbel und Pfeil mutmaßen, dass die TNF-Hemmer die Krankheit unterdrücken, ohne das Immunsystem zu hemmen.

Ein genereller negativer Einfluss der Rheuma-Erkrankung auf den Verlauf der Coronaerkrankung konnten die Forschenden nicht erkennen. Entgegen früherer Analysen, dass sich eine hohe rheumatische Aktivität negativ auf eine Infektion mit COVID-19 auswirkt, gaben die Daten hier keine Anzeichen. Die früheren Daten stammten noch aus der anfänglichen Pandemiezeit, bevor die Impfstoffe eingeführt wurden. 

Die Forschungsgruppe rät auch weiter zur Impfung der Rheuma-Patienten mit den vorhandenen mRNA-Impfstoffen, die unbedenklich seien für den Behandlungsverlauf. Zusätzlich sollten die Behandler darauf hinweisen, dass eine Impfung vor dem Behandlungsbeginn mit Rituximab sinnvoll sei oder bei bereits begonnender Behandlung kurz vor der nächsten Gabe des Wirkstoffs. Denn unter Rituximab sei die Aufbau einer entsprechenden Immunantwort gegen COVID-19 schwieriger. 

Literatur:
Rebecca Hasseli et al.: The protective effect of tumor necrosis factor-alpha inhibitors in COVID-19 in patients with inflammatory rheumatic diseases compared to the general population – A comparison of two German registries. Frontiers in Medicine 2024; DOI: 10.3389/fmed.2024.1332716.

Quelle: idw

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