COVID-19: Neue Erkenntnisse zur Beatmung
Wie ist die Wirksamkeit und die Auswirkung einer Beatmungstherapie bei Patienten mit COVID-19? Damit beschäftigt sich ein aktueller Beitrag von Prof. Dr. Luciano Gattinoni im „Journal der American Medical Association“ (JAMA). Gattinoni ist an der Universitätmedizin Göttingen (UMG) tätig, sein Kollege Prof. John J. Marini an der Universität Minnesota/USA. Beide sind bekannte Experten für Intensivtherapie, Lungenphysiologie und –pathophysiologie und mechanische Beatmung.
Ihr Beitrag betrachtet die Besonderheit des Lungenschadens bei COVID-19-Patienten. Sie wollten unter anderem die Frage klären, warum sich der Gesundheitszustand mancher Patienten eher verschlechtere als verbessere. Den Daten aus italienischen Kliniken entnahmen sie, dass die Lunge bei COVID-19-Patienten in der Initialphase nicht so stark in ihrer Mechanik beeinträchtigt ist, als es bei einer anderen Form der akuten Lungenentzündung vorkommt.
Keine Standardtherapie bei COVID-19
In der ersten Krankheitsphase sammle sich im Vergleich zu einer herkömmlichen Lungenentzündung weniger Flüssigkeit in der Lunge an. Dadurch bleibe sie ungewöhnlich lange gut dehnbar und elastisch. Aus diesem Grund raten die Wissenschaftler davon ab, eine Standardtherapie mit frühzeitiger Intubation und Intensivbeatmung durchzuführen. Wenn es zu einer bedrohlichen Atemnot komme, sollte zunächst eine angemessene Unterstützung des Gasaustausches und der Atmung durchgeführt werden. Werde diese an die verschiedenen Stadien der Krankheit angepasst, könne die Lunge mehr Zeit erhalten, um zu heilen und sich zu erholen.
John J. Marini, Luciano Gattinoni: Management of COVID-19 Respiratory Distress. JAMA Insights, Clinical Update, April 24, 2020, DOI:10.1001/jama.2020.6825.
Quelle: UMG
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