Für die Studie veranstaltete das Projektteam Ende 2021 vier Konzerte, bei denen die Corona-Spürhunde am Einlass an Tupfern mit Schweißproben aller Besucherinnen und Besucher rochen, um Corona-Infektionen zu entdecken. Die Trefferquote der Hunde lag bei fast 100 Prozent. Acht Hunde waren im Vorfeld darauf trainiert worden, SARS-CoV-2-positive-Proben am Geruch zu erkennen. Um zu bewerten, wie gut die Leistung der Corona-Spürhunde, Menschen auf SARS-CoV-2 zu screenen, in einer alltäglichen Situation funktioniert, organisierte das Projektteam vier Konzerte mit Fury in the Slaughterhouse, Bosse, Alle Farben und Sido.
Mehr als 2800 Teilnehmende
Insgesamt kamen 2.802 Teilnehmende zu den vier Veranstaltungen. Sie alle gaben Schweißproben ab, die den Tieren in einer Anordnung, bei der die Besucherinnen und Besucher keinen direkten Kontakt zu den Hunden hatten, präsentiert wurden. Zusätzlich hatten sich vor dem jeweiligen Konzert alle Teilnehmenden mit einem SARS-CoV-2-spezifischen Antigen-Schnelltest und einer RT-qPCR testen lassen. Zudem machten sie Angaben zu Alter, Geschlecht, Impfstatus und ihrer Krankheitsgeschichte.
Mehrheit geimpft
Die SARS-CoV-2-Spürhunde erreichten eine diagnostische Spezifität von 99,93 Prozent (Erkennung negativer Proben) bzw. eine Sensitivität von 81,58 Prozent (Erkennung positiver Proben). Die Gesamtrate übereinstimmender Ergebnisse betrug 99,68 Prozent. Die Mehrheit der Teilnehmenden war mit unterschiedlichen Impfstoffen und Impfschemata geimpft worden, mehrere Besucherinnen und Besucher litten an chronischen Krankheiten und wurden chronisch medikamentös behandelt. Dies hatte keinen Einfluss auf die Entscheidungen und die Arbeit der Hunde.
Alltagseinsatz organisatorisch möglich
Prof. Dr. Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo): „Unsere Ergebnisse zeigen, dass SARS-CoV-2-Spürhunde in einem realen Szenario eine hohe diagnostische Genauigkeit erreichen können. Impfstatus, frühere SARS-CoV-2-Infektion, chronische Erkrankung und Medikation der Teilnehmenden hatten keinen Einfluss auf die Leistung der Hunde, eine akute Infektion zu erkennen. Außerdem zeigt die Studie, wie es organisatorisch gut möglich ist, Corona-Spürhunde im Alltag einzusetzen.“
Das Projekt „Back to Culture“
Schon im Juli 2020 hatte ein Forschungsteam der Klinik für Kleintiere in einer Pilotstudie gezeigt, dass Hunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn in der Lage sind, Speichelproben SARS-CoV-2-infizierter und gesunder Menschen unter Laborbedingungen mit rund 94-prozentiger Sicherheit zu unterscheiden. Eine Folgestudie ergab, dass auch Schweiß und Urin geeignetes Probenmaterial sind. Ziel des gemeinsamen Projekts „Back to Culture“ war es, zu prüfen, wie und ob Großveranstaltungen durch den Einsatz von Corona-Spürhunden sicherer werden können. Die Studienergebnisse liefern zudem eine Aussage darüber, ob Corona-Spürhunde auch in anderen Alltagssituationen eingesetzt werden könnten.
Die Corona-Spürhunde
Im Alltag kommen Spürhunde täglich in vielen Bereichen zum Einsatz, wie zum Beispiel im Bereich der Sprengstoffsuche. Für eine gemeinsame Studie wurden darum im vergangenen Jahr Sprengstoffspürhunde der Bundeswehr und Spürhunde der AWiAS Aviation Services GmbH trainiert und getestet. Das Training der Hunde erfolgte mit Proben SARS-CoV-2-positiver Menschen, die zuvor chemisch inaktiviert wurden, um für Mensch und Tier während des Trainings die Gefahr einer Infektion auszuschließen. Für das Projekt „Back to Culture“ wurden Sprengstoffspürhunde der AWiAS Aviation Services GmbH trainiert. Die Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher kamen bei den Konzerten nicht mit den Hunden in Kontakt. Nachdem sie sich mit einem Wattepad über die Armbeuge gestrichen haben, gaben sie das Pad ab.
Quelle: TiHo
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