Braucht es eine neue Führungskultur in der Radiologie?

Keynote-Vortrag auf dem 103. Röntgenkongress in Wiesbaden
ab
Bestimmte Fähigkeiten können niemals von Künstlicher Intelligenz übernommen werden.
Anja Förster begann ihren Vortrag mit einem Rückblick in die Hochzeit der Industrialisierung. © DÄV/Barfuß
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Mehr Freiräume, Eigenverantwortung und ein anderes Verständnis von Menschenführung, das hält Keynote-Speakerin Anja Förster, Hamburg,  für zwingend notwendig, um dem zunehmenden Einsatz von  Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt entgegenzutreten. Auf dem 103. Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden überzeugte sie mit Strategien zum „Führen im digitalen Zeitalter“.   

Förster begann ihren Vortrag mit einem Rückblick in die Hochzeit der Industrialisierung: Simple Arbeitsabläufe dominierten, weder Kreativität, Freiräume oder eigene Vorschläge waren gefragt. „Warum kommt dauernd ein Gehirn mit, wenn ich eigentlich nur um Hände gebeten habe“, soll  – „so wird  zumindest mal kolportiert“ –  Autopionier Henry Ford einmal gesagt haben, sagte Förster. Vor rund 100 Jahren sollten Beschäftigte demnach fleißig und folgsam sein. Eigeninitiative und Co. waren kein Thema.  Und das habe nicht nur in der Industrie, sondern auch in der hierarchisch strukturierten Medizin gegolten, bekräftigte sie.

"Wir sind im Wissenszeitalter angekommen."

Natürlich, so Förster, brauche es auch heute in der Radiologie Menschen, die sorgfältig und fleißig ihren Job machen.  „Aber wir sind im Wissenszeitalter angekommen.“ Gerade die Radiologie benötige „Leute mit Verstand“. Nur: Verstand allein reiche in Zeiten zunehmender Digitalisierung nicht aus. Es gelte „den Blickwinkel zu ändern“ und sich zu fragen: Welche Fähigkeiten können niemals von Künstlicher Intelligenz übernommen werden? Ihrer Ansicht nach zählen dazu: 
Eigeninitiative, kreatives Problemlösen und Leidenschaft.  Dies sei ihr klargeworden, als „wir uns von unserem Steuerberater getrennt haben“, erläutert sie. Er habe zwar nie einen Fehler gemacht, doch die Ideen und Vorschläge, kreative Problemlösungen „kamen immer von uns“. 

Algorithmen nehmen keine Rücksicht

Wer austauschbar sei, werde ausgetauscht, warnte sie. Algorithmen nähmen darauf keine Rücksicht. Während konservative Führungskräfte auch heute noch folgsame Ja-Sager bevorzugten, forderten moderne, zum Beispiel der Gründer des Hedgefondsunternehmen Bridgewater Associates, Ray Dalio, die „Pflicht zum Widerspruch“ ein. „Niemand in meinem Unternehmen hat das Recht, seine Kritik zurückzuhalten!“Dafür brauche es aber„kognitive Vielfalt“, so Förster.

Psychologische Sicherheit ein Muss

Das mache das Leben der Vorgesetzten zwar herausfordernder, aber auch erfolgreicher. Voraussetzung für einen solchen Führungsstil sei zwingend die „psychologische Sicherheit“. Denn wer Angst habe, etwas falsch zu machen, bringe sich aus Gründen des Selbstschutzes nicht kreativ, mit Leidenschaft und Eigeninitiative ein. 

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