Bluthochdruck-Betroffene häufig unzureichend therapiert
In Deutschland ist fast die Hälfte der Bluthochdruck-Betroffenen nicht ausreichend therapiert und hat zu hohe Blutdruckwerte. Das beklagt Prof. Dr. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Hauptursachen seien Übergewicht und Fettleibigkeit infolge eines ungesunden Lebensstils sowie die wachsende Skepsis gegenüber Medikamenten. Eine Dauertherapie sei schwer vermittelbar. Denn die Erkrankten fühlten sich auch ohne die Therapie wohl. „Das ist aber nur eine gefährliche Illusion“, warnt van der Giet.
Unbehandelt gefährlicher als viele Krebserkrankungen
Die Bedeutung von Bluthochdruck in der Bevölkerung werde massiv unterschätzt. „Die Erkrankung wird oft bagatellisiert. Wenn ich mir aber die 10-Jahres-Überlebensrate meiner Patientinnen und Patienten anschaue, die ihre Medikamente weglassen, ist diese erschreckend gering. Ein unbehandelter Bluthochdruck ist letztlich gefährlicher als viele Krebsarten“, so die Einschätzung des Experten.
Hoffnung auf aktuellen WHO-Report
Die Deutsche Hochdruckliga hofft, dass der aktuelle WHO-Report (19. September 2023) aufrüttelt und die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik für die Notwendigkeit verstärkter Präventionsbemühen gegen Bluthochdruck sensibilisiert. Laut Weltgesundheitsorganisation leidet weltweit einer von drei Erwachsenen unter Hypertonie, vier von fünf Betroffenen werden nicht adäquat behandelt. Die unzureichend behandelten Patientinnen und Patienten haben ein hohes Risiko, in der Folge schwere Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein Nierenversagen zu erleiden – und letztlich auch daran zu versterben, wie van der Giet betont.
Folgeerkrankungen weltweit verdoppelt
Neben dem individuellen Leid, das durch Bluthochdruck verursacht wird, zeigt der WHO-Bericht vor allem auch die gesamtgesellschaftliche Perspektive auf. Die weltweit steigenden Erkrankungsraten und die damit verbundenen Folgekrankheiten – zwischen 1990 und 2019 hat sich die Zahl der Betroffenen verdoppelt – führen zu zahlreichen Todesopfern und belasten die Gesundheitsbudgets massiv. Laut WHO gehe es nun darum, den „stillen Killer“ aufzuhalten. Denn durch eine bessere Früherkennung und Versorgung der Betroffenen könnten weltweit bis 2050 76 Millionen Todesfälle vermieden werden.
Es braucht Blutdruckscreenings
„Wir brauchen großangelegte Informationskampagnen und Präventionsprogramme mit Blutdruckscreenings“, fordert der Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Hochdruckliga van der Giet. Diese würden sich auch auszahlen. „Unser Gesundheitssystem steht ohnehin vor großen ökonomischen Herausforderungen, nachhaltig kann es nur durch Prävention entlastet werden.“
Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie (2023)
Ein großer Schritt in diese Richtung wurde bereits mit der Publikation der Nationalen VersorgungsLeitlinie Hypertonie im Juni getätigt, die die Bedeutung der arteriellen Hypertonie als Gesundheitsrisiko klar herausstellt und in Arztpraxen zu routinemäßigen Blutdruckmessungen rät. „Ebenso wichtig ist es aber, dass Menschen ihren Blutdruck auch zu Hause messen und bei Bedarf ihren Lebensstil umstellen.“, so Prof. Dr. Florian Limbourg, Mitglied im Vorstand der Deutschen Hochdruckliga. Weitere Infos hier.
Quelle: idw/Deutsche Hochdruckliga/WHO
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