Der Fachkräftemangel in den Kliniken ist groß, die Arbeitsbelastung hoch. Ein deutsch-dänisches Forschungsprojekt unter der Leitung der Universität Süddänemark (SDU) möchte Fachkräfte entlasten. Die acht Projektpartner, darunter die Fachhochschule (FH) Kiel und die Universität zu Lübeck (UzL) sowie fünf Krankenhäuser in Süddänemark und Norddeutschland, wollen eine Reihe Assistenzroboter entwickeln und in der Praxis erproben. Die Roboter sollen triviale Aufgaben übernehmen, damit das Personal mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten hat. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „HospiBot“ läuft über drei Jahre und erhält im Rahmen des Interreg-Programms 1,6 Millionen Euro.
Drei Einsatzszenarien identifiziert
Sie müssen klein und flexibel sein und sich in lauten und hektischen Umgebungen zurechtfinden: Die Anforderungen an die Assistenzroboter, die im Rahmen des Forschungs- und Tansferprojekts „HospiBot“ entwickelt werden sollen, sind hoch. Schließlich sollen die Roboter Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal entlasten helfen. Damit dies gelingen kann, stimmen sich die Forscher/-innen eng mit den beteiligten Kliniken ab, betont Projektleiter Oskar Palinko. Der außerordentliche Professor für Robotik an der Universität Süddänemark koordiniert das HospiBot-Projekt. Zu Projektbeginn haben Kliniken und Hochschulen drei Einsatzszenarien identifiziert, erklärt Palinko: „Das Szenario ‚Begrüßen und Begleiten‘ wollen wir in Odense in der Kinderklinik erproben. Beim Szenario Patrolling geht es um Fragen der Sicherheit. Und unser Transport-Roboter soll Proben, Dokumente und ähnliches an vorgegebene Orte bringen.“
Auf Erfahrungen von „HandiRob“ zurückgreifen
Für ihre Arbeit greifen die Forscher/-innen auf Erfahrungen aus dem Projekt „HandiRob“ zurück. SDU, FH Kiel und UzL hatten einen Roboter entwickelt, der zum Desinfizieren der Hände auffordert. Aktuell nutzt ihn die Projektgruppe, um die Reaktion von Menschen auf die „Mimik“ eines Roboters zu erforschen. Die größte Herausforderung liege in der Interaktion mit dem Menschen, betont Prof. Franziska Uhing von der FH Kiel. Uhing verantwortet die Gestaltung der Benutzeroberfläche und möchte u. a. mithilfe von Eye-Tracking die Nutzerreaktionen erfassen: „Die Gestaltung der Körperform, der Augen, Sprache, Bewegungen, Licht und Ton sind entscheidend für den Gesamteindruck, der möglichst eine menschliche Note haben soll. Schließlich wollen wir, dass alle Beteiligten gerne mit den Robotern interagieren.“
Patrouillierender Roboter soll Notsituationen erkennen
Die Universität zu Lübeck realisiert das Konzept eines patrouillierenden Roboters. Dieser soll nicht nur abhanden gekommene Gegenstände auffinden, sondern auf seinen Kontrollgängen auch Notsituationen erkennen können. Robert Wendlandt arbeitet mit seinem Team an der kommunizierenden Sensoreinheit des Roboters. „Der Roboter soll über Display, Lautsprecher und Mikrofon Kontakt zu den Menschen aufnehmen, die über ihn Hilfe herbeirufen können“, erklärt Wendlandt. Dabei arbeite der Roboter datensparsam: „Das heißt, er nimmt keine Videos von Personen auf, sondern verarbeitet reduzierte Formmodelle oder Wärmedaten.“
Reaktionen entscheidend für weitere Entwicklung
Die ersten patrouillierenden Assistenzroboter sollen im Herbst 2024 durch die Krankenhausflure der Kooperationspartner in Süddänemark und Schleswig-Holstein rollen. Bereits jetzt versieht der erste „Empfangs-Roboter“ seinen Dienst: In der Kinderklinik in Odense begrüßt er winkend die jungen Patientinnen und Patienten, plaudert mit Besuchern, zeigt den Weg. Den Kindern soll er die Angst vorm Krankenhaus nehmen und den Forscherinnen und Forschern wichtige Erkenntnisse verschaffen: Die Reaktionen von Patienten, Besuchern und Pflegepersonal sollen in die weitere Entwicklung einfließen, betont Projektleiter Palinko: „Wir können die perfekte technische Lösung finden, aber wenn die Menschen den Roboter nicht benutzen, wird er nur in der Ecke stehen und ein Flop sein.“
Hier gibt es ein Video zum HospiBot.
Quelle: idw/FH Kiel
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