Was denken Apotheker und Ärzte über neue Switches? „Die Zustimmung ist groß: 85 Prozent der Apotheker und 51 Prozent der Ärzte sprechen sich dafür aus, mehr Wirkstoffe aus der Verschreibungspflicht zu entlassen“, so Prof. Dr. Niels Eckstein von der Hochschule Kaiserslautern, der die Umfragen wissenschaftlich begleitet hat, auf der 2. Switch-Konferenz des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller in Berlin. Apotheker und Ärzte sehen vor allem bei der Behandlung allergischer Erkrankungen wie Heuschnupfen oder bei Hauterkrankungen wie Akne weiteres Potenzial für die Selbstmedikation.
Die repräsentative Befragung der Apotheker zeigt, dass diese in einer verstärkten Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln eine Chance sehen: 95 Prozent geben an, dass hierdurch ihre heilberufliche Kompetenz gestärkt werde. Ärzte hingegen sehen durch mehr Switches eher eine Rollenverschiebung: 41 Prozent sind der Meinung, dass ihre Bedeutung als Ansprechpartner bei allgemeinen Gesundheitsproblemen abnehmen könnte, jedoch ihre Kompetenz bei schwerwiegenden Erkrankungen gestärkt werde (33 Prozent).
Neben den Heilberuflern Apotheker und Arzt wurde auch die Bevölkerung befragt. Mehr als jeder Zweite sieht die Entlassung von Arzneimitteln aus der Verschreibungspflicht positiv. Als Begründung hierfür geben die Befragten an, so eine höhere Mitsprachemöglichkeit bei der Arzneimitteltherapie zu haben und sich den Weg zum Arzt sparen zu können. Insgesamt sehen sie sich vom Apotheker gut beraten.
Die Selbstmedikation gewinnt immer mehr an Bedeutung
Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH, sieht in neuen Switches vor allem einen therapeutischen Fortschritt für Patienten: „Der niedrigschwellige Zugang zu bewährten rezeptfreien Arzneimitteln in der Apotheke erleichtert einen schnellen Behandlungsbeginn. So können Patienten früher gesund werden, und es lassen sich Ansteckungsrisiken vermindern.“
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Ärztemangels werde die Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln immer mehr an Bedeutung gewinnen. „Und damit es für Patienten auch in der Selbstmedikation Innovationen gibt, benötigen wir weitere Switches. Jeder aus der Verschreibungspflicht in die Apothekenpflicht entlassene Wirkstoff bedeutet frisches Blut für die Selbstmedikation. Dies geht natürlich nur, wenn die Rahmenbedingungen für die Arzneimittelhersteller stimmen“, so Kroth.
Er fordert deshalb unter anderem eine dreijährige Marktexklusivität für Produkte, die aus der Verschreibungspflicht entlassen wurden. Denn sobald ein Produkt geswitcht ist, können Wettbewerber unter den gleichen Bedingungen in den Markt eintreten.
Quelle: BAH, 12.06.2018
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