Apheresetherapie bei Post COVID: Chance oder Risiko?

Neurologen raten derzeit ab.
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© MQ-Illustrations, stock.adobe.com
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Die Apheresetherapie bei Post COVID wird kontrovers diskutiert. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfiehlt sie derzeit allerdings nicht. Das Verfahren berge Risiken, es brauche dringend randomisierte kontrollierte Studien.   

Rund 10 Prozent aller COVID-19-Erkrankten könnten Post-COVID-Symptome davontragen, so die DGN. Meist handele es sich um neurologische Beschwerden wie Konzentrationsstörungen, Fatigue oder Schmerzen. Die Betroffenen suchten  bei Neurologinnen und Neurologen Hilfe. Ursächliche Therapien mit wissenschaftlichem Wirksamkeitsnachweis fehlten jedoch bislang.

Unterschiedliche Formen der Blutwäsche 

Ein Therapieansatz, der immer wieder diskutiert wird, ist die Apheresetherapie. Es gibt zwei unterschiedliche Formen dieser Blutwäsche. Bei der Lipidapherese werden primär Blutfette entfernt, bei der Immunadsorption (Auto-)Antikörper. Beide Therapieformen werden bei Post COVID diskutiert und praktiziert, obwohl es bislang noch keine randomisierten kontrollierten Studien zu einer der beiden Apherese-Formen gibt. Solche Studien sind laut DGN aber zwingend erforderlich, um die Wirkung und Sicherheit der Therapien nachzuweisen.

Erfahrungen mit Immunadsorption

Mit der Immunadsorption habe die Neurologie gute Erfahrungen. Diese Therapie komme bei verschiedenen neuroimmunologischen Erkrankungen, z.B. Neuromyelitis optica, Myasthenia gravis oder dem Guillain-Barré-Syndrom, zur Anwendung und führe dort nachweislich zu Symptomreduktion und Verkürzung der Erkrankungsdauer, da die „krankmachenden“ Autoantikörper mit dem Verfahren aus dem Blut gefiltert würden. 

Apherese kann auch schaden 

„Allerdings heißt das nicht, dass diese Therapie auch bei Post COVID hilft“, erklärt DGN-Generalsekretär und -Pressesprecher Prof. Dr. Peter Berlit, „bislang ist nicht erwiesen, ob Autoantikörper die neurologischen Post-COVID-Symptome tatsächlich auslösen.“ Andere Krankheitsursachen, die diskutiert werden, sind u.a. eine Viruspersistenz, die Aktivierung anderer Viren (z.B. EBV), ein Kortisonmangel oder eine psychische Erschöpfung. Eine Apherese könnte in diesen Fällen wenig ausrichten, womöglich sogar schaden.

Randomisierte kontrollierte Studien erforderlich 

Und selbst wenn Post-COVID autoantikörpervermittelt sein sollte, müssten zunächst Studien zeigen, dass die Immunadsorption hierbei wirkt und einer medikamentösen Immuntherapie überlegen ist.Für den Wirkungsnachweis sind randomisierte kontrollierte Studien erforderlich. Um einen Placeboeffekt auszuschließen, muss dabei die Kontrollgruppe einem invasiven Scheinverfahren unterzogen werden. Solche Studien sind aufwendig, wurden nun aber an verschiedenen neurologischen Zentren gestartet. „Solange die Ergebnisse dieser Studien nicht vorliegen, können wir die Immunadsorption nicht empfehlen“, erklärt Berlit.

Invasives Verfahren

Der Experte betont, dass es sich schließlich um ein invasives Verfahren handelt, das nicht risikofrei ist: Die Betroffenen werden bei dem Verfahren mit Heparin behandelt, damit das Blut nicht außerhalb des Körpers gerinnt, was in Folge zu Blutungskomplikationen führen kann. Auch allergische Reaktionen sind nicht ausgeschlossen. „Selbst bei neuroimmunologischen Krankheiten, bei denen Studien einen Wirkungsnachweis erbracht haben, wägen wir Nutzen und Risiken immer sorgfältig ab. Die Immunadsorption stellt auch bei einigen dieser Indikationen nicht immer die erste Therapie der Wahl dar, sondern kommt oft erst dann zum Einsatz, wenn die Betroffenen auf andere Behandlungen nicht angesprochen haben.“

Die DGN spricht sich dafür aus, mit der gleichen Sorgfalt und Wissenschaftlichkeit bei Post-COVID-Erkrankten vorzugehen. Von Apheresebehandlungen außerhalb von klinischen Studien rät sie zum jetzigen Zeitpunkt ab.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
 

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