Die aktuelle Herbstwelle schlägt sich in der Datenanalyse des ALM e.V. für die 41. Kalenderwoche (10.–16.10.2022) nieder. Es zeigt sich der erwartete weitere Anstieg der SARS-CoV-2-PCR-Testzahlen. In der vergangenen Woche wurden demnach insgesamt 849.876 SARS-CoV-2-PCR Untersuchungen in den fachärztlichen Laboren durchgeführt, dies sind 4 Prozent mehr als noch in der Vorwoche (KW 40: 814.569). Davon wurden 452.945 Tests positiv befundet (KW 40: 458.273). Die Positivrate lag in der vergangenen Woche bei 53,3 Prozent und damit leicht unter dem Niveau der Vorwoche (56,3 Prozent).
Untererfassung kritisiert
Allerdings weist der fachärztliche Berufsverband abermals auf die Untererfassung der tatsächlichen Infektionszahlen hin, da auch aus medizinischen Gründen nicht mehr alle symptomatischen Personen mit positivem SARS-CoV-2-Antigentest zur Bestätigung mit einem PCR-Test untersucht werden. Die positiven Antigentests aus den Teststellen fließen zudem nicht in die Corona-Statistik des Robert Koch-Instituts zur Inzidenzberechnung ein. Im bundesweiten Durchschnitt lag die Auslastung der 183 teilnehmenden medizinischen Labore in Bezug auf SARS-CoV-2-PCR-Tests bei 34 Prozent (Vorwoche: 32 Prozent). Die in den fachärztlichen Laboren verfügbaren SARS-CoV-2-PCR-Kapazitäten wurden für die laufende 42. Kalenderwoche mit 2,5 Millionen Tests ermittelt.
Zur Diskussion um kostenlose Bürgertests gibt Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzende der Akkreditierten Labore in der Medizin, zu bedenken: „Zunächst sollte klargestellt werden, dass kranke Menschen in ärztliche Behandlung gehören, denn dort erhalten die Patientinnen und Patienten eine adäquate medizinische Versorgung und Diagnostik.“ Die vergangenen Infektionswellen hätten gezeigt, dass anlasslose SARS-CoV-2-Testungen keinen signifikanten Einfluss auf die Eindämmung der Pandemie hätten. Müller plädiert dafür, den Arztvorbehalt zur Feststellung übertragbarer Krankheiten im Sinne der bestmöglichen Patientenversorgung wieder im Infektionsschutzgesetz einzuführen.
DKLM-Diskussion zu Pandemic Preparedness
Über Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Pandemie diskutierten Expertinnen und Experten am vergangenen Donnerstag beim ALM-Symposium „SARS-CoV-2 – Pandemic Preparedness – Was nehmen wir mit und was machen wir künftig besser“ auf dem Deutschen Kongress für Laboratoriumsmedizin (DKLM) in Mannheim (und hybrid), einer gemeinsamen Veranstaltung von DGKL und DVTA. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Tino Sorge, fasste in seinem Statement zusammen, dass man besser in die Vorhaltekosten der Labore investieren solle und damit in qualitativ hochwertige Testungen. Im Hinblick auf die nationale Reserve müsse man, neben dem Vorhalten von Schutzkleidung, auch an die Testkapazitäten denken. „Wir müssen genug Testkapazitäten in einer Pandemie vorhalten, und das geht nur zusammen mit den fachärztlichen Laboren”, so das Fazit von Tino Sorge, MdB.
Der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH) und Geschäftsführer von DiaSorin Deutschland, Dr. Thorsten Hilbich, verwies auf die gemeinschaftliche Kraftanstrengung, innerhalb weniger Wochen, die Labore in Deutschland mit ausreichend Testmaterialien zu versorgen. Man habe durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Rahmen der Pandemiebewältigung „den Wert der Diagnostik greifbar gemacht“, so Dirk Schick von Roche Diagnostics, ebenfalls Mitglied im Vorstand des VDGH.
Dass die Arbeit der Labore erstmals für viele Menschen sichtbar geworden sei, war auch das Fazit von Dr. Katrin Borucki, die als Direktorin des Instituts für Klinische Chemie der Otto-von-Guericke-Universitätsklinik Magdeburg ihre Erfahrungen in einem Kliniklabor schilderte. Ihr Motto in der Pandemie: „Machen ist wie wollen, nur eben krasser!“. Der Vorsitzende der Akkreditierten Labore in der Medizin verwies abschließend auf die Leistungsfähigkeit der humanmedizinischen Labore in Deutschland und darauf, dass COVID-19 eine medizinische Diagnose sei und diese den Ärztinnen und Ärzten vorbehalten bleiben müsse.
Quelle: ALM e. V.
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