Die anhaltende Coronapandemie sorgt dafür, dass es immer wieder neue Wellen gibt. Vor dem Hintergrund möglicher hoch pathogener Atemwegsviren haben Dr. Andreas Müller-Schiffmann und Prof. Carsten Korth am Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, nun eine neuartige Lösung vorgeschlagen: eine ungiftige niedermolekulare Verbindung mit starker Aktivität gegen alle sechs Virusfamilien (PAV-431), die die meisten Viruserkrankungen der Atemwege beim Menschen verursachen. Die Untersuchung wurde von Prosetta Biosciences, USA, geleitet und aktuell in der Zeitschrift Royal Society Open Biology veröffentlicht. Die Forschenden stellen neuartige Substanzen vor, die verhindern sollen, dass ein Atemwegsvirus körpereigene Proteine „zweckentfremdet“ und für seine Vermehrung (Replikation) missbraucht. Im Rahmen eines internationalen Autorenteams waren aus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) Drs. Lisa Müller, Philipp Ostermann, Marc Andree und Profs. Ortwin Adams sowie Heiner Schaal beteiligt.
Wirkung gegen SARS-CoV-2 & Co
Während traditionelle antivirale Medikamente das Virus selbst attackieren, sollen die neuartigen Substanzen verhindern, dass das Virus körpereigene Proteine zur Replikation benutzen kann. Dadurch werde gleichzeitig das zellspezifische vom Virus gestörte zelluläre Gleichgewicht wiederhergestellt. Die antiviralen Substanzen, die das Potenzial haben, für den klinischen Gebrauch weiterentwickelt zu werden, sollen gegen verschiedene respiratorische Viren, wie Influenza, SARS-CoV-2 oder RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) wirken, weil diese Viren alle ähnliche körpereigene Proteine in Zellen des Atemwegsystems „kapern“. Die Hoffnung ist nun, dass diese Substanzen weiterentwickelt werden können und effektiv gegen Corona-, Influenza- oder andere hochansteckende Atemwegsviren und gegebenenfalls sogar deren Folgeerkrankungen wie Long COVID eingesetzt werden könnten.
Den Viren einen Schritt voraus?
„Wenn man bedenkt, wie schnell sich SARS-CoV-2 nach seiner Übertragung auf den Menschen weltweit ausbreitete, sollte die Sorge um hoch pathogene Atemwegsviren nicht als abstrakte, hypothetische Bedrohung betrachtet werden“, sagt Prof. Dr. Carsten Korth. Es werde eine technische Lösung benötigt, die den Grad der Unsicherheit und die Schwankungen bei der Pandemievorsorge und -bekämpfung berücksichtigt. „Andernfalls werden antivirale Gegenmaßnahmen weiterhin auf ein sich ständig bewegendes Ziel abzielen und immer einen Schritt zurückbleiben“, so Korths Sorge. Denn das Risiko einer neuen Pandemie sei aktuell durch die Vogelgrippe, RSV oder einen anderen virulenten Erreger, der bekanntermaßen in Tierreservoiren vorkommt, ständig präsent.
Quelle: idw/HHU
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