Zoonosen: Essverhalten von Wildfleisch ändern?

Risiken der Übertragung reduzieren
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Wildfleisch in Afrika
© Manok, stock.adobe.com
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Zoonosen sind eine große Gefahr, wie SARS-CoV-2 einmal mehr gezeigt hat. Das Essen von Wildtierfleisch gilt dabei als einer der großen Risikofaktoren für das Ausbrechen. Lässt sich dieser Konsum Richtung weniger risikoreichen Verhaltens steuern?

Wie sich das Verhalten ändern lassen könnte, hat ein internationales Konsortium aus zwölf Forschungseinrichtungen in fünf Ländern untersucht. Federführend koordinieren die Marburger Umweltökonomen Prof. Dr. Björn Vollan und der Postdoc Dr. Ivo Steimanis das Projekt „Behavior Change“, das von der Volkswagen Stiftung mit insgesamt 1,5 Millionen Euro gefördert wird.

Oft essenzielles Nahrungsmittel

Wildtierfleisch ("Bush Meat") sei ein essenzielles Nahrungsmittel in den betrachteten afrikanischen Staaten Elfenbeinküste und Liberia. Die Speisekarte reiche dabei von großen Nagetieren über Antilopen und Affen bis hin zu Elefanten, etwa in den Spezialitätenrestaurants der Küstenmetropole Abidjan, berichtet Ivo Steimanis. In der Wildnis gejagt, gelange das Fleisch direkt über die Jäger oder Zwischenhändler aus ländlicher Gegend bis in die Städte, wo Wildfleisch als ein Statussymbol gelte und hoch gehandelt werde. „Wir wollen entlang dieses Gradienten die kontext-spezifischen sozial-ökologischen Gegebenheiten untersuchen“, sagt Björn Vollan. Auf dem Land hingegen, wo Armut herrsche, sei Wild einfach eine wichtige Proteinquelle und notwendig für die Ernährung.

Was prägt den Konsum dieses Fleisches?

Die Forscherinnen und Forscher wollen in einem ersten Schritt herausfinden, welche persönlichen Merkmale, kulturellen Normen und ökonomische Faktoren die Jagd, den Handel und vor allem den Konsum von Fleisch prägen. Dazu soll im Rahmen des Projektes in der Elfenbeinküste und in Liberia mit sogenannten „Maquis“ – das sind kleine, oft informelle Restaurants – zusammengearbeitet werden. Diese Maquis sollen als Reallabor genutzt werden, um mögliche Alternativen zum Wildfleisch in Kombination mit Verhaltensintervention zu testen und den Wildfleischkonsum zu reduzieren.

Risiko: Zerstörung und Verkleinerung von Ökosystemen

Der Biologe Dr. Hjalmar Kühl vom Senckenberg-Museum in Halle erstellt zunächst eine Bestandsaufnahme: Wie ist der Zustand der Ökosyteme? Welche Arten kommen konkret vor? Und was wird gejagt und konsumiert? „Bekannt ist, dass mit der Zerstörung und Verkleinerung von Ökosystemen auch das Risiko für Zoonosen steigt“, betont Vollan. Die Datenerhebungen werden in Kooperation mit lokalen Forschungsassistentinnen und -assistenten sowie Studentinnen und Studenten gemacht. Dabei sollen die Forscher aus dem Senegal (Veterinärmedizinerin Dr. Andrée Prisca Ndour) und der Elfenbeinküste (Anthropologe Dr. Gilbert Fokou und Biologe Dr. Celestin Kouakou) eine leitende Rolle einnehmen. Ziel der Forscherinnen und Forscher ist es, herauszuarbeiten, wie sich die Konsumgewohnheiten von ländlichen Gebieten hin zu den Städten verschieben und ob sich potenziell gefährliche Corona-, Filo-, oder Hantaviren im Fleisch befinden.

Sind Interventionen möglich?

In einem zweiten Schritt will das Konsortium untersuchen, wie sich die Konsumgewohnheiten durch Interventionen ändern lassen, um das Risiko für neue Zoonosen zu mindern. „Doch da stehen wir noch am Anfang. Die Interventionen sollen basierend auf den Voruntersuchungen, transdisziplinär mit den verschiedenen Stakeholdern vor Ort gemeinsam entschieden werden“, sagt Vollan. Interventionen könnten beispielsweise in Aufklärung und Information zu den Risiken liegen, oder in alternativen Lieferketten, in denen Fleisch von Zuchttieren den Wildtierkonsum ersetzt. Das Fleisch von Zuchttieren weise eine geringere Belastung mit fremden Krankheitserregern auf.

Vorbehalte abbauen

Vorstellen können sich die Forscherinnen und Forscher auch sogenannte „Blind Tastings“ von Gerichten mit echtem und gezüchtetem „Wildfleisch“, um weitverbreitete Vorbehalte gegenüber gezüchtetem Wild abzubauen. Auch das Potenzial von Rabattaktionen zur Konsumsteuerung können sich die Forscherinnen und Forscher vorstellen. Die Ausarbeitung der Intervention erfolgt dann in Workshops mit allen Beteiligten – Forscher, Restaurantbesitzer und Konsumenten.

Info: Projekt „Behavior Change“:
Das Projekt „Behavior Change“ wird über vier Jahre von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen des Programms „Global Issues – Preventing Pandemics: the Role of Human-Environmental Interactions“ mit rund 1,5 Millionen Euro unterstützt, wovon 448.000 Euro nach Marburg fließen.

Quelle: idw/Philipps-Universität Marburg

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