Zika-Virus-Infektionen

Virologie
Ursula Brett
Zika-Virus-Infektionen
Das Zika-Virus gehört zur Gattung Flavivirus innerhalb der Familie Flaviviridae. © fotolia
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Die rasche Ausbreitung des Zika-Virus bereitet den Gesundheitsbehörden der betroffenen Länder in Lateinamerika zunehmend Sorgen.

Zusammenfassung

Das Zika-Virus gehört zur Familie der Flaviviren. Es weist eine enge Genverwandtschaft mit dem Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus auf. Das Virus zirkuliert bereits seit Jahrzehnten in Afrika und Ostasien. Vereinzelt wurde bei Reiserückkehrern z.B. aus Thailand eine Zika-Virus-Infektion diagnostiziert. Größere Ausbrüche sind erst seit 2007 in Mikronesien und aus anderen Inselstaaten im pazifischen Raum bekannt. Im April 2015 wurde erstmals von Zika-Virus-Infektionen in Südamerika berichtet. Inzwischen hat sich die Zika-Epidemie, ausgehend von Brasilien, dem am stärksten betroffenen Land, in Mittel-, Südamerika und auf den Karibischen Inseln ausgebreitet.
Das Zika-Virus wird durch Stiche infizierter Gelbfieber-Mücken, seltener durch Asiatische Tigermücken auf den Menschen übertragen. Bei 70% bis 80% der Infizierten verläuft die Infektion ohne Symptome, nur ca. 20% der Erkrankten zeigen grippeähnliche Symptome, die nach einer Woche abklingen. Gefährlich kann eine Infektion mit dem Zika-Virus für eine Schwangere werden, wenn die Infektion während der ersten Wochen der Schwangerschaft erfolgt. Infektion des Föten kann die Ursache einer Schädel-Hirn-Fehlbildung, der Mikrozephalie, sein. Zur Bestätigung einer Zika-Virus-Infektion stehen für den direkten Erregernachweis kommerziell erhältliche RT-PCRs zur Verfügung. Für den Antikörpernachweis sind seit Anfang dieses Jahres ein hoch spezifischer und sensitiver ELISA und ein indirekter Immunfluoreszenz-Test erhältlich.
Da weder spezifische Therapeutika noch eine Schutzimpfung für eine Zika-Infektion zur Verfügung stehen, beruht die Vorbeugung allein auf einem konsequenten Mückenschutz.

Schlüsselwörter: Zika-Virus; Flaviviren; Antikörpernachweis

Abstract

The Zika virus belongs to the family of flaviviruses. It has a close genetic relationship to the dengue virus and the Chikungunya virus. For decades, the virus has been circulating in Africa and East Asia. Occasionally, travellers returning from Thailand, for instance, had been diagnosed with Zika virus infection. Only since 2007, onsets on a larger scale have become known in Micronesia and other island states in the Pacific region. In April 2015, Zika virus infections were reported of in South America for the first time. By now, the Zika epidemic has spread from Brasil – the country worst affected – to Central and South America as well as the West Indies.
The Zika virus is transmitted by stings of infected yellow-fever mosquitos, less often by Asian tiger mosquitos. In 70% to 80% of the infected persons the infection does not show any symptoms – only
20% have flu-like symptoms that ease off after a week. A Zika virus infection can become dangerous for pregnant women if they are infected within the first weeks of the pregnancy. Infection of the fetus may be a cause for skull-brain malformation, i.e. microcephaly.
In order to verify a Zika virus infection, commercially available RT-PCRs are suitable for pathogenic detection. For antibody detection, a highly specific and sensitive ELISA and an indirect immunofluorescence test are available since the beginning of this year. As there are neither specific therapeutics nor vaccination against a Zika infection, prevention can only consist in systematic protection against mosquitos.

Keywords: Zika virus; flaviviruses; antibody detection

Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), des US-amerikanischen Center for Disease Control Prevention (CDC) und das Robert Koch-Institut in Berlin beraten derzeit über das Ausmaß der seit Herbst 2015 in Mittel- und Südamerika herrschenden Zika-Virus-Epidemie sowie über einen möglichen Zusammenhang zu den ungewöhnlich häufig auftretenden Fehlbildungen des Gehirns bei Neugeborenen. Die rasche Ausbreitung des Zika-Virus bereitet den Gesundheitsbehörden der betroffenen Länder in Lateinamerika zunehmend Sorgen. Der Infektionsmediziner Dr. Marcos Espinal, Leiter der WHO-Abteilung für übertragbare Krankheiten, rechnet damit, dass bis zu vier Millionen Menschen infiziert werden könnten. Bisher ist das Zika-Virus in mehr als 23 Regionen Amerikas aufgetreten. Die WHO hat am 1. Februar 2016 den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Gründe dafür sind die Schnelligkeit, mit der das Virus Menschen infiziert, und das Risiko für Ungeborene. Die Verantwortlichen der WHO betonen jedoch, dass es keinen Anlass zur Panik gibt, da viele Infektionen ohne Symptome verlaufen, nur bei jedem 3. bis 4. Infizierten treten grippeähnliche Krankheitssymptome auf. Bis jetzt wurden im Verhältnis zur hohen Anzahl der Verdachtsfälle erst wenige Infektionen mikrobiologisch bestätigt. Ursache dürften bisher u.a. zu wenige und mangelhafte Diagnosetests sein. Seit Anfang dieses Jahres stehen in Deutschland entwickelte hochsensitive und spezifische ELISAs und IFA-Tests zur schnellen Diagnostik der Zika-Infektion zur Verfügung.

In Deutschland sind seit Oktober 2015 einige Zika-Virus-Infektionen bei Reiserückkehrern aus dem aktuellen Epidemiegebiet diagnostiziert worden. Da in Deutschland bislang keine Meldepflicht für Zika-Virus-Infektionen besteht, sind genaue Zahlen nicht bekannt. Da die Infektionen meist ohne Symptome verlaufen, ist es denkbar, dass weitere Reiserückkehrer infiziert waren, ohne das bemerkt zu haben.

Zeitlicher Überblick der Verbreitung des Zika-Virus

Das Zika-Virus gehört zur Gattung Flavivirus innerhalb der Familie Flaviviridae. Es ist ein behülltes positives Einzelstrang RNA-Virus. Bisher sind zwei genetische Linien beschrieben: die afrikanische und die asiatische Linie. Erstmals festgestellt wurde das Virus 1947 bei einem Rhesusaffen, der in einer Studie zur Untersuchung der Gelbfieber-Virus-Infektion im Zika-Forest bei Entebbe in in Uganda gehalten wurde, daher die abgeleitete Namengebung. Affen gelten als die natürlichen Wirte. Die ersten Zika-Virus-Infektionen bei Menschen wurden 1952 in Uganda und Tansania beschrieben. Fast 40 Jahre lang fiel die Krankheit nur durch wenige Einzelfälle in einigen afrikanischen und ostasiatischen Ländern auf, darunter Uganda, Tansania, Zentralafrikanische Republik, Senegal, Nigeria, Sierra Leone sowie in Thailand, Vietnam, Malaysia und auf den Philippinischen Inseln im westlichen Pazifik. Serologischen Studien zufolge ist das Zika-Virus in diesen Regionen weit verbreitet, galt jedoch bisher als harmlos. Wenn bei Infizierten überhaupt Symptome auftraten, wurden nur relativ milde Krankheitsverläufe bekannt.

2007 wurde das Virus erstmals außerhalb von Afrika und Asien entdeckt. Es kam zu einem größeren Ausbruch auf der mikronesischen Yap-Insel. 75% der Bevölkerung erkrankten an einer Zika-Virus-Infektion. Vermutlich stammte der Erreger dieser Epidemie aus Südostasien. 2013 folgte ein weiterer größerer Ausbruch auf einigen Inseln von Französisch-Polynesien wie Bora Bora, Tahiti. Rund 10% der Bevölkerung erkrankten. Ausgehend von dort gelangte das Zika-Virus nach Neu-Kaledonien, einer ebenfalls zu Frankreich gehörenden Inselgruppe im Pazifik, wo mehr als 400 Krankheitsfälle bestätigt wurden. Im März 2014 erreichte das Virus die mehrere tausend Kilometer entfernte Osterinsel. Vor diesem Ausbruch konnte anhand von Studien mit Blutspenderseren nachgewiesen werden, dass es dort zuvor noch keine Zika-Virus-Epidemie gegeben hatte.

Anfang 2015 erregte das Zika-Virus größeres Aufsehen, als in Brasilien die ersten Infektionen mit dem Zika-Virus, das zur asiatischen Linie gehört, bekannt wurden. Seitdem verbreitet sich das Virus unerwartet schnell über den südamerikanischen Kontinent, Mittelamerika und die Kanarischen Inseln mit ständig steigenden Infektionszahlen. Neben Brasilien mit über zwei Millionen gemeldeten Verdachtsfällen (Januar 2016) ist Kolumbien besonders stark betroffen. Hier wurden seit Oktober 2015 rund 15.000 Verdachtsfälle registriert. Außerdem wurden bisher aus Barbados, Bolivien, der Dominikanischen Republik, aus Ecuador, El Salvador, Französisch-Guyana, Guatemala, Guadeloupe, Guyana, Haiti, Honduras, Martinique, Mexiko, Panama, Paraguay, Puerto Rico, Surinam und Venezuela verdächtige Zika-Virus-Fälle gemeldet (Abb. 1).

Abb. 1: Übersicht der Länder in Zentral- und Südamerika in denen Zika-Virus-Infektionen auftreten. | © WHO

Bisher war nur wenig über das Zika-Virus und die damit in Verbindung stehende Mikrozephalie bekannt. Dies kann daran liegen, dass in den Ländern in Afrika und in Ostasien, in denen schon seit Jahrzehnten Zika-Virus-Infektionen auftreten, die Bevölkerung die Infektion bereits im Kindesalter durchmacht und ein Großteil der Frauen bei der ersten Schwangerschaft schon immun ist, während in Mittel- und Südamerika, wo das Zika-Virus zum ersten Mal auftritt, noch kein Immunschutz in der Bevölkerung vorhanden ist. Erst
2013 kam der Verdacht auf, dass eine Zika-Virus-Infektion schwerwiegendere Folgen haben kann, als bei Patienten in Polynesien bei Infektionen mit dem Zika-Virus vermehrt das Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert wurde und seit 2015 in Brasilien über einen parallelen Anstieg der Guillain-Barré-Syndrom- und der Mikrozephalie-Fälle sowie der Zika-Infektionen berichtet wurde.

Übertragung

Die Übertragung des Zika-Virus auf den Menschen erfolgt durch infizierte Stechmücken, hauptsächlich durch Aedes aegypti, bekannt als Gelbfiebermücke, die in weiten Teilen der Tropen und in subtropischen Ländern verbreitet ist, seltener durch Aedes albopictus, die asiatische Tigermücke, die auch in gemäßigten Breiten anzutreffen ist. Die Mücken brüten insbesondere während der Regenzeit in der Nähe von Siedlungen, wo sie in kleinen Wasseransammlungen wie Gefäßen und Pfützen ihre Eier ablegen, aus denen in wenigen Tagen die Larven schlüpfen. Die aggressiven Mücken stechen vorwiegend am Tag, aber auch nachts, teilweise durch die Kleidung hindurch.

Die Möglichkeit der Übertragung der Zika-Viren durch ungeschützten Geschlechtsverkehr ist durch amerikanische Wissenschaftler bestätigt worden. Es ist jedoch noch nicht geklärt, wie lange das Virus im Sperma überleben kann.

Nicht bestätigt ist bisher, ob eine Übertragung durch virushaltigen Speichel möglich ist.
Auch kann aufgrund der Häufigkeit asymptomatischer Infektionen in den Epidemiegebieten nicht ausgeschlossen werden, dass Zika-Viren durch infektiöse Blutkonserven und Blutprodukte übertragen werden können.

Blutspendedienste sollten vermeintlich gesunde Touristen in den ersten 28 Tagen nach der Rückkehr aus Risikogebieten nicht als Spender einsetzen.

Krankheitsverlauf

Eine Zika-Virus-Infektion verläuft in etwa 70% bis 80% der Fälle asymptomatisch, die Träger des Virus weisen keinerlei Krankheitssymptome auf oder die Krankheit zeigt nur einen milden Verlauf, der ohne Therapie von selbst ausheilt. Die ersten Symptome treten nach etwa drei bis sieben, in einigen Fällen erst nach zwölf Tagen nach einem infektiösen Mückenstich auf und halten bis zu einer Woche an. Die Symptome ähneln denen anderer Flavivirus-Krankheiten wie Dengue- oder Chikungunya-Fieber, die in den gleichen Regionen wie das Zika-Virus verbreitet sind. Typische Symptome sind:

  • subfebrile Temperaturen um 38° C,
  • makulo-papulöses Exanthem, das sich vom Kopf ausgehend über den ganzen Körper ausbreitet,
  • Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen,
  • nichteitrige Konjunktivitis,
  • Schwächegefühl.

Seltener können auch Magenschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen und Durchfall auftreten. Schwere Krankheitsverläufe wie bei Dengue-Fieber mit Blutungen oder Chikungunya-Fieber mit monatelangen Gliederschmerzen werden nicht beobachtet.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Zika-Virus-Infektion und einer relativ selten akut auftretenden entzündlichen Erkrankung des Nervensystems, dem Guillain-Barré-Syndrom, wird vermutet. Dieses wurde 2013/14 nach dem Zika-Ausbruch in Französisch-Polynesien sowie seit 2015 in Brasilien, wo das Zika-Virus am stärksten verbreitet ist, vermehrt diagnostiziert. Bei dem Syndrom werden spinale Nervenwurzeln befallen. Es treten vorübergehende Lähmungen der Arme und Beine auf.

Mikrozephalie

Das brasilianische Gesundheitsministerium berichtete erstmals Ende 2015 von auffällig vielen Mikrozephalie-Fällen, zeitlich passend zur Zika-Virus-Epidemie. Der Verdacht auf eine Schädigung des Fötus bei einer Infektion mit dem Virus während der Schwangerschaft ist naheliegend. Nach Angaben der Pan American Health Organisation (PAHO) wurden zwischen dem 22. Oktober 2015 und dem 16. Januar 2016 3.893 Neugeborene mit einem Mikrozephalus gemeldet. Professor Alexander Kekulé, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, hält jedoch die Zahl der Verdachtsfälle für zu hoch. Von den 3.893 Fällen war bis Ende Februar 2016 bei 3.381 noch nicht abgeklärt, ob die Mikrozephalie in Verbindung mit einer Zika-Virus-Infektion der Mutter steht. Alle Verdachtsfälle beziehen sich auf Föten, bei denen die Diagnose oft schwierig zu stellen ist. Die Zahl der bisher tatsächlich registrierten Fälle ist viel geringer. Unter den anderen, in den letzten Jahren ebenfalls von Zika-Virus-Ausbrüchen betroffenen Ländern hat u.a. Französisch-Polynesien 2014/2015 von gehäuften Mikrozephalie-Fällen bei Föten und Neugeborenen berichtet. Keine der Mütter erinnerte sich an eine Infektion während der Schwangerschaft, jedoch konnten bei allen der untersuchten Frauen Flavivirus-Antikörper nachgewiesen werden, was auf einem asymptomatischen Verlauf einer Zika-Virus-Infektion schließen lässt.

Infiziert sich eine Schwangere mit dem Zika-Virus in den ersten Monaten einer Schwangerschaft, kommt es zu schweren Schädel-Hirn-Fehlbildungen. Die Kinder werden mit einem deutlich kleineren Kopf geboren als gesunde Babys. Eine Mikrozephalie liegt vor, wenn der Kopfumfang kleiner als 32 Zentimeter ist.

Durchschnittlich beträgt der Kopfumfang eines Neugeborenen 34 Zentimeter. Häufig ist das Gehirn des Kindes unterentwickelt. Mit Entwicklungsstörungen und geistiger Behinderung ist zu rechnen oder die Kinder versterben bereits vor der Geburt oder kurz danach. Die Mikrozephalie kann nicht ursächlich behandelt werden. Eine frühe Förderung der Babys kann die Entwicklung unter Umständen verbessern.
Inzwischen konnte laut dem Robert Koch-Institut in den Bundesstaaten, in denen Monate zuvor Ausbrüche von Zika-Virus-Infektionen labordiagnostisch gesichert worden waren, in mehreren Fällen aus dem Fruchtwasser, in Gewebeproben von Föten und im Blut von Neugeborenen Zika-Virus-RNA nachgewiesen werden. Aufgrund dieser Nachweise und der zeitlichen Zusammenhänge ist es naheliegend, dass eine Zika-Infektion der Mutter, vor allem im ersten Trimenon der Schwangerschaft, zu den Fehlbildungen beim Kind führen kann. Neben anderen Ursachen wie Alkohol-, Drogenmissbrauch werden u.a. CMV-, Röteln-Infektionen und Toxoplasmose als Gründe für pränatale Mikrozephalie angesehen.

Differenzialdiagnostik

Dengue-Fieber

Differenzialdiagnostisch muss bei Reiserückkehrern aus Südamerika auch das Dengue-Fieber mit einbezogen werden. Der Erreger, das Dengue-Virus, wird wie das Zika-Virus ebenfalls durch infizierte Gelbfiebermücken übertragen. Zahlreiche Dengue-Fieber-Infektionen wurden 2015 aus weiten Teilen in Südamerika gemeldet. Allein in Brasilien wurden über 1,6 Millionen Dengue-Fieber-Infektionen registriert. Fast die Hälfte aller Infektionen wurde aus der Region um São Paulo gemeldet.

Dengue-Fieber ist die häufigste durch infizierte Stechmücken übertragene Virus-Infektion. Im Anfangsstadium treten zunächst nach der Infektion mehrtägiges Fieber sowie Kopf-, Muskel-, Gelenkschmerzen und ein vorübergehendes makulo-papulöses Exanthem auf, Symptome, die fälschlicherweise wie auch bei Zika-Virus-Infektionen als grippaler Infekt fehlgedeutet werden können.

Chikungunya-Fieber

Als weitere Differenzialdiagnose kommt das Chikungunya-Fieber infrage, ebenfalls eine tropische Infektionskrankheit, die durch das Chikungunya-Virus hervorgerufen wird. Seit 2013 wird das Chikungunya-Fieber in Mittelamerika und auf den Karibischen Inseln beobachtet. Übertragen wird das Chikungunya-Virus durch den Stich einer infizierten Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus).

Das Chikungunya-Fieber beginnt mit rasch ansteigendem hohem Fieber bis 40° C, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen mit hoher Berührungsempfindlichkeit. Bei ca. 50% der Patienten wird ein makulo-papulöser Hautausschlag beobachtet. Schleimhautblutungen können auftreten. Das Chikungunya-Fieber klingt in der Regel nach 10 bis 14 Tagen meist folgenlos ab.

Immunität

Wer sich einmal mit dem Zika-Virus infiziert hat, der scheint ein Leben lang dagegen immun zu sein.

Empfehlungen zur Diagnostik der Zika-Virus-Infektion bei Reiserückkehrern

Jeder Reiserückkehrer aus Risikogebieten von Mittel-, Südamerika und der Karibik mit Krankheitssymptomen, insbesondere wenn Fieber vorliegt, sollte einen Hausarzt oder eine tropenmedizinische Ambulanz aufsuchen, um abzuklären , ob eine Zika-Virus-Infektion oder eine andere Erkrankung wie Dengue- oder Chikungunya-Fieber vorliegt.

Für wen ist eine Laboruntersuchung auf eine Zika-Virus-Infektion sinnvoll?

Die Diagnostik richtet sich nach dem Zeitpunkt der Infektion. Bei allen Patienten mit Symptomen, die sich innerhalb von drei Wochen nach Rückkehr aus Epidemiegebieten entwickeln, sollte:

  • bis zum 7. Tag nach Symptombeginn eine PCR zum RNA-Nachweis aus Serum oder Plasma und zusätzlich aus Urin durchgeführt werden,
  • vom 8. bis 27. Tag nach Symptombeginn Serum zum IgM- und IgG-Antikörpernachweis sowie Urin für den RNA-Nachweis untersucht werden,
  • ab dem 28. Tag nach Symptombeginn nur noch der Antikörpernachweis erbracht werden.

Diagnostisches Vorgehen ohne Symptome bei Schwangeren und deren Partnern

  • Eine serologische Untersuchung zum IgM- und IgG-Nachweis ist nur dann sinnvoll, wenn es sich um aktuell schwangere Reiserückkehrerinnen und männliche    Reiserückkehrer mit schwangerer Sexualpartnerin handelt.
  • Frauen, die sich nicht sicher sind, ob sie schwanger sein könnten, sollten einen Schwangerschaftstest durchführen.
  • Alle anderen Reisenden brauchen sich nicht untersuchen zu lassen.

Diagnostik

Nur selten kann anhand der klinischen Symptome eine Verdachtsdiagnose auf eine Zika-Virus-Infektion gestellt werden. Wichtig ist für die Diagnose die Befragung des Patienten nach einem zurückliegenden Aufenthalt in einer Zika-Risikoregion, der das Vorliegen einer Zika-Virus-Infektion wahrscheinlich macht. Bei Reiserückkehrern aus Mittel- und Südamerika sowie von den Karibischen Inseln muss differentialdiagnostisch eine Infektion mit dem Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus mit einbezogen werden. Erschwert kann die Interpretation serologischer Ergebnisse aufgrund von Kreuzreaktivität der Antikörper durch vorausgegangene Infektionen mit genetisch eng verwandten anderen Flaviviren oder durch vorausgegangene Impfung z.B. gegen Gelbfieber, Frühsommermeningoenzephalitis und Japanische Enzephalitis sein.

Abb. 2: Das IIFT-BIOCHIP-Mosaik enthält zum spezifischen Nachweis von IgM-Antikörpern infizierte Zika-Virus-, Chikungunya-Virus- und Dengue-Virus-Zellen. Im positiven Fall zeigen die Zellen eine Fluoreszenz. | © Die Fluoreszenzabbildungen sind von der Firma EUROIMMUN AG mit bestem Dank zur Verfügung gestellt worden.

Erregernachweis

Zika-Viren können nur während der virämischen Phase innerhalb der ersten 3 bis 5 (7) Tage aus dem Blut und bis zu 14 Tage aus Urin nach Symptombeginn nachgewiesen werden. Mit Erscheinen spezifischer Antikörper verschwindet das Virus schnell aus dem Blut. Am sensitivsten ist der Virus-RNA-Nachweis mit der RT-PCR.

Antikörpernachweis

Der Schwerpunkt der Labordiagnostik der Zika-Virus-Infektion liegt auf dem spezifischen Antikörpernachweis. Bereits zu Beginn der akuten Krankheitsphase nimmt der Nachweis von Antikörpern einen hohen Stellenwert ein.

IgM-Antikörper

Nach Einsetzen des Fiebers sind bei ca. 50% der Patienten und bis zum 10. Tag in 98% der Fälle IgM-Antikörper nachweisbar und zeigen das Vorliegen einer akuten Infektion an. Sie erreichen ihren höchsten Titer etwa 14 Tage nach Fieberbeginn und fallen nach 3 bis 4 Monaten unter die Nachweisgrenze ab. Ein fehlender Nachweis innerhalb der ersten 6 bis 7 Tagen der Erkrankung schließt in der Regel eine Infektion nicht aus. In der frühen Infektionsphase können noch keine Antikörper oder noch nicht in nachweisbarer Menge vorhanden sein. Bei weiterhin bestehendem Verdacht auf eine Infektion oder bei einem grenzwertigen Ergebnis sollte nach 5 bis 7 Tagen eine erneute Blutprobe auf IgM- und IgG-Antikörper untersucht werden. Ein positives Ergebnis weist auf einen Erregerkontakt hin.

IgG-Antikörper

Zu Ende der ersten Krankheitswoche sind spezifische Zika-IgG-Antikörper nachweisbar, deren Titer langsam ansteigen. Die Verdachtsdiagnose einer akuten Infektion kann bei einem fehlenden IgM-Antikörper Nachweis durch einen mindestens 4fachen Titeranstieg der IgG-Antikörper erhärtet werden.

Sind in einem sehr frühzeitig abgenommenen Serum noch keine Antikörper nachweisbar, jedoch in einem Folgeserum sowohl IgG-Antikörper als auch IgM-Antikörper vorhanden, bestätigt die Serokonversion ein akutes Infektionsgeschehen. Die IgG-Antikörper bleiben über Jahre nachweisbar, wahrscheinlich lebenslang.

Abb. 3: IgG- und IgM-Antikörpernachweis bei einer Zika-Virus-Infektion mit einer vorausgegangenen Dengue-Virus-Infektion. | © Die Fluoreszenzabbildungen sind von der Firma EUROIMMUN AG mit bestem Dank zur Verfügung gestellt worden.

Nachweismethoden

ELISA

Seit Anfang des Jahres stehen die ersten entwickelten und zusammen mit dem Bernhard-Nocht-Institut evaluierten ELISAs (EUROIMMUN AG) zur Verfügung. Sie weisen eine hohe Sensitivität und Spezifität von nahezu 100% auf. Die IgM- und IgG-ELISAs können zum schnellen Screening akuter Infektionen eingesetzt werden. Sie sind in der Lage, sowohl eine akute Zika-Virus-Infektion, meist ab dem fünften Tag nach Einsetzen der Symptome, als auch überstandene Erkrankungen zu erfassen. Durch die Verwendung des hoch spezifischen rekombinant hergestellten Nicht-Strukturproteins (NS1) als Antigen werden Kreuzreaktionen fast vollständig ausgeschlossen. Dadurch wird eine Abgrenzung der Zika-Virus-Infektionen von anderen Virus-Infektionen ermöglicht, z.B. vom Dengue-Fieber, das zurzeit in Brasilien zirkuliert. In Endemiegebieten können Doppelinfektionen auftreten oder eine Infektion mit einem anderen Flavivirus zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden haben. Positive Befunde resultieren dann nicht aus einer Kreuzreaktivität der jeweiligen Antikörper.

Indirekter Immunfluoreszenz-Test

Mit dem Immunfluoreszenz-Test steht ein weiterer, von EUROIMMUN aktuell entwickelter und mit dem Bernhard-Nocht-Institut evaluierter Test zum Nachweis von spezifischen IgM- und IgG-Antikörpern des Zika-Virus zur Verfügung. Je nach Testergebnis kann zwischen einer akuten oder zurückliegenden Infektion unterschieden werden oder ob kein Virus Kontakt besteht. Im positiven Fall kann eine Austritrierung der Serumprobe vorgenommen werden, deren Höhe Hinweise zum klinischen Verlauf der Erkrankung vermittelt. Aufgrund der sehr ähnlichen klinischen Symptome sollten Patientenseren parallel auf Antikörper gegen Zika-, Dengue- und Chikungunya-Viren untersucht werden. Mit der Zika-Virus-BIOCHIP-Mosaik-Technik können in einem Arbeitsgang gleichzeitig Zika-Virus-, Dengue-Virus- und Chikungunya-Virus-Antikörper erfasst werden (Abb. 2). Aufgrund einer engen Antigenverwandtschaft der Flaviviren muss mit kreuzreagierenden Antikörpern gerechnet werden. Eine starke Kreuzreaktion besteht zwischen Anti-Zika-Virus-IgG und Anti-Dengue-Virus-IgG, wenn eine vorhergehende Dengue-Virus-Infektion vorlag. Eine Differenzierung zwischen Zika-Virus-IgG-Antikörpern und Dengue-Virus-IgG-Antikörpern ist dann nicht möglich. Bei IgM-Antikörpern ist die Kreuzreaktion schwächer ausgeprägt, so dass durch eine Serumtitration eine Differenzierung zwischen einer Zika-Virus-Infektion und einer Dengue-Virus-Infektion möglich ist (Abb. 3).

Serologische Befundinterpretation

  • Bei Erstnachweis von Zika-Virus-IgM- und/oder -IgG-Antikörpern sowie Vorliegen klinischer Symptome und entsprechender Reiseanamnese des Patienten ist eine Zika-Virus-Infektion wahrscheinlich.
  • Ein negatives serologisches Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus. In der frühen Infektionsphase können Antikörper fehlen oder in noch nicht nachweisbarer Konzentration vorhanden sein.
  • Bei klinischem Verdacht auf eine Infektion, aber negativem oder fraglichem Testergebnis, sollte nach 7 bis 14 Tagen eine erneute Probenentnahme und Testung erfolgen.
  • Bei starker Kreuzreaktion durch Dengue-Virus-Antikörper oder bei einem fraglichen Ergebnis kann zur Abklärung einer Zika-Virus-Erkrankung ein Neutralisations-Test durchgeführt werden.

Therapie

Bisher stehen keine virusspezifischen Medikamente zur Verfügung. Eine symptomatische Behandlung erfolgt mit fiebersenkenden, schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten.

Empfehlungen für Reisende in betroffene Länder

Das Risiko, von mit Zika-Viren infizierten Stechmücken gestochen zu werden, ist derzeit insbesondere in Brasilien, aber auch in anderen Regionen von Mittel-, Südamerika und auf den Karibischen Inseln erhöht. Reisende sollten sich im Vorfeld über den aktuellen Stand der zu bereisenden Region informieren (Auswärtiges Amt, Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin htt:www.dtg.org/238.html).

Die WHO hat bisher noch keine Reisebeschränkungen für die von der Epidemie betroffenen Länder ausgesprochen mit der Begründung, dass die Gefahr einer schweren Erkrankung bei einer Zika-Virus-Infektion sehr gering sei. 80% der Infektionen verlaufen ohne jegliche Symptome.
Das Robert Koch-Institut empfiehlt Personen mit einer Immunstörung oder anderen schweren chronischen Krankheiten sowie Reisenden mit kleinen Kindern, vor der Reise den Hausarzt aufzusuchen oder sich von einer reisemedizinischen Einrichtung beraten zu lassen.

Schwangeren rät das Auswärtige Amt zum mindesten im ersten Trimenon der Schwangerschaft von einer Reise ab, da in dieser Zeit beim Fötus die neuronale Entwicklung stattfindet und die Gefahr, dass Zika-Virus-Infektionen in diesen Wochen entsprechende Schädigungen auslösen können, besonders hoch ist. Ist eine Reise nicht zu vermeiden, sollte die Schwangere vor und nach der Reise, spätestens bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung, einen Arzt aufsuchen, auch wenn keine Krankheitssymptome vorhanden sind, kann eine Ultraschalluntersuchung auf frühe Anzeichen einer fehlerhaften Hirn-/Schädelentwicklung des Fötus hinweisen.

Reisende, die innerhalb von drei Wochen nach der Reiserückkehr aus einem betroffenen Land Symptome entwickeln, die auf eine Infektion mit dem Zika-Virus hindeuten, sollten einen Arzt oder Facharzt für Reisemedizin aufsuchen und auf die Reise hinweisen, da differenzialdiagnostisch auch andere Erkrankungen wie Dengue- und Chikungunya-Fieber oder auch eine Malaria infrage kommen können.
Männliche Rückkehrer sollten, auch wenn keine Symptome erkennbar sind, sicherheitshalber für 6 Monate Kondome benutzen, egal ob bei der Partnerin eine Schwangerschaft vorliegt oder nicht.

Prävention

Da keine spezifischen Medikamente und keine Impfung gegen Zika-Virus-Infektionen zur Verfügung stehen, beruht die Prävention auf der Vermeidung, von Mücken gestochen zu werden. Der Schutz vor Zika-Infektionen ist problematisch, da die Gelbfieber-Mücke und die Asiatische Tigermücke tagaktiv sind. Die einzige Möglichkeit zur Vorbeugung einer Infektion ist ein guter und regelmäßig durchgeführter Mückenschutz. Mücken abweisende Sprays und Lotionen, die einen 30%igen Anteil des Wirkstoffs Diethyltoluamid (DEET) enthalten oder Picaridin und IR3535, schützen vor Mückenstichen. Die Anwendung sollte mehrmals am Tag wiederholt werden. Ebenso bietet helle und geschlossene Kleidung, die auch Arme und Beine vollständig bedeckt, Schutz vor Mückenstichen. Da die aggressiven Mücken durch Kleidungsstücke hindurch stechen können, ist es ratsam, auch die Kleidung zusätzlich mit einem Insektenschutzmittel einzusprühen.

Kurz und bündig

  • Das Zika-Virus wird von Stechmücken, vorwiegend von Aedes aegypti, auf den Menschen übertragen.
  • Zika-Infektionen wurden in Deutschland bisher nur bei Reiserückkehrern aus Endemie/Epidemiegebieten diagnostiziert.
  • Eine direkte Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch erfolgt extrem selten.
  • Die Infektion verläuft bei 70 bis 80% der Infizierten asymptomatisch, bei ca. 20% mit grippeähnlichen Krankheitssymptomen.
  • Gefürchtete Komplikationen sind die Mikrozephalie Fälle bei Neugeborenen und das Guillain-Barré-Syndrom.
  • Der Erregernachweis kann innerhalb der virämischen Phase in den ersten 4 bis 5 Tagen nach Krankheitsbeginn mittels RT-PCR nachgewiesen werden.
  • Spezifische IgM-Antikörper sind ab dem 5. Tag nach Fieberbeginn, IgG-Antikörper zu Ende der ersten Krankheitswoche im Serum nachweisbar.
  • Zum Nachweis der IgM- und IgG-Antikörper stehen seit Anfang dieses Jahres hoch spezifische und sensitive ELISAs und ein Immunfluoreszenz-Test (IFA BIOCHIP MOSAIK 2) zur Verfügung.
  • Spezifische Medikamente und eine Impfung stehen nicht zur Verfügung.


Die Autorin:
Ursula Brett, MTA
Uhlenkruggarten 4
45133 Essen
E-Mail: u.brett@arcor.de

Entnommen aus MTA Dialog 4/2016

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