Zertifizierte Zentren bringen Vorteile für Krebspatienten

Studie untersucht Qualität von Krebsbehandlungen
lz
Behandlung von Krebs
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Das Ergebnis der deutschlandweiten Auswertung von Daten Betroffener ist eindeutig: Krebspatientinnen und -patienten, die sich in zertifizierten Krebszentren erst-behandeln lassen, haben Vorteile beim Gesamtüberleben.

Mehr als 200.000 Männer und Frauen versterben jährlich an Krebs. Damit ist Krebs in Deutschland die zweithäufigste Todesursache und eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, die zu enormen Belastungen der Betroffenen sowie der Angehörigen aber auch des Gesundheitssystems führt. Der Nationale Krebsplan des Bundesministeriums für Gesundheit, sowie der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren als Mitinitiatoren, sieht bereits seit vielen Jahren vor, dass alle in Deutschland an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten eine qualitativ hochwertige Versorgung entsprechend evidenzbasierter Behandlungsleitlinien erhalten. Dafür sind Zertifizierungsprogramme etabliert, aber bislang noch nicht übergreifend evaluiert worden. Die Ergebnisse der Studie „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) seien jedoch der Beweis für das große Potenzial von Zertifizierungsprozessen auf die Versorgungsqualität, so die Studienautoren.

Daten von Betroffenen aus ganz Deutschland ausgewertet

Versorgungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) und dem Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung an der Universität Regensburg haben für die Studie in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) die Daten von Betroffenen aus ganz Deutschland ausgewertet. Auf Basis kontrollierter Kohortenstudien wurde ermittelt, ob die Erstbehandlung in Krankenhäusern mit und ohne Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ein unterschiedliches Gesamtüberleben zur Folge hat. Die Grundlage bildeten Daten von rund 22 Millionen volljähriger AOK-Versicherter, sowie von vier großen klinischen Krebsregistern aus Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Es war das erste Mal, dass Krebsregisterdaten mit Routinedaten der Krankenkassen in diesem Umfang verbunden werden konnten.

Welche Vorteile bringt die Erstbehandlung in einer zertifizierten Klinik?

Für alle der 11 untersuchten Krebsarten zeigen sich demnach Vorteile im Gesamtüberleben bei der Erstbehandlung in einer zertifizierten Klinik. Jedoch wurden außer beim Brustkrebs (Mammakarzinom) die meisten Patientinnen und Patienten in nicht DKG-zertifizierten Krankenhäusern erst-behandelt. Die Studie „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) hat sich diesem Defizit angenommen. Betrachtet wurden die elf Krebsdiagnosen: Kolonkarzinom, Rektumkarzinom, Lungenkarzinom, Pankreaskarzinom, Mammakarzinom, Zervixkarzinom, Prostatakarzinom, Endometriumkarzinom, Ovarialkarzinom, Kopf-Hals-Malignome und neuroonkologische Tumore. Die Kohorten sind in einer Größe zwischen 10.596 Betroffenen (Zervixkarzinom) und 172.901 Patientinnen und Patienten (Lungenkarzinom). Für alle Entitäten zeigte sich konsistent ein längeres Gesamtüberleben bei Erkrankten mit Erstbehandlung in einem zertifizierten Krankenhaus. Das längere Gesamtüberleben von Patientinnen und Patienten in DKG-zertifizierten Krankenhäusern betrug in den vollständig adjustierten Regressionsanalysen zwischen drei Prozent (Lungenkarzinom) und 23 Prozent (Mammakarzinom), beziehungsweise zwischen 0,62 Monaten (Lungenkarzinom) und 4,61 Monaten (Zervixkarzinom). Überlebensvorteile waren auch zu konkreten Nachbeobachtungszeitpunkten (30 Tage, 1,5 Jahre) konsistent für alle Tumorentitäten nachweisbar. Das Projekt wurde gefördert durch den Innovationsfonds am G-BA.

Behandlung in zertifizierten Krankenhäusern bietet großes Potenzial

„Die WiZen-Studie zeigt für die untersuchten Entitäten, dass eine Behandlung in einem zertifizierten Zentrum mit einer niedrigeren Mortalität assoziiert ist“, sagt Prof. Dr. Jochen Schmitt, Leiter des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) an der Technischen Universität Dresden. „Das ist umso bemerkenswerter, da trotz der Empfehlungen des Nationalen Krebsplans noch immer rund 40 Prozent aller an Krebs-Erkrankten in nichtzertifizierten Krankenhäusern erstbehandelt werden.“ „Eine vorrangige Versorgung von Krebsbetroffenen in zertifizierten Krankenhäusern hätte damit ein hohes Potenzial, sehr viele Menschen mit Krebs in Deutschland besser zu behandeln, das Überleben zu verbessern und das Leid für betroffene Patientinnen und Patienten und deren Angehörige zu verringern“, sagt Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Direktorin des Instituts für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren.

Vision ist Realität geworden

„Zuallererst freut es mich, dass die vor beinahe zwei Jahrzehnten von der Deutschen Krebsgesellschaft entwickelte Vision heute Realität geworden ist, dass nämlich – wie die Ergebnisse der WiZen Studie es zeigen - durch interdisziplinäre Zusammenarbeit in Tumorboards, durch leitliniengerechte Therapien und durch Erfüllen von Qualitätsindikatoren die Heilungschancen von Patientinnen und Patienten mit Krebs signifikant verbessert werden. Und es freut mich auch, dass wir am Universitätsklinikum und am Klinikum St. Josef diese Vision frühzeitig aufgegriffen haben und mit unseren Partnern in Ostbayern den Patientinnen und Patienten seit ebenfalls beinahe 20 Jahren eine Therapie in zertifizierten Zentren anbieten können“, erklärt Prof. Dr. Oliver Kölbl, ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Regensburg.

Standards in Diagnostik, Therapie und Prävention weiter verbessern

„Der Hochschulmedizin Dresden ist es seit langem ein Anliegen, den Patientinnen und Patienten eine zertifizierte Krankenversorgung zu bieten – nicht nur in der Krebsmedizin. Die Ergebnisse der Studie WiZen bekräftigen uns auf diesem Weg und motivieren uns, die Standards in Diagnostik, Therapie und auch Prävention weiter auszubauen und zu verbessern. Die Studie bekräftigt uns aber auch in unserem Engagement bei der Kooperation und dem Austausch mit Kliniken in der Region – zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Dresden.

Literatur:
Schmitt J, Klinkhammer-Schalke M, Bierbaum V, et al.: Initial cancer treatment in certified versus non-certified hospitals: results of the WiZen comparative cohort study. Dtsch Arztebl Int 2023; 120, DOI:10.3238/arztebl.m2023.0169.

Quelle: idw/Uni Regensburg

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