Winterzeit = Grippezeit

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Winterzeit = Grippezeit
H1N1 Influenza-Viruspartikel © NIAID
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Die Influenza, im Englischen auch kurz "flu" genannt, ist eine hoch ansteckende Erkrankung der Atemwege durch Tröpfcheninfektion, die uns alljährlich mit Einbruch der kälteren Tage in Herbst und Winter plagt.

Als begünstigende Ursachen werden unter anderem die Austrocknung der Schleimhäute oder auch die Verdickung des Nasenschleims angenommen. Neben Impfungen tragen zur Senkung des Infektionsrisikos häufiges Händewaschen und Abstand zu möglichen Erkrankten bei.

Am Robert Koch-Institut (RKI), mit Sitz in Berlin, sind unter anderem die Ständige Impfkommission (STIKO) sowie die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) angesiedelt. Hier werden in der Regel einmal jährlich, im Epidemiologischen Bulletin oder aktuell auf der Internetseite des Institutes, die Empfehlungen der Impfkommission veröffentlicht und ausführlich begründet. Auch die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE) wird von dort aus überwacht (Surveillance). Die gemeldeten Fälle werden getrennt nach jeweiligem Bundesland dokumentiert. In der 47. KW 2017 wurde ein leichter Anstieg der Fallzahlen verzeichnet. In der Saison 2017/18 gelten in Deutschland bisher 250 Grippefälle als gesichert diagnostiziert.

Influenzaviren sind umhüllte Einzelstrangviren, unterteilt in A- und B-Typen. Das A-Virus besteht zum Beispiel aus 16 Subtypen (H1-H16) und 9 N-Subtypen (N1–N9). H kennzeichnet den Pathogenitätsfaktor Hämagglutinin und N steht für Neuramidase. Durch die sich jährlich rasch ändernden H- und N-Subtypen fehlt es an Wirksamkeit bestehender Antikörper. Deswegen kommt es regelmäßig zu regelrechten Grippeepidemien unterschiedlichen Ausmaßes und Verlaufsschweregraden. Traurige Bekanntheit erlangte der Erreger Influenza A (H1N1), besser bekannt unter dem Namen „Schweinegrippe“. Der Name suggeriert, dass das Virus nur bei dieser Spezies vorkommt. Es befällt jedoch gleichermaßen auch Menschen und Vögel. Eine Variante davon war 1918 für den pandemischen Verlauf der „Spanischen Grippe“ verantwortlich, der damals weltweit schätzungsweise 20 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Aus Gewebeproben Toter aus dem Permafrostboden Alaskas konnte 2005 der Erreger dieser Grippe rekonstruiert werden. Er soll der Wissenschaft dabei helfen, epidemiologische Grundlagen weiter zu erforschen und neue Behandlungsmöglichkeiten sowie wirksame Impfstoffe zu entwickeln.

Die Grippewelle 2016/17 war durch einen schweren Verlauf charakterisiert. Besonders ältere Menschen waren stark von den Folgen der Erkrankung betroffen. Dies umso mehr, als die Impfquote bei Senioren nicht höher als 35 Prozent gewesen ist. Dazu der Präsident des RKI, Prof. Dr. Lothar W. Wieler: „Trotz schwankender Impfeffektivität ist die Impfung die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor einer Erkrankung.“ Für die Saison 2017/18 stehen insgesamt drei tetravalente Impfstoffe zum Schutz gegen alle kursierenden Hauptstämme des Influenzavirus zur Verfügung. Das Angebot umfasst unterschiedliche Impfstoffe. Solche zur intramuskulären Injektion in den Oberarm sowie auch subkutan zu applizierende. Zudem ist ein Nasenspray-Impfstoff für Kinder und Jugendliche, ab einem Alter von einem Jahr bis zum 17. Lebensjahr, verfügbar. Für ältere Menschen wird ein Impfstoff mit Wirkverstärkern angeboten. Optimaler Impfzeitraum sind die Monate Oktober und November, jedoch ist auch ein späterer Zeitpunkt noch möglich. Wichtige Informationen zur Grippeimpfung finden sich unter www.impfen-info.de/grippe.

Die STIKO empfiehlt Immunisierung für Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke und Schwangere. Auch medizinisches und pflegerisches Personal sollte sich wegen des hohen Expositionsgrades ebenfalls impfen lassen. Jedoch ist die Realität eine andere, wie eine vom RKI durchgeführte Pilotstudie an zwei Universitätsklinika in Deutschland belegt. Lediglich 40 Prozent aller Mitarbeiter/-innen waren geimpft. Die Impfquoten im Detail: 56 Prozent Ärzte, 34 Prozent Pflegende und nur 27 Prozent Angehörige therapeutischer Berufe. Wünschenswert wäre, dass alle Berufsgruppen mit gutem Beispiel vorangehen würden, um damit auch zu einer multiplikativen Impfaufklärung in der Bevölkerung beizutragen.

Im Falle einer Erkrankung werden die klinischen Symptome sowie die epidemiologische Exposition geprüft und labordiagnostische Tests durchgeführt. Hierfür stehen unterschiedliche diagnostische Parameter zur Verfügung. Allen voran der direkte Erregernachweis durch Real-time PCR aus nasopharyngealem Abstrichmaterial zum Nachweis einer Influenza A und B. Ein früher auch zum Einsatz gekommener „Schnelltest“ wird nicht mehr empfohlen, weil sich aus der Erfahrung mit der Grippewelle 2016/17 gezeigt hat, dass sowohl dessen Empfindlichkeit wie auch seine Spezifität für eine gesicherte Diagnostik einer Influenza A/H1N1 nicht ausreichen.

Bei differenzialdiagnostischen und epidemiologischen Fragestellungen eignet sich im späteren Stadium einer Erkrankung – nach Ausbildung spezifischer Antikörper, so etwa ab dem fünften Krankheitstag – auch ein indirekter Erregernachweis. Ein stetiger signifikanter Titeranstieg sichert hier die Diagnose.

Ohne ein gutes Labormanagement mit profund ausgebildetem Laborpersonal, allen voran die MTA, ist gerade in Ausnahmesituationen, wie sie im Falle einer Grippeepidemie rasch entstehen können, keine gesicherte Diagnostik möglich. Wie auch schon in den Jahren zuvor bietet das DIW-MTA e.V., mit Sitz in Berlin, deswegen auch 2018 wieder ein breites Spektrum mikrobiologisch-virologischer Seminare zur fachlichen Weiterbildung an (www.diw-mta.de).

Literatur

1. Robert Koch-Institut (RKI): influenza.rki.de/studiengruppe.aspx, abgerufen am 4.12.2017.
2. www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2017/11_2017.html, abgerufen am 5.12.2017.
3. DocCheck: flexicon.doccheck.com/de/influenza-A-(H1N1), abgerufen am 4.12.2017.
4. IMD Oderland: imd-oderland.de, abgerufen 5.12.2017.

Entnommen aus MTA Dialog 1/2018

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