Virtual Operation Center

Interview mit Volker Diehl
Die Fragen stellte Ludwig Zahn
Virtual Operation Center
Dr. h.c. Volker Diehl © privat
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Dr. h.c. Volker Diehl ist MTRA und Beauftragter für Medizinproduktesicherheit bei ZEMODI in Bremen. ZEMODI hat das Projekt Virtual Operation Center (VOC) seit der Pilotphase betreut.

Herr Diehl, was versteht man unter einem Virtual Operation Center (VOC)? Könnten Sie den Leserinnen und Lesern das Konzept erläutern?

Bei VOC handelt es sich um eine Software, die es ermöglicht, zum Beispiel einen MRT-Scanner an einem x-beliebigen Standort von einem sogenannten Operation Center aus zu bedienen. Ermöglicht wird dieses durch eine Chat- und/oder Telefonverbindung inklusive Kameraunterstützung. Voraussetzung ist eine Remote-Lizenz, welche eine schnelle Verbindung untereinander garantiert. Ein „Operation Center Operator“ hat vollen Zugriff auf die Bedienoberfläche der Modalität und kann somit eine Untersuchung aktiv oder passiv unterstützen. Der Kontrastmittelinjektor ist allerdings nicht Bestandteil von VOC und muss direkt vor Ort bedient werden.

ZEMODI begleitet dieses Projekt seit der Pilotphase, inzwischen steht syngo Virtual Cockpit, so der Produktname, kommerziell zur Verfügung (Siemens Healthineers).

Was bedeutet das für eine radiologische Praxis beziehungsweise Abteilung? Wie sind Ihre Erfahrungen bei ZEMODI bisher?

Wie schon erwähnt, nutzen wir diese Plattform ausschließlich zur Unterstützung beziehungsweise bei „Hilferufen“ von Kollegen. Es gibt ja spezielle Untersuchungen im MRT, die nicht alltäglich sind, zum Beispiel Flussmessungen am Herzen, funktionelle MRT, aber auch spezielle Fragestellungen im Gefäßsystem. Mit VOC ist es erstmals möglich, standortunabhängig aktiv eine Untersuchung zu unterstützen, sprich eine erfahrene MTRA leitet die „weniger“ erfahrene MTRA durch die Untersuchung.

VOC ist aber auch ein Produkt, das dem weltweiten Fachkräftemangel geschuldet ist. Wie allseits bekannt, ist der Beruf der MTRA gerade in der Bundesrepublik Deutschland leider am Aussterben. Des Weiteren gibt es Regionen in der Welt, wo es fast gar keine Fachkräfte gibt, die einen CT- oder MRT-Scanner bedienen können, hier wird VOC primär eingesetzt, damit angelerntes Personal diese Untersuchungen fachgerecht durchführen kann. Für uns wichtig und gern genutzt ist die Möglichkeit der „aktiven“ internen Fort- und Weiterbildung, zum Beispiel nach Einführung neuer Untersuchungsprotokolle, so können wir eine konstant hohe Qualität garantieren.

ZEMODI steht seit jeher für innovative Medizin, wir arbeiten seit über 20 Jahren mit MEVIS (jetzt Fraunhofer Institut für Digitale Medizin MEVIS) zusammen und unterstützen die Entwicklung von Softwarealgorithmen zur Diagnoseunterstützung in der Radiologie. Daher waren wir auch offen für das Projekt VOC.

Welche Auswirkungen hat das Konzept aus Ihrer Sicht auf den MTRA-Beruf?

Wir brauchen keine Angst um unsere Daseinsberechtigung zu haben! VOC wird den MTRA-Beruf nicht abschaffen beziehungsweise ersetzen, eher bietet VOC eine Chance, unseren Beruf noch interessanter zu gestalten. Das Produkt hat natürlich einen kommerziellen Hintergrund, sonst wäre es nicht entwickelt worden. Daher ist es richtig und wichtig, dass in den Fachkreisen über diese Software diskutiert wird.

Wie sollten MTRA und der DVTA Ihrer Meinung nach auf das Konzept reagieren?

Positiv! Wir leben im Zeitalter der digitalen Welt. Ich komme gerade von einem MRT-Kongress unter dem Motto „Machine Vision and MR: solving the problems together“, Hauptthema am ersten Tag war „künstliche Intelligenz“ und „Deep Learning“, da geht die Reise hin. Wir dürfen und können uns nicht gegen diesen Trend wehren, sondern müssen auf den Zug aufspringen und uns möglichst aktiv einbringen. Ich bin immer optimistisch und sehe gespannt in die Zukunft!

Entnommen aus MTA Dialog 4/2019

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