Allerdings gibt es vielfach beim Betrachten der Händehygiene nach wie vor Defizite. Auf der Jahreskonferenz der Association for Professionals in Infection Control and Epidemiology (APIC) vom 26. bis 28. Juni in Orlando, Florida (USA) stellten Infektionspräventionsexperten aus zwei Bereichen ihre erfolgreichen Händehygienemaßnahmen vor. So sorgt bspw. die University of Michigan Health durch die Erstellung interaktiver Dashboards, die Daten visuell darstellen, für eine 95-prozentige Einhaltung der Händehygiene im gesamten Krankenhaus. Im August 2018 stellte die University of Michigan Health von der Verwendung statischer Diagramme auf die Erstellung dynamischer elektronischer Dashboards um, um die Einhaltung der Händehygiene in Echtzeit auf ihrem Campus mit 1.100 Betten zu visualisieren. Durch den Einsatz kommerziell verfügbarer Business Intelligence (BI)-Software erstellten sie wöchentliche und monatliche Compliance-Berichte, führten monatliche Vergleiche durch und filterten Daten nach Einheit und Rolle (z. B. Krankenpflege), um aufzuzeigen, wie häufig das medizinische Personal zum richtigen Zeitpunkt seine Hände reinigte. Es wurden Einzelheiten zu bestimmten verpassten Gelegenheiten aufgenommen, z. B. wenn vor dem Anlegen persönlicher Schutzausrüstung keine Händehygiene durchgeführt wurde. Einen Monat nachdem das Infektionspräventionsteam die Dashboards implementiert hatte, verbesserten sich 19 Einheiten auf eine Compliance von 95 % oder mehr, ausgehend von Raten, die bereits im hohen 80er-Bereich lagen. Von November 2018 bis Februar 2020, also zu Beginn der Pandemie, verzeichnete das Krankenhaus insgesamt eine Einhaltungsrate von 95 % oder mehr. Die Raten seien im März 2021 auf 86 % gesunken, weil das Programm während der Pandemie pausiert hatte. Sie seien aber im April 2023 durch die Wiedereinführung und Nutzung der Dashboards und den Datenaustausch in Echtzeit wieder auf 98 % gestiegen.
Die University of Michigan Health verlässt sich dabei nicht auf ein elektronisches System, sondern auf ein Team geschulter Beobachter, die die Einhaltung der Händehygiene verdeckt überwachen. Die BI-Software ermöglichte es, Abteilungen und Schichten zu identifizieren, die Schwierigkeiten hatten, und es konnten die Daten nach Rollentypen klassifiziert werden, sodass sinnvollere Gespräche geführt werden konnten, um Verbesserungen voranzutreiben, so Harry Zhen, Infektionspräventionsexperte an der University of Michigan Health.
Automatisiertes Handhygiene-Monitoring
Die automatisierte Händehygieneüberwachung hat dem Newark Beth Israel Medical Center geholfen, die Compliance um 98 % zu steigern. Als das Newark Beth Israel Medical Center 2019 ein automatisiertes Händehygiene-Überwachungssystem (AHHMS) testete, erkannte es die Möglichkeit, diese Technologie zur Verbesserung der Händehygiene-Compliance in seinem regionalen Lehrkrankenhaus für Pflege mit 665 Betten zu nutzen. Nach einem 21-tägigen Basiszeitraum im Februar 2022 führte das Krankenhaus das AHHMS auf acht Stationen für Erwachsene mit etwa 200 Patientenzimmern ein. Das AHHMS erkennt jede Gelegenheit zur Händehygiene und zählt die tatsächliche Abgabe von Händedesinfektionsmitteln, um die Compliance-Rate zu berechnen. Die Intervention fand über einen Zeitraum von 56 Wochen von März 2022 bis April 2023 statt. Im Rahmen der Intervention beauftragte das Infektionspräventionsteam Handhygiene-Experten und Stationsleiter, die während der täglichen Sicherheitsbesprechungen Echtzeitdaten über ihre Einheiten austauschen sollten. Während des Interventionszeitraums stieg die mittlere Händehygienerate in allen Einheiten deutlich an und verbesserte sich im Vergleich zum Ausgangswert um 67 % bis 132 %. Der durchschnittliche prozentuale Anstieg gegenüber dem Ausgangswert in allen acht Bereichen betrug 98 %. „Händehygiene ist der Eckpfeiler der Infektionsprävention, aber das Erreichen und Aufrechterhalten einer hohen Compliance ist oft schwer zu erreichen“, sagte APIC 2023-Präsidentin Patricia Jackson.
Quelle: APIC
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