Um herauszufinden, wie sich ein als ungerecht empfundenes Einkommen auf die Gesundheit auswirkt, analysierte eine Gruppe von Gesundheits- und SozialwissenschaftlerInnen der Hochschule Ravensburg-Weingarten die Daten von 5.657 erwerbstätigen Männern und Frauen, die zwischen 2005 und 2013 im Rahmen der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) immer wieder befragt wurden. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen“ veröffentlicht.
Die Befragten machten unter anderem seit 2005 alle zwei Jahre Angaben darüber, welche Einkommenshöhe sie als gerecht einschätzen würden. Darüber hinaus beantworteten sie seit 2009 alle zwei Jahre die Frage danach, ob ein Arzt eine stressassoziierte Erkrankung diagnostiziert habe. Zu diesen Erkrankungen zählen neben Depressionen, Diabetes mellitus und Herzproblemen auch Asthma und Bluthochdruck.
Das Ergebnis der Studie zeigt: Je länger die Befragten ihr Einkommen als ungerecht bewerteten, desto häufiger wurde bei ihnen eine stressassoziierte Erkrankung diagnostiziert. Bei den betroffenen Männern war dieser Zusammenhang jedoch wesentlich schwächer ausgeprägt als bei den Frauen.
„Das größte Risiko, an einer stressassoziierten Krankheit zu erkranken, besteht für Frauen, die in Vollzeit arbeiten und sich dauerhaft ungerecht entlohnt fühlen“, sagt die Sozialwissenschaftlerin Claudia Boscher, eine der Autorinnen und Autoren. Schon wenn diese Frauen ihr Einkommen im Laufe der SOEP-Befragung nur einmal als ungerecht bewertet hatten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie im anschließenden Untersuchungszeitraum die Diagnose einer Stresskrankheit angaben, signifikant höher als bei Frauen, die ihr Einkommen dauerhaft als gerecht empfunden hatten.
Die Studie:
Boscher C., Arnold L., Lange A. und Szagun B., Die Last der Ungerechtigkeit. Eine Längsschnittanalyse auf Basis des SOEPs zum Einfluss subjektiv wahrgenommener Einkommensgerechtigkeit auf das Risiko einer stressassoziierten Erkrankung, in: Das Gesundheitswesen, Thieme-Verlag, 2017.
Quelle: idw/SOEP, 19.12.2017
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