Jährlich erleiden circa 300.000 Menschen in Deutschland einen akuten Herzinfarkt. In bis zu zehn Prozent der Fälle wird dieser auch von einem so genannten kardiogenen Schock – einem Pumpversagen des Herzens – begleitet und führt unbehandelt zum Tod. Medizinische Leitlinien geben in dem Fall vor, wie eine unverzügliche Behandlung zu erfolgen hat. „Im Herzkatheterlabor wird das verschlossene Herzkranzgefäß aufgedehnt. Gleichzeitig sagen die Leitlinien, dass in diesem Zuge auch weitere mögliche Engstellen der Herzkranzgefäße mitbehandelt werden sollen“, erklärt Professor Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig die Therapie.
Werden die Leitlinien jetzt angepasst?
„Nun haben wir in unserer mit über 700 Patienten größten, randomisierten CULPRIT-SHOCK Studie zu diesem Thema nachweisen können, dass es – in Bezug auf das Überleben und gefährliche Begleiterkrankungen, wie schwerem Nierenversagen – die Prognose der Betroffenen erheblich verbessert, wenn ausschließlich das für den Infarkt verantwortliche Gefäß behandelt wird“, so der Kardiologe weiter. „Die Ergebnisse unserer Studie lassen sich damit mit ‚keep it simple‘ – also ‚halte es möglichst einfach‘ – zusammenfassen und werden sicherlich dazu führen, dass die bisherigen Leitlinien zur Behandlung des Herzinfarktes in Kombination mit einem kardiogenen Schock vollkommen neu ausgelegt werden müssen“, so der Mediziner weiter. „Für Betroffene bedeuten die Ergebnisse, dass sie in Zukunft sicherer behandelt werden können und sich ihre Prognose und ihre Lebensqualität nach einer solchen Therapie erheblich verbessert.“
Studie von der EU gefördert
Die CULPRIT-SHOCK Studie, die von der Europäischen Union mit sechs Millionen Euro gefördert wurde und an der sich über 83 Studienzentren aus elf europäischen Ländern beteiligten, steht unter der Federführung von Professor Holger Thiele, der im September 2017 ans Herzzentrum Leipzig zurückgekehrt war. Er präsentierte am 30. Oktober 2017 die Studienergebnisse auch zum ersten Mal öffentlich im Rahmen des 29. jährlichen Transcatheter Cardiovascular Therapeutics (TCT) in Denver (USA) – dem größten Wissenschaftssymposium im Bereich der interventionellen, kardiovaskulären Medizin. Darüber hinaus wird die Studie zeitgleich in The New England Journal of Medicine veröffentlicht.
„Das ist eine großartige Anerkennung unserer Forschungsleistungen, bestätigt die medizinisch, nachhaltige Bedeutung unserer Studie und steht für die internationale wissenschaftliche Strahlkraft des Herzzentrum Leipzig“, freut sich Professor Holger Thiele.
Über das Herzzentrum Leipzig:
Das Herzzentrum Leipzig bietet mit seinen 440 Betten und zehn tagesklinischen Betten in der Universitätsklinik für Herzchirurgie, der Universitätsklinik für Kardiologie – HELIOS Stiftungsprofessur (inkl. der Abteilung für Rhythmologie) und der Universitätsklinik für Kinderkardiologie sowie den Abteilungen für Anästhesiologie und Radiologie Hochleistungsmedizin rund um das Herz. Unter der Leitung international erfahrener Ärzte und namhafter Wissenschaftler arbeitet am Herzzentrum Leipzig ein Team von mehr als 1.450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Seit der Inbetriebnahme im September 1994 besteht mit dem Freistaat Sachsen und der Universität Leipzig ein Kooperations- und Nutzungsvertrag. Das rechtlich und wirtschaftlich selbständige Herzzentrum kooperiert eng mit der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Seit 2014 ist das Herzzentrum Leipzig eine 100-prozentige Tochter der HELIOS Kliniken GmbH. www.helios-kliniken.de/herzzentrum
Quelle: idw/Herzzentrum Leipzig
Artikel teilen