Seltene Fehlbildungen des Schädels behandeln

Neue diagnostische Verfahren und moderne Therapien
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Die Diagnostik bei Fehlbildungen des Schädels sollte bald nach der Geburt, möglichst im Alter von drei Monaten stattfinden. In den ersten beiden Lebensjahren ist das kindliche Gehirn allerdings höchst empfindlich gegenüber Röntgenstrahlung. Alternativen sind gefragt.

International führende Experten für die Diagnostik und Therapie angeborener Fehlbildungen des Gesichts- und Hirnschädels treffen sich am 21. und 22. Oktober 2016 zu einem Kongress in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Veranstalter ist die Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie unter Leitung von Professor Dr. Dr. Jürgen Hoffmann. Die Klinik mit dem Zentrum für Kraniofaziale Fehlbildungen ist eines der führenden Zentren in Deutschland für diese extrem seltenen Fehlbildungen: Hier werden jährlich rund 80 Kinder aus dem in In- und Ausland untersucht und im interdisziplinären Team bestehend aus Kieferchirurgen, pädiatrischen Neurochirurgen, Neuropädiatern, Kieferorthopäden, HNO-Ärzten und anderen behandelt.

Erinnerung an Professor Dr. Dr. Joachim Mühling

Der Kongress soll zudem an den 2009 verstorbenen, ehemaligen Ärztlichen Direktor der Klinik, Professor Dr. Dr. Joachim Mühling, erinnern, der die plastische Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Heidelberg ausbaute und entscheidend prägte.

Einer der Schwerpunkte des Kongresses ist die exakte Diagnose der Fehlbildung bei gleichzeitig möglichst geringer oder ganz ohne Strahlenbelastung. „Die Diagnostik sollte bald nach der Geburt, möglichst im Alter von drei Monaten stattfinden. In den ersten beiden Lebensjahren ist das kindliche Gehirn allerdings höchst empfindlich gegenüber Röntgenstrahlung. Insbesondere die Computertomographie, die uns sehr hochaufgelöste Ergebnisse bringen könnte, können wir daher nur in Ausnahmefällen einsetzen“, erklärt der Leiter des Zentrums für Kraniofaziale Fehlbildungen an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Organisator des Kongresses, Privatdozent Dr. Dr. Michael Engel.

3D-Fotoaufnahmen als Alternative zu CT

Er wird beim Kongress die Möglichkeit der Diagnostik mit 3D-Fotoaufnahmen vorstellen. Mit seinem Team zeigte er in einer kürzlich mit dem Helene-Matras Preis der Österreichischen Gesellschaft für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kraniofazialen Anomalien ausgezeichneten Arbeit, dass Schädelvermessungen anhand von 3D-Fotoaufnahmen ein aussagefähiges Verfahren zur Beurteilung von Schädeldeformitäten und eine sinnvolle Alternative zur strahlenbelastenden Computertomographie im Kindesalter darstellen.

Defekt sollte schnell behoben werden

Neben der Behandlung von Fehlbildungen des Gesichtsschädels, darunter Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten, nimmt die operative Korrektur von Deformationen, die nicht nur den Gesichts-, sondern auch den Hirnschädel umfassen, eine zentrale Rolle in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ein. Solche ausgeprägten Fehlbildungen sind extrem selten. Deutschlandweit kommen rund 5 betroffene Kinder jährlich zur Welt. Bei ihnen haben sich viel zu früh eine oder mehrere Schädelnähte verschlossen (Kraniosynostosen). Je nach Position und Beginn der Störung kann das weitere Wachstum des gesamten Schädels und die Entwicklung des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen werden. Gesichts- und Schädelfehlbildung sind die Folge. Der Defekt sollte möglichst bald nach der Geburt, je nach Ausprägung zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat, operativ korrigiert werden. Die Operationsverfahren müssen individuell angepasst werden, um ein optimales funktionelles und ästhetisches Ergebnis für die kleinen Patienten zu erreichen, und erfordern daher große Erfahrung des Operateurs. Dank der sich stetig weiterentwickelnden Technik können heute selbst ausgeprägte Schädelfehlbildungen fachübergreifend erfolgreich behandelt werden. (idw, red)


Hintergrundinformationen:
Der Kongress „Craniofacial Anomalies: Philosophy and Practice of Craniosynostosis Therapies findet am 21. und 22. Oktober 2016 in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, Seminarraum 703 & 704, Im Neuenheimer Feld 410, statt. Die Vortragssprache ist Englisch.

Programm und weitere Informationen.

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