Bei der diesjährigen von Europol und INTERPOL koordinierten Operation OPSON VII wurden in Deutschland 15 Betrugsfälle illegal gefärbten Thunfischs festgestellt. Dies teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute in Berlin mit. In zehn weiteren europäischen Staaten wurden Betrugsfälle aufgedeckt. OPSON wird einmal jährlich mit dem Ziel durchgeführt, Lebensmittelbetrug weltweit zu bekämpfen und die zwischenbehördliche Zusammenarbeit zu stärken. Bei der aktuellen Operation OPSON VII schlossen sich erstmals elf europäische Staaten zusammen, um ein gemeinsames Schwerpunktthema – die illegale Rotfärbung von Thunfisch – zu verfolgen. Von deutscher Seite beteiligten sich neben den Lebensmittelbehörden von Bund und Ländern auch der Zoll und das Bundeskriminalamt an der Operation.
Zweiwöchige Schwerpunktaktion
Bei einer zweiwöchigen Schwerpunktaktion Anfang Februar untersuchten die Lebensmittelüberwachungsbehörden in Deutschland bei 205 Kontrollen 155 Tonnen frischen und gefrorenen Thunfisch auf illegale Färbung. Für den Zoll lag der Schwerpunkt bei der Einhaltung der zollrechtlichen Bestimmungen beim Import von Thunfisch. Hierzu wurden unter anderem an den Grenzzollstellen in Hamburg und am Frankfurter Flughafen 242 Kontrollen durchgeführt. Der Zoll und die Lebensmittelüberwachung arbeiteten dabei eng zusammen.
Irreführende Praktiken nachgewiesen
Von der Lebensmittelüberwachung konnten in 15 Fällen irreführende Praktiken nachgewiesen werden, die von illegaler Behandlung des Thunfischs mit Kohlenmonoxid und Nitrat bzw. Nitrit über erhöhte Konzentrationen an Ascorbinsäure bis hin zu undeklarierten Inhaltsstoffen reichten. Bei den vom Zoll kontrollierten Sendungen mit Thunfisch wurden keine Auffälligkeiten festgestellt.
Die Ermittlungen der Lebensmittelüberwachung sind noch nicht abgeschlossen, auch weil europa- und weltweit Informationen zu den Fällen eingeholt werden, welche das BVL als nationale Kontaktstelle über das europäische Meldesystem für Lebensmittelbetrug (AAC-System) weiterleitet. Wenn feststeht, auf welcher Handelsstufe betrügerische Manipulationen stattgefunden haben, kann zielgerichtet dagegen vorgegangen werden. Die Europäische Kommission hat die EU-Mitgliedstaaten aktuell gebeten, die Kontrollen zu illegaler Färbung von Thunfisch zu verstärken. Beim Vorliegen aller Ergebnisse wird auf europäischer Ebene ein Gesamtbild zu Ausmaß und Strukturen beim Thunfischbetrug erstellt. Weitere Folgemaßnahmen können, auch über das Ende der Operation OPSON VII hinaus, ergriffen werden.
Methoden zur Manipulation sind vielfältig
Lebensmittelbetrug bei Thunfisch ist ein bekanntes, jedoch sehr schwer zu durchdringendes Phänomen. Die Methoden zur Manipulation sind vielfältig und erfordern zum Teil ein ausgereiftes lebensmitteltechnologisches Wissen. Die ursprüngliche Farbe von Thunfischfleisch ist rot. Während der Alterung nach dem Fang verliert das Fleisch seine Rotfärbung und wird braungrau. Durch illegale Zusätze oder Behandlungen kann die rote Farbe jedoch stabilisiert werden. So gelingt es, dem Thunfischfleisch eine dauerhafte rote Färbung zu geben. Dem Verbraucher wird eine unter Umständen nicht mehr vorhandene Frische vorgetäuscht. Zur Gesundheitsgefahr kann dies werden, wenn das ältere Fischfleisch hohe Mengen an Histamin aufweist. Aufgrund der Rotfärbung kann das ältere Fleisch nicht als solches identifiziert werden.
Beteiligte an OPSON VII
Die deutsche Beteiligung an der aktuellen Operation OPSON VII wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) koordiniert. An OPSON VII waren die Lebensmittelüberwachungsbehörden aus Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie der Zoll und das Bundeskriminalamt aktiv beteiligt. Die Länder Bremen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz nahmen als Beobachter teil. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stellte die Abfertigungsdaten für die Thunfischimporte zur Verfügung. Das Max Rubner-Institut (MRI) beriet die Teilnehmer mit seiner Expertise zu Lebensmittelbetrug im Fischsektor.
Kommission hatte konkrete Hinweise erhalten
Die Europäische Kommission hatte vor der Operation konkrete Hinweise erhalten, dass Thunfisch illegal eingefärbt wird, und diese über das europäische Food Fraud Netzwerk verbreitet. Eine im Herbst letzten Jahres vereinbarte Kooperation zwischen dem schweizerischen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und dem BVL führte erstmalig in der Geschichte von OPSON zu einem Zusammenschluss von elf Staaten zu einer gemeinsamen Schwerpunktaktion – der Aufdeckung illegaler Praktiken bei der Rotfärbung von Thunfisch. Neben den beiden Initiatoren der Zusammenarbeit, Deutschland und Schweiz, beteiligten sich auch Frankreich, Italien, Liechtenstein, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Ungarn und Großbritannien an der Schwerpunktaktion. Koordiniert wurde die Aktion durch Europol. Die Europäische Kommission unterstützte die Staaten maßgeblich bei der Planung und Durchführung der gemeinsamen Operation. Weltweit haben sich insgesamt 67 Staaten mit verschiedenen Untersuchungszielen an OPSON VII beteiligt.
Hintergrundinformation
Mit der weltweiten Aktion OPSON gehen Europol und INTERPOL seit dem Jahr 2011 koordiniert gegen Lebensmittelbetrug vor. Das übergeordnete Ziel gemeinsamer OPSON-Schwerpunktoperationen ist der Aufbau und die Stärkung der zwischenbehördlichen Zusammenarbeit der für Lebensmittelüberwachung und Verbraucherschutz zuständigen Behörden mit den Strafverfolgungsbehörden und dem Zoll sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Deutschland beteiligt sich seit OPSON V (2015/2016) an den Operationen.
Quelle: BVL
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