Bei Prostatakrebs handelt es sich um die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts bundesweit etwa 62.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Und auch in Österreich führt Prostatakrebs die Statistik der häufigste Krebserkrankung bei Männern seit Jahrzehnten an. Jährlich werden dort rund 6.000 Neuerkrankungen und 1.300 Todesfälle infolge von Prostatakarzinomen registriert. Die Tumoren in der sogenannten Vorsteherdrüse des Mannes bleiben in der überwiegenden Zahl der Fälle lokal begrenzt und sind somit gut therapierbar. Rund 20 Prozent der Patienten entwickeln jedoch metastasierenden Prostatakrebs, der nach wie vor schwer zu behandeln ist. Prostatakrebs wird mit fortschreitender Entwicklung zunehmend aggressiv, sodass es zur Metastasenbildung kommen kann. In dieser Form ist der Tumor nur noch schwer zu behandeln, was sich in hohen Sterberaten niederschlägt: Weltweit stellt die bösartige Erkrankung der Prostata die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern dar.
Kann Protein Tumorwachstum bremsen?
Im Rahmen einer internationalen Studie unter der Leitung von Lukas Kenner (MedUni Wien) und Sabine Lagger (Vetmeduni) wurde nun ein Protein identifiziert, das das Tumorwachstum bremsen könnte. Damit liefern die publizierten Ergebnisse einen neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Therapien. Die komplexen molekularen Vorgänge, die zum Fortschreiten von Krebs führen, wurden von der Wissenschaft noch nicht restlos geklärt. Als ein möglicher Treiber des Tumorwachstums wird das JUN genannte Protein intensiv beforscht. „Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass JUN bei Krebs übermäßig produziert wird. So wurde ein Zusammenhang zwischen Tumorwachstum und hohem JUN-Spiegel hergestellt“, verdeutlicht Kenner (Klinisches Institut für Labormedizin der MedUni Wien, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni) den Hintergrund der aktuellen Studie. Darin wurde in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern nachgewiesen, dass bei Prostatakrebs das Gegenteil der Fall ist.
JUN ist an der Regulation beteiligt
Die Untersuchungen des Forschungsteams am Mausmodell und an klinischen Proben ergaben, dass das Fortschreiten von Prostatakrebs nicht beschleunigt, sondern verlangsamt wird, wenn JUN in hohem Maß vorhanden ist. Umgekehrt konnte beobachtet werden, dass der Tumor schneller wächst, wenn das Protein fehlt. Dass JUN eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von Genen und verschiedenen Prozessen wie dem Zellwachstum spielt, wurde bereits in den 1980er Jahren entdeckt. „Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass JUN wesentlich an der Regulation von Prostatakrebs beteiligt ist, indem es die Immunantwort des Körpers beeinflusst“, präzisiert Lagger, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni, die aktuell erforschten Zusammenhänge. Fehlt das Protein, wird die Rekrutierung bestimmter Immunzellen in der Mikro-Umgebung des Tumors beeinträchtigt, was zum beschleunigten Krebswachstum führt. „Unsere Forschung deutet darauf hin, dass die Aktivierung von JUN möglicherweise eine vielversprechende Therapieoption sein könnte, um das Fortschreiten von Prostatakrebs zu verlangsamen“, betonen Lagger und Kenner.
Quelle: MedUni Wien
Artikel teilen