Post/Long COVID: Hohe Kosten durch Arbeitsausfälle?

Hohe indirekte Kosten zu erwarten
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Auswirkungen von Post/Long COVID
© jirsak/stock.adobe.com
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Viel wurde und wird über die gesundheitlichen Auswirkungen von Post/Long COVID diskutiert. Doch auch die ökonomischen Auswirkungen könnten enorm sein, eine große gesellschaftliche Herausforderung.

Mit einer Erkrankung an Post/Long Covid könnten neben medizinischen auch hohe indirekte Kosten durch Arbeitsausfall verbunden sein. In einer Online-Befragung des RWI in Zusammenarbeit mit Long COVID-Deutschland (LCD) lagen diese indirekten Kosten von an Post/Long-COVID-Erkrankten bei durchschnittlich etwa 22.200 Euro pro Person. Alleine für die gut 1.000 Betroffenen, die an der Befragung teilnahmen, bezifferten sich die indirekten Kosten der Erkrankung damit auf schätzungsweise rund 23 Millionen Euro. Zudem zeigt die Analyse, dass sich die Erkrankung mit zunehmendem Schweregrad auch stärker auf Lebensqualität und finanzielle Situation der Betroffenen auswirkt. In der WHO Europa Region waren allein in den Jahren 2020 und 2021 laut WHO schätzungsweise 17 Millionen Menschen von einem Post-COVID-Syndrom betroffen.

Enorme gesellschaftliche Herausforderung

„Unsere Analyse zeigt, dass eine Erkrankung an Long/Post COVID nicht nur die Lebensqualität vieler Betroffener stark einschränkt, sondern auch gesamtwirtschaftlich mit hohen Kosten verbunden sein könnte“, sagt RWI-Gesundheitsökonom Alexander Haering. „Die Integration Post-COVID-Erkrankter in ihr soziales und berufliches Umfeld ist eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. Unsere Analyse gibt einen Einblick in schweregradabhängige Krankheitsfolgen und zu erwartende Ausfälle durch langwierige Arbeitsunfähigkeiten“, ergänzt Dr. Claudia Ellert von Long COVID Deutschland (LCD).

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit einer Erkrankung an Post/Long-Covid könnten neben medizinischen auch hohe indirekte Kosten verbunden sein. In einer Online-Befragung des RWI in Zusammenarbeit mit Long COVID Deutschland (LCD) lagen die indirekten Kosten von an Post/Long-COVID-Erkrankten durch Arbeitsausfall zum Zeitpunkt der Erhebung bei durchschnittlich etwa 22.200 Euro pro Person. Die durchschnittliche Krankschreibungsdauer betrug 237 Tage. Alleine für die gut 1.000 Betroffenen, die an der Befragung teilnahmen, bezifferten sich die indirekten Kosten der Erkrankung damit auf schätzungsweise rund 23 Millionen Euro.
  • Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation entwickeln nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 rund 10 Prozent der Erkrankten anhaltende oder neu auftretende gesundheitliche Beschwerden in Form von Long COVID. Halten die Beschwerden länger als zwölf Wochen an, wird dieser Krankheitszustand als Post-COVID-Syndrom bezeichnet. Für Deutschland liegen bislang keine genauen Angaben zum Vorkommen des Post-COVID-Syndroms in der Bevölkerung vor.
  • Im Rahmen der Erhebung wurden 26 Symptome und ihre Ausprägung abgefragt. Die Befragten wurden je nach Anzahl und Ausprägung ihrer Symptome in drei verschiedene Cluster eingeteilt: mildes, moderates und schweres Post-COVID-Syndrom. Je nach Schweregrad der Erkrankung lagen die durchschnittlichen indirekten Kosten zwischen 18.400 Euro pro Erkrankten (bei einer durchschnittlichen Krankschreibungsdauer von 193 Tagen) und 24.200 Euro (bei einer durchschnittlichen Krankschreibungsdauer von 265 Tagen).
  • Zu den besonders häufig als „häufig/stark“ ausgeprägten Symptomen gehören chronische Erschöpfung, Zustandsverschlechterung nach Belastung (Post-exertionelle Malaise, kurz PEM) sowie allgemeine Müdigkeit und Kraftlosigkeit.
  • Befragte, die dem Cluster „schweres Post-COVID-Syndrom“ zugeordnet wurden, gaben deutlich stärkere Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation und die Versorgung von Kindern und Familie an als Befragte aus dem Cluster „mildes Post-COVID-Syndrom“. Fast alle Befragten waren nach eigenen Angaben gegen SARS-CoV-2 geimpft, wobei gut 60 Prozent angaben, drei Impfungen erhalten zu haben.
  • Teil der Befragung war auch eine Abfrage zur Lebensqualität anhand des sog. SF-36-Score, einem Zahlenwert zwischen 0 und 100. Bei Befragten ohne Long/Post COVID lag dieser bei rund 70 Punkten, bei Personen mit Long/Post COVID bei einem deutlich geringeren Wert von rund 37 Punkten.
  • Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, für die eigens ein Fragebogen konzipiert wurde. Aufrufe zur Teilnahme erfolgten überwiegend über die Internetseite von LCD sowie die LCD-Selbsthilfegruppe auf Facebook. Die Erhebung wurde vom 26. Juni 2022 bis zum 31. Juli 2022 durchgeführt, von insgesamt 2.756 Teilnehmenden beantworteten 2.145 (rund 78 Prozent) mindestens die Hälfte aller Fragen. Die Angaben dieser Personen bilden die Datengrundlage der Studie.
  • Der Fragebogen wurde überwiegend von Frauen ausgefüllt, nur 22 Prozent der Befragten waren Männer. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 42,9 Jahren. Die Teilnehmenden waren nach eigenen Angaben in der Mehrheit an Long/Post COVID erkrankt.
  • Die Ergebnisse der Analysen sind aufgrund der Art, wie der Fragebogen in Umlauf gebracht wurde, nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung oder alle Long/Post-COVID-Erkrankten. Zudem handelt es sich bei den Analysen um Korrelationen und nicht um Kausalzusammenhänge. Gleiches gilt für die Kostenanalyse. Sie ist nur eine Momentaufnahme der Kosten innerhalb der Analysestichprobe, weil ein großer Teil der Betroffenen zum Zeitpunkt der Befragung noch krankgeschrieben war.

Literatur:
Haering A, Kottmann R, Ellert C, von Loga I: Long/Post-COVID-Schweregrade und ihre gesellschaftlichen Folgen: Ergebnisse einer Befragung. RWI, Heft 156.

Quelle: RWI

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