Neue Untergruppen für personalisierte Therapie definiert

Akute Myeloische Leukämie
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AML
Blasten bei AML FAB M1 The Armed Forces Institute of Pathology (AFIP), gemeinfrei
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Eine internationale Forschergruppe um den Ulmer Leukämieforscher Prof. Hartmut Döhner hat in einer wegweisenden Studie 11 Untergruppen der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) aufgrund von genetischen Veränderungen identifiziert.

Die Akute Myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste akute Blutkrebserkrankung im Erwachsenenalter. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine einheitliche Erkrankung: Eine internationale Forschergruppe um Professor Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin III, hat in einer bahnbrechenden Studie aufgrund von genetischen Veränderungen 11 AML-Unterformen definiert, deren Prognose sich erheblich unterscheidet. Die neue, veröffentlichte Klassifikation ist das Ergebnis einer Untersuchung von über 1.500 Patienten, die im Rahmen von klinischen Studien der Deutsch-Österreichischen AML-Studiengruppe behandelt wurden.

Heilungschancen variieren stark

Bei der Akuten Myeloischen Leukämie gerät die Vermehrung von Blutzellen außer Kontrolle: Anstelle von gesunden reifen Blutkörperchen entstehen unreife „myeloische Blasten“, die die Blutbildung im Knochenmark stören und dadurch lebensbedrohliche Infektionen und Blutungen verursachen können. Die Patienten werden mit einer Chemotherapie und gegebenenfalls einer Stammzelltransplantation behandelt, doch die Heilungschancen variieren sehr stark.

Bei der Entstehung einer AML spielen erworbene genetische Mutationen („Driver Mutationen“) in den Zellen des Knochenmarks eine entscheidende Rolle. In Proben von 1.540 AML-Patienten (18-84 Jahre) aus drei klinischen Untersuchungen der Deutsch-Österreichischen AML-Studiengruppe haben die Forscher um Professor Döhner nach solchen Mutationen in 111 „Krebsgenen“ gesucht. Anschließend wurden die Ergebnisse der genetischen Sequenzierung – insgesamt haben die Forscher über 5.200 Driver-Mutationen identifiziert – mit dem Ansprechen auf Chemotherapie und der Überlebensrate verglichen.

Klassifikation durch Mutationsmuster

Die Resultate der bisher umfassendsten Studie ihrer Art erlauben eine Klassifikation der AML-Fälle anhand der gefundenen Mutationsmuster: „Neben den klassendefinierenden Merkmalen beeinflussen aber auch Co-Mutationen und die daraus folgenden komplexen Gen-Geninteraktionen den Krankheitsverlauf erheblich. Die Leukämie-Unterformen auf Basis genetischer Veränderungen sind ein weiterer Schritt in Richtung personalisierte Krebsmedizin“, sagt Professor Hartmut Döhner, Leiter der Deutsch-Österreichischen AML-Studiengruppe. Die Ergebnisse der molekulargenetischen Untersuchung seien ein „Meilenstein“ in der Klassifikation, Diagnose und Therapie der Akuten Myeloischen Leukämie.

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Die individuellen genetischen Veränderungen der Patienten erklären unterschiedliche Krankheitsverläufe und Behandlungserfolge. In klinischen Studien kann nun nach den jeweils passendsten Therapien für die Subgruppen gesucht werden: „Auf den ersten Blick scheinen zwei Patienten die gleiche Blutkrebserkrankung zu haben, doch auf genetischer Ebene können sich diese Leukämien erheblich unterscheiden. Diese Unterschiede begründen, warum ein Patient geheilt wird und der zweite bei gleicher Behandlung verstirbt“, erklärt Co-Studienleiter Dr. Peter Campbell vom Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge (UK).

Weitere Studien in Planung

Vertiefende Studien und entsprechende Untersuchungen zu anderen Leukämien sind in Planung. „Zum ersten Mal haben wir die genetische Komplexität der meisten AML-Krebsgenome entschlüsselt und unterschiedliche Wege identifiziert, die zur Entstehung einer Akuten Myeloischen Leukämie führen. Ein tieferes Verständnis dieser Wege führt zu geeigneteren Therapien für den einzelnen AML-Patienten“, resümiert Erstautorin Dr. Elli Papaemmanuil vom Sanger Institute und dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York (USA).  (idw, red)

Hintergrundinformationen:

Das Forschungsprojekt unter Federführung der Universität Ulm und des Sanger Institute in Cambridge wurde unter anderem vom Wellcome Trust, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

Zur Person Prof. Hartmut Döhner:
Professor Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin III, zählt zu den meistzitierten Leukämieforschern weltweit. Sein Forschungsschwerpunkt sind die häufigsten Blutkrebsarten im Erwachsenenalter: Die Akute Myeloische Leukämie (AML) und die Chronisch Lymphatische Leukämie (CLL). Professor Döhner hat zahlreiche genetische Veränderungen identifiziert, durch die sich Verlauf und Therapieerfolg von AML beziehungsweise CLL einschätzen lassen. Auf seiner wissenschaftlichen Arbeit beruhen international verwendete Leitlinien zur Blutkrebstherapie. Der vielfach ausgezeichnete Mediziner leitet die Deutsch-Österreichischen AML-Studiengruppe. An seiner Heimatuniversität Ulm ist er zudem Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1074 „Experimentelle Modelle und klinische Translation bei Leukämien“ und des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU).

Literatur:

Elli Papaemmanuil, Moritz Gerstung, Lars Bullinger et al.: Genomic Classification and Prognosis in Acute Myeloid Leukemia. New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMoa1516192

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