Neue Therapien für Gehirn und Nerven

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Vom 21. bis 24. September 2016 tagt in Mannheim der DGN-Kongress, die größte deutschsprachige Neurologentagung.

Von Schlaganfall über Demenzen, Multiple Sklerose und Epilepsie bis hin zur Neuroborreliose und seltenen genetisch bedingten Erkrankungen: Der 89. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Mannheim bietet vom 21. bis 24. September 2016 ein umfassendes Update des gesamten Spektrums der neurologischen Medizin. Die rund 6000 Teilnehmer erwartet ein hochaktuelles Wissenschafts-, Diskussions- und Fortbildungsprogramm mit 580 Vorträgen in 82 Symposien und 315 Poster-Präsentationen.

Gastgeber im Congress Center Rosengarten sind der Kongresspräsident Prof. Dr. med. Dr. h. c. Stefan Schwab, Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen, Kongresssekretär Prof. Dr. med. Hagen Huttner, ebenfalls Erlangen, sowie Prof. Dr. med. Ralf Gold, Präsident der DGN und Direktor der Neurologischen Universitätsklinik am St. Josef Hospital in Bochum. Neben dem hochkarätigen wissenschaftlichen Programm bietet die DGN 55 Fortbildungskurse, außerdem berufspolitische Diskussionsrunden im DGN forum sowie ein umfassendes eigenes Programm für den neurologischen Nachwuchs.

Neuroökonomen, lernende Algorithmen und hochdotierte Preise

Ein Höhepunkt ist die festliche Eröffnungsveranstaltung (Donnerstag, 22. September, 10:30 bis 12:30 Uhr). Prof. Dr. med. Christian Elger, Leitender Epileptologe der Universität Bonn, blickt in seinem Festvortrag „Neuroökonomie“ durch die Augen des Hirnforschers auf die Wirtschaft und zeigt zum Beispiel, warum wirtschaftliche Entscheidungen niemals „rein“ ökonomisch ausfallen, sondern immer ein Quantum Altruismus enthalten – solange Menschen sie treffen und nicht Computer. Prof. Dr. Klaus-Robert Müller, Experte für Maschinelles Lernen von der TU Berlin, entführt das Auditorium in die Welt der IT.

Er zeigt, wo Daten-Algorithmen unseren Alltag bereits fest im Griff haben, und schlägt eine Brücke von den ersten Gehversuchen „künstlicher Intelligenz“ vor 50 Jahren bis zu Computer-Hirn-Schnittstellen, mit denen Gelähmte kommunizieren oder einen Rollstuhl lenken können. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung werden auch der Deutsche Journalistenpreis für Neurologie sowie zwei Forschungspreise vergeben: der renommierte Heinrich Pette-Preis und die mit 50 000 Euro dotierte Thiemann-Fellowship.

Chancen und Grenzen der invasiven Neurologie

Die Neurologie hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten von einer diagnostischen Disziplin zu einer tragenden Säule der Patientenversorgung entwickelt – und ist mit einem jährlichen Zuwachs von ca. 6 Prozent das am schnellsten wachsende klinische Fach in der Medizin. Für immer mehr Erkrankungen gibt es wirksame Therapien, und eine immer größere Rolle spielen dabei invasive Methoden unter Beteiligung der Neuroradiologie und Neurochirurgie. Der diesjährige Kongress nimmt die Chancen und Grenzen der invasiven Neurologie in den Fokus, insbesondere im Präsidentensymposium (Donnerstag, 22. September, 17:00 bis 20:00 Uhr).

Zum Beispiel die Stammzelltransplantation bei der Parkinson-Krankheit: Erste Studien sind vielversprechend, aber wie sind diese Ergebnisse wissenschaftlich einzuordnen? Welches therapeutische Potenzial haben Stammzelltransplantationen in der Neurologie? Diskutiert wird in Mannheim auch über chirurgische Eingriffe, die Patienten mit Epilepsie heilen können. Ein Beispiel sind die Tiefenelektroden – das stereotaktische Verfahren, um jene Zentren im Gehirn genauer zu lokalisieren, in denen die Epilepsie generiert wird. Die Thrombektomie – die jüngste Revolution in der Akuttherapie des Schlaganfalls – ist 2016 ebenfalls Thema.

Neurologie in der NS-Zeit

71 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes sind noch viele Fragen zur Rolle der deutschen Neurologie in der Zeit des Nationalsozialismus offen. Sie zu beantworten, hat sich die DGN zur Aufgabe gemacht und 2014 eine wissenschaftshistorische Analyse in Auftrag gegeben. Im August erscheint ein Sonderheft von „Der Nervenarzt“ mit den Resultaten, die in Mannheim auf einem eigenen Symposium von Medizinhistorikern der Universitäten Köln und Düsseldorf vorgestellt werden. Dabei geht es unter anderem um die biografischen Brüche in drei exemplarischen Lebensläufen von Neurologen der NS-Zeit.

Forschung mal anders: der Science Slam

Neu im Kongressprogramm ist der Science Slam der DGN. Unter dem Motto „Geistesblitze“ bringen Nachwuchswissenschaftler und erfahrene Mediziner Forschungsprojekte oder Highlights aus dem Neurologenalltag kurz und vor allem unterhaltsam auf die Bühne. Beim Science Slam am Freitag, den 23. September, um 19:30 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Dorint-Kongresshotel sind auch interessierte Laien herzlich willkommen. (idw, red)

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