Neue Hoffnung für Betroffene mit Chronischem Fatigue Syndrom?

Weitere Zunahme durch COVID-19 erwartet
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Symbolbild zum Fatigue-Syndrom
© GoodIdeas/stock.adobe.com
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Hilfe ist für viele Betroffene, deren Lebensqualität stark eingeschränkt ist, dringend nötig. In Österreich treibt eine Studie die Verbesserung von Forschung und Therapie von ME/CFS voran.

Die Zahlen sind erschreckend. Allein für Österreich wird mit bis zu 80.000 Menschen gerechnet, die am Chronischen Fatigue Syndrom, auch als ME/CFS oder Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome bekannt, leiden. ME/CFS ist eine schwere multisystemische Erkrankung, die oft zu einem hohen Grad an Einschränkungen führt. 60 Prozent der Patienten sind nicht in der Lage, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, 25 Prozent sind sogar ans Bett gebunden. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher noch ungeklärt. Da sich die Diagnose aufgrund bislang fehlender Biomarker schwierig gestaltet, kann die Zahl der Betroffenen nicht genau beziffert werden. Aufgrund von COVID-19 könnte sich die Zahl der Patienten in den nächsten Jahren aber durchaus verdoppeln, so Schätzungen. Die Zusammenhänge zwischen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und ME/CFS sind ebenfalls Gegenstand intensiver Forschungen. Bisher konnte die Forschung weder genaue Ursachen noch ursächliche Behandlungsansätze aufzeigen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der MedUni Wien haben nun mögliche Biomarker identifiziert, die Diagnose und Therapie der lang andauernden und entkräftenden Fatigue verbessern könnten.

Bisher noch keine Biomarker

Die Studie des Teams um Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien baut auf früheren Forschungsarbeiten auf, die sich mit Störungen des Immunsystems und der Barrierefunktion des Darms bei Betroffenen beschäftigt hatten. ME/CFS-Patienten weisen bekanntlich in der klinischen Ausprägung ihrer Erkrankung oftmals starke Unterschiede auf. Doch trotz intensiver Forschungen liegt bis heute kein messbarer Parameter (Biomarker) vor, der eindeutig auf die Krankheit hinweist.

Unterteilung in Untergruppen

Das Forschungsteam der MedUni Wien konnte zeigen, dass ME/CFS-Patienten anhand der Funktion ihres Immunsystems in Untergruppen unterteilt werden können. Im Zuge dieser Einteilung konnten im Rahmen der Studie bei den Betroffenen unterschiedliche Biomarker nachgewiesen werden, die auf Störungen im Immunsystem beziehungsweise auf eine reduzierte Darm-Barriere-Funktion hindeuten. Das Positive: Das Identifizieren von relevanten Unterschieden bei ME/CFS-Patienten spielt eine Rolle für die klinische Versorgung. Ohne die vorhergehende, immunologische Unterteilung der ME/CFS-Patientengruppe wäre dies unentdeckt geblieben.

Immunologische Abklärung entscheidend

„In unserer Studie sehen wir, dass die immunologische Abklärung der ME/CFS-Patientinnen/-Patienten von entscheidender Bedeutung ist. Betroffene, die an Immundefizienzen leiden, sind durch ihre veränderte Immunfunktion charakterisiert. Bei ME/CFS-Patientinnen/-Patienten mit intaktem Immunsystem war die Darm-Barriere-Funktion herabgesetzt“, erklärt Studienleiterin Untersmayr-Elsenhuber. Die Besonderheiten, die sich anhand von messbaren Markern im Blut nachweisen lassen, erlauben laut Forschungsteam Rückschlüsse sowohl auf unterschiedliche Krankheitsmechanismen als auch auf unterschiedliche Behandlungsoptionen für ME/CFS-Patienten.

Internationale Abstimmung

Im nächsten Schritt sollen die Studienergebnisse in einem größeren Rahmen überprüft werden. Um die Forschung zum Chronischen Fatigue Syndrom voranzutreiben, wird an der MedUni Wien aktuell mit Unterstützung der WE&ME-Foundation die erste „ME/CFS-Biobank Austria“ mit biologischen Proben von Betroffenen aufgebaut. Untersmayr-Elsenhuber: „Damit die ME/CFS-Forschung in Zukunft rasch und länderübergreifend stattfinden kann, haben wir uns dabei von Anfang an mit Forschungsgruppen in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland abgestimmt.“

ME/CFS Research Register

Große Hoffnungen weckt auch das neue ME/CFS Research Register, das kürzlich an den Start gegangen ist. Die ME/CFS Research Foundation stellt dabei eine systematische Übersicht der Forschungslandschaft zur Krankheit ME/CFS öffentlich zur Verfügung. Auch die deutsche ME/CFS-Expertin Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen hatte das Projekt auf X (ehemals twitter) als wichtigen Beitrag zur besseren Vernetzung der Wissenschaftler bezeichnet. Sie ist eine von nur wenigen Expertinnen und Experten in Deutschland, die auf die Erforschung und Behandlung des Krankheitsbildes spezialisiert sind.
 

Literatur:
Rohrhofer J, Hauser L, Lettenmaier L, et al.: Immunological Patient Stratification in Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome. Journal of Clinical Medicine, 2024, DOI: 10.3390/jcm13010275.

Quelle: MedUni Wien, ME/CFS Research Register

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