MRT/PET: Ein Kontrastmittel für beide Untersuchungen?

Hybrid-Kontrastmittelmolekül ist bereits patentiert
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MR-PET Scanner Biograph MMR
MR-PET Scanner Biograph MMR © Siemens Healthineers
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Es wurde ein neues Molekül entwickelt, das sowohl in der MRT als auch in der PET verwendet werden kann. Dies könnte die Diagnose und Behandlung, insbesondere von Nieren- und Tumorerkrankungen, erheblich verbessern.

Die Bildgebung mit MRT/PET-Systemenist eine Herausforderung, denn für die Untersuchungen wird jeweils ein anderes Kontrastmittel mit unterschiedlichem Wirkmechanismus benötigt. Während eine MRT die Struktur von Organen und Gewebe darstellt, macht die PET die Verteilung einer sehr geringen Menge radioaktiver Substanz im Körper sichtbar. Geräte, die sowohl eine MRT als auch eine PET durchführen können, wurden bereits am Werner Siemens Imaging Center der Universität Tübingen entwickelt und stehen mittlerweile auch in der Versorgung von Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Die verbleibende Herausforderung war es, ein Kontrastmittel zu entwickeln, das gleichzeitig in einer PET und einer MRT funktioniert. Während MRT-Kontrastmittel mit Gadolinium genutzt werden, um Organstrukturen und Körpergewebe besser sichtbar zu machen, wird für ein PET-Signal radioaktives Fluor-18 verwendet. Dank der Arbeit des internationalen Forschungsteams sei nun eine Kombination möglich. „Unsere Lösung ist ein clever gestaltetes Molekül, das sowohl Gadolinium als auch das radioaktive Fluor-18 enthält“, sagt Dr. Jan Kretschmer vom Werner Siemens Imaging Center der Universität Tübingen.

Fluoratome durch Fluor-18-Atome ersetzt

„Normalerweise ist es schwierig, zwei verschiedene Kontrastmittel für einen gleichzeitigen PET/MRT-Scan zu kombinieren, da für eine MRT deutlich mehr Kontrast-Moleküle benötigt werden als für eine PET. Wir haben dieses Problem gelöst, indem einige nicht radioaktive Fluoratome in einem Gadolinium-basierten MRT-Kontrastmittel durch radioaktive Fluor-18-Atome ersetzt werden“, erklärt Kretschmer. Die Forschenden konnten genug von diesem Mittel herstellen, um fünf Patienten in weniger als 30 Minuten zu untersuchen. Das Molekül bleibe zudem im Körper stabil, was für den zukünftigen klinischen Einsatz sehr vielversprechend sei, so die Wissenschaftler/-innen.

Gute Chancen in der klinischen Praxis?

„Das Molekül ist einfach zu verwenden und hat eine breite Anwendbarkeit. Es hat alle Eigenschaften der aktuellen MRT-Kontrastmittel, liefert aber auch ein PET-Signal. Dies fügt eine weitere Informationsebene hinzu, verbessert die Genauigkeit und eröffnet neue diagnostische Anwendungen“, sagt Dr. Miloslav Polášek, Leiter der Gruppe für Koordinationschemie am Institut für Organische Chemie und Biochemie an der Akademie der Wissenschaft in Prag, wo die Idee der Arbeit entstanden ist. Auch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten dies bereits versucht, allerdings seien die von ihnen entwickelten Moleküle zu kompliziert in der Herstellung gewesen, was den Einsatzbereich deshalb stark begrenzt habe. Das neue Molekül habe deshalb die besten Chancen, sich in der Praxis gegenüber konkurrierenden Ansätzen durchzusetzen.

Erste Tierversuche erfolgreich

Versuche an Mausmodellen zeigten erste diagnostische Erfolge des kombinierten Kontrastmittels. Die Forschenden fanden in einer kombinierten MRT/PET-Untersuchung unerwartet heraus, dass eine scheinbar gesunde Maus Nierenprobleme hatte. Denn die rechte Niere speicherte das Kontrastmittel deutlich länger als die linke. Mithilfe des PET-Signals konnten die Forschenden die Menge an gespeichertem Kontrastmittel bestimmen – und in der rechten Niere kleine Entzündungen erkennen, die mit einer MRT leicht hätten übersehen werden können. „Nicht nur die Krankheit eines Patienten könnte künftig bestimmt werden, sondern auch das Stadium, der Typ oder die Aggressivität der Erkrankung – und zwar in einer Untersuchung“, betont Prof. André F. Martins vom Werner Siemens Imaging Center der Universität Tübingen. Bisher mussten hierfür zwei Untersuchungen gemacht werden. Eine PET oder eine MRT mit Kontrastmittel sind zwar für den Menschen zumeist unbedenklich, allerdings sind beide Bildgebungsverfahren verhältnismäßig zeitaufwendig. „Eine kombinierte Untersuchung könnte die Dauer der Untersuchungen und die Anzahl an Terminen verringern“, betont Remy Chiaffarelli, Doktorand am Werner Siemens Imaging Center. Das neue Hybrid-Kontrastmittelmolekül ist bereits patentiert und die Forschenden suchen nach potenziellen Investoren. Wie das Verfahren im klinischen Kontext angewendet werden kann, wird nun in Tübingen weiter untersucht.

Literatur:
Kretschmer J, Chiaffarelli R, Cotton J, et al.: Eine makrozyklische Hybrid-PET/MRT-Sonde für die quantitative Perfusionsbildgebung in vivo. Angewandte Chemie, 26 July 2024, DOI: onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.202409520.

Quelle: idw/Universitätsklinikum Tübingen

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