Das Cochlea-Implantat wird in die geschädigte Hörschnecke eingepflanzt. Dort übesetzt es den Schall in elektrische Impulse und gibt diese direkt an den Hörnerv weiter. Allerdings sind die übertragenen Signale extrem verzerrt: Die Patienten beschreiben Geräusche als "blechern" und Stimmen als "roboterhaft". Während manche sehr schnell lernen, das verzerrte Sprachsignal zu deuten und die Worte auch bei starken Hintergrundgeräuschen zu verstehen, profitieren andere kaum von der Prothese.
Studien zufolge beeinflusst die Dauer des Hörverlusts vor der Implantation, wie gut das Sprachverständnis nach der Implantation ist. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass auch nichtsprachliche Hörfähigkeiten erheblich zum Anpassungsprozess beitragen.
Für eine aktuelle Studie haben Wissenschaftler der Universität Lübeck und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig Erwachsene mit einem neu implantierten künstlichen Innenohr getestet. Für die Studie sollten die Probanden rhythmische Modulationen in Rauschsignalen unterscheiden. Wer bei diesem Test besser abschnitt, konnte auch nach einem halben Jahr gesprochene Worte und Sätze besser verstehen. Wer bei dem Text weniger gut abschnitt, hatte auch später größere Schwierigkeiten mit dem Sprachverständnis.
Aktuell gibt es europaweit 150.000 Patienten mit Cochlea-Implantaten. Für sie ist ein Training für das Verständnis von Sprache enorm wichtig. Nur wenn sie sich an das reduzierte Sprachsignal gewöhnen, können sie nach der gehörlosen Zeit Sprache wieder verstehen. Der Hörtest hilft dabei in doppelter Hinsicht: Durch ihn können gefährdete Patienten frühzeitig identifiziert und mit einem Hörtraining unterstützt werden. Andererseits können die Cochlea-Implantate dadurch verbessert und an die individuelle Situation der Patienten angepasst werden.
Originalpublikation:
Erb J, Ludwig AA, Kunke D, Fuchs M, & Obleser J. Temporal sensitivity measured shortly after cochlear implantation predicts six-month speech recognition outcome (Ear Hear. 2018 Apr 24. doi: 10.1097/AUD.0000000000000588. [Epub ahead of print]).
Quelle: Universität Lübeck (4.6.2018)
Artikel teilen