Krebszellen können die Telomere unbeschränkt stabilisieren. Die molekularen Ursachen hierfür bei jungen Patienten mit Neuroblastomen untersuchten jetzt Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) zusammen mit Kollegen aus Köln, Heidelberg und Berlin. Ihre Ergebnisse stehen in der aktuellen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins Science.
Schwerer Krankheitsverlauf, stabile Telomere
Sie entdeckten einen interessanten Zusammenhang, als sie die Genomdaten von mehr als 400 Kindern mit Neuroblastomtumoren analysierten: Je schwerer der Krankheitsverlauf ist, desto stabiler sind die Telomere durch das Enzym Telomerase und verwandte Prozesse. „Wenn dann zusätzlich noch bestimmte weitere Gene verändert sind, entwickelt sich die Krankheit häufig besonders schlecht bei dieser Krebsart“, erläutert Prof. Dr. Alexander Schramm, Leiter der Molekularen Onkologie am Westdeutschen Tumorzentrum des Universitätsklinikums Essen (UK Essen).
Neues Konzept zur Beurteilung der Schwere dieser Erkrankung
„Umgekehrt gilt aber auch“, so Schramm, „dass Tumore ohne Telomer-Stabilität nur wenig oder möglicherweise gar keine Therapie benötigen. Dies gilt sogar dann, wenn man alle bisher bekannten Risikofaktoren einbezieht.“ Das Forscherteam entwickelte deshalb ein vollkommen neues Konzept, um die Schwere dieser Erkrankung zu beurteilen, das nun in klinischen Studien überprüft werden muss.
Am Standort Essen werden die beteiligten Wissenschaftler, Prof. Dr. Alexander Schramm und der Genominformatiker Prof. Dr. Sven Rahmann, diese Ergebnisse aus dem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich (SFB) 876 zukünftig nutzen, um sie auf andere Tumorarten wie Lungenkrebs zu übertragen, die noch komplexere genetische Veränderungen aufweisen.
Sandra Ackermann, Maria Cartolano, Barbara Hero, et al.: A mechanistic classification of clinical phenotypes in neuroblastoma. Science 07 Dec 2018: Vol. 362, Issue 6419, pp. 1165-1170, DOI: 10.1126/science.aat6768.
Quelle: UDE
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