Kontaktstelle für Überlebende nach schwerer COVID-Infektion im Aufbau
Eine Sepsis kann sowohl durch Bakterien hervorgerufen werden, als auch durch Viren und Pilze. Bei der Corona-Sepsis ist eine virale Infektion der Auslöser. Weitgehend unbekannt ist, dass ein durch das SARS-CoV-2-Virus ausgelöster schwerer Erkrankungsverlauf alle Kriterien einer Sepsis erfüllt. Eine schwere COVID-19 Erkrankung ist durch eine Lungenentzündung charakterisiert, welche zu einer kritischen Erkrankung fortschreiten kann, die durch ein Organversagen, also eine Sepsis, gekennzeichnet ist und intensivmedizinisch behandelt werden muss.
125.000 Betroffene
„Auf Basis der bestehenden Datenlage ist davon auszugehen, dass seit Beginn der Pandemie in Deutschland bisher 157.000 Menschen mit einer kritischen SARS-CoV-2-Infektion intensivmedizinisch behandelt wurden. Etwa 125.000 Menschen, die diese schwere Infektion überlebt haben, sind von Spätfolgen betroffen, die viele gemeinsame Merkmale einer überlebten Sepsiserkrankung aufweisen. Diese Patientinnen und Patienten wissen meist nicht, dass sie eine Corona-Sepsis überlebt haben und entsprechend Spätfolgen zu erwarten sind. Um genau diesen Menschen zu helfen, wollen wir im Rahmen der DES-Initiative eine nationale Beratung für Angehörige und Patientinnen und Patienten aufbauen", so der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Sepsis Hilfe e.V., Prof. Frank M. Brunkhorst vom Uniklinikum Jena.
DIVI und NAKOS als Bündnispartner
Für die Durchführung des Projekts hat sich die Deutsche Sepsis Hilfe e.V. mit zwei starken Bündnispartnern zusammengetan: Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Zudem wird zur Verstärkung des Teams eine eigene Beratungsstelle für eine Psychologin bzw. einen Psychologen geschaffen.
Sepsis Survivorship im Fokus
„Eines unserer Teilprojekte der Deutschen Sepsis Hilfe e.V. ist es, die Sepsis-Spätfolgen zu erkennen und hier entsprechend aufzuklären und zu beraten: Sepsis Survivorship zeigt klar auf, warum das Überleben einer Sepsis nicht genug ist. Das Thema Langzeitüberleben ist keineswegs ein rein medizinisches Problem, sondern schließt gesundheitspolitische, sozioökonomische und persönliche Perspektiven mit ein. Wir setzen uns für ein Nachsorgemodell ein, das konkret auf diese Bedürfnisse eingeht", erklärt Brunkhorst weiter.
PTBS als häufigste Spätfolge
Das Auftreten einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nach überlebter Sepsis liegt bei 30 bis 70 Prozent und gehört damit zu den häufigsten Spätfolgen. Die meisten Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen kennen jedoch diese Diagnose nicht und können daher keinen Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und der PTSB erkennen.
Direkte und kostenlose Beratung
„Unser direktes Beratungsangebot ist unser Alleinstellungsmerkmal. Nirgendwo sonst können Betroffene und deren Angehörige in direkten Kontakt mit Menschen treten, die selbst eine Sepsis überlebt haben. Mit unseren Mitgliedern, meist Betroffene, Angehörige oder Hinterbliebene, steht ein deutschlandweites Netzwerk zur Verfügung", so Babila Janusan, Leiterin der Deutschen Sepsis Hilfe e.V.. Die Sepsis-Hotline 0700 7377 4700 ist wochentags von 8 bis 21 Uhr und an Wochenenden oder Feiertagen von 9 bis 21 Uhr erreichbar. Bis 16 Uhr erreicht man unter dieser Nummer die Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Ab 16 Uhr sowie an Wochenenden oder Feiertagen stehen für Betroffene, Angehörige und Hilfesuchende ehrenamtliche Mitglieder beratend zur Verfügung.
Über die DHS
Die Deutsche Sepsis-Hilfe e. V. (DSH) ist die weltweit erste Patientenorganisation für an Sepsis erkrankte Menschen sowie deren Angehörige oder Hinterbliebene. 2007 wurde sie aus dem Kreis einer Betroffeneninitiative gegründet. Mit mehr als 400 Mitgliedern, meist Betroffene, Angehörige oder Hinterbliebene, steht ein deutschlandweites Netzwerk zur Verfügung, das mit psychosozialer Begleitung unterstützt. Alle Mitglieder waren in ähnlichen Situationen und haben bei der DSH Anschluss gesucht und gefunden. Unabhängigkeit ist wichtig! Die DSH ist unabhängig und nur ihren Mitgliedern verpflichtet. Sie wird ausschließlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Fördergelder der Krankenkassen finanziert. Die DSH nimmt Abstand von einer Finanzierung durch Pharmaunternehmen oder sonstige Einrichtungen, bei denen ein Interessenkonflikt entstehen könnte. Die DSH ist Partner der Kampagne "Deutschland Erkennt Sepsis".
Quelle: GA/DSH
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