Kommentar: Infektions-Dunkelziffer dürfte erheblich sein

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Steigen bald die Testzahlen wieder? Microgen, stock.adobe.com
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Die jüngsten ALM e. V.-Zahlen zu den durchgeführten SARS-CoV-2-PCR-Tests sprechen für eine erhebliche Dunkelziffer. Aktuell beträgt die Auslastung bei den Laboren des Verbandes nur 26% (KW 29). Gleichzeitig erreicht der Anteil der Delta-Variante laut ALM-Datenerhebung nunmehr ca. 89 Prozent der nachuntersuchten positiven Befunde und macht damit den allergrößten Teil der Neuinfektionen aus.

Sollte es nun, wie angekündigt bzw. diskutiert, eine Testpflicht für alle Reiserückkehrer geben, dürfte die Zahl der Tests wieder deutlich klettern. Das wäre sicherlich eine gute Maßnahme, um das weitere Einschleppen wie im vergangenen Jahr zu verringern. Allerdings muss es dann entsprechend kontrolliert werden wie auch die Quarantänepflichten. Doch wieder einmal muss man sich fragen, warum über diese wichtigen Maßnahmen so spät diskutiert wird/wurde. Die Termine der Schulferien stehen seit Jahren fest und nach den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr galt offenbar wieder das Sankt-Florians-Prinzip. Die von einigen veröffentlichten Prognosen eines bevorstehenden entspannten Sommers oder die Nachrichten über eine Saisonalität bei Corona hatten offenbar viele Politiker gelähmt. Man hätte klar VOR den Ferien diese Maßnahmen beschließen müssen. Mit der Delta-Variante wird es nicht einfacher.

Gleichzeitig gehen in einigen Bundesländern die Ferien bereits wieder zu Ende und die Schulöffnungen stehen an. In diese Phase platzt jetzt eine neue Studie, die klar aufzeigt, dass bei der systematischen Auswertung von veröffentlichten und nicht veröffentlichten empirischen Studien festgestellt wurde, dass die Schließung von Schulen, gefolgt von der Schließung von Arbeitsstätten, Geschäften und Veranstaltungsorten sowie dem Verbot öffentlicher Veranstaltungen die wirksamsten Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19 sind.

So kommen die Autoren zu dem Schluss, dass in den ausgewerteten Studien, die diese nicht pharmazeutischen Interventionen (NPI) analysierten, in 14 von 24 Fällen (58%) ein Zusammenhang zwischen der Verringerung der Zahl der Fälle und der Schließung von Schulen festgestellt wurde. In vier Studien wurde sie sogar als die wirksamste Maßnahme eingeschätzt. Dieses Ergebnis dürfte nicht überall auf offene Ohren stoßen. Gab es doch bereits Aussagen, wie die Schulen müssten wieder in den Präsenzunterricht, ohne Wenn und Aber. Hier könnte die Politik indes wieder einmal die Rechnung ohne das Virus machen. Andere Länder zeigen, was passiert, wenn Delta auf Ungeimpfte trifft. Und wie lange die Wirkung der Impfungen anhält, kann noch niemand mit Sicherheit sagen. Erste Daten aus Israel von älteren Geimpften, die im Januar ihre erste Spritze erhielten, lassen zumindest aufhorchen. Auf jeden Fall sollte es oberste Maxime sein, mit möglichst geringen Inzidenzen in den Herbst zu starten, auch um einen Sicherheitspuffer zu haben.  

Literatur:

Alba Mendez-Brito, Charbel El Bcheraoui, Francisco Pozo-Martin: Systematic review of empirical studies comparing the effectiveness of non-pharmaceutical interventions against COVID-19. Journal of Infection, Open Access, Published: June 20, 2021, DOI: doi.org/10.1016/j.jinf.2021.06.018.

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