Das kleinzellige Lungenkarzinom (Small Cell Lung Cancer, SCLC) ist ein hochaggressiver Tumor der Lunge, der vor allem bei starken Rauchern auftritt. Laut Krebsinformationsdienst haben in Deutschland etwa 15 von 100 Betroffenen mit Lungenkrebs ein kleinzelliges Bronchialkarzinom. Kleinzellige Lungenkarzinome wachsen in der Regel schnell und bilden früh Metastasen. Daher haben die meisten Betroffenen bei der Diagnose einen Tumor im fortgeschrittenen Stadium. Aufgrund dieser schnellen Ausbreitung können die meisten Patientinnen und Patienten nur mit einer Chemotherapie behandelt werden, die zunächst auch sehr gut anschlägt. Im weiteren Verlauf kommt es jedoch häufig zu einem Rückfall.
Sehr unterschiedliche Krebszellen vorhanden
Ein Kölner Forschungsteam um Professor Dr. Roman Thomas, Direktor der Abteilung Translationale Genomik und Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1399 (SFB 1399, Mechanismen der Medikamenten-Empfindlichkeit und -Resistenz beim kleinzelligen Bronchialkarzinom), hat nun erstmals den Grund dafür identifiziert: Aufgrund einer bei Diagnosestellung vorherrschenden Population an therapieempfindlichen Krebszellen ist die Therapie zu Anfang sehr wirksam. Weiterhin zeigt das Team, dass sich unter dieser großen empfindlichen Population an Zellen zahlreiche weitere, sehr unterschiedliche Krebszellen verbergen. Diese Krebszellen entstehen meist aus frühen Vorstufen der ursprünglichen Zellen, sie sind therapieresistent und können sich nach einer erfolgreichen Behandlung ungebremst vermehren.
Für weitere Krebsarten relevant?
„Es war eine große Herausforderung und ein wichtiges Ziel, die Entwicklung von Tumoren in einzelnen Patienten im Verlauf unter dem Einfluss von Therapien und bei Rückfällen genau zu verstehen. Unsere Analysen zeigen Mechanismen auf, die wahrscheinlich für viele Krebsarten im fortgeschrittenen Stadium relevant sind“, sagt Professorin Dr. Julie George, Erstautorin und Leiterin der Studie, sowie Co-Sprecherin des SFB 1399. So habe sich bei der Rückkehr des Tumors – zu dem es bei fast allen Patientinnen und Patienten kommt - meist eine andere dominante Zellpopulation gezeigt. Bei weiteren Behandlungen im Therapieverlauf, zum Beispiel mit Bestrahlung, hätten die Krebszellen Merkmale der genetischen Schädigung durch die erste Chemotherapie aufgezeigt. Außerdem konnten die Forscher/-innen in den Tumorzellen einzelne genetische Merkmale nachweisen, die mit einer besonderen Resistenz gegen Chemotherapie einhergehen.
Intensive Erstbehandlung als Lösung?
Die Erkenntnisse der Studie legen nahe, dass mögliche Erfolge weiterer Therapieentwicklungen immer durch die große Zahl therapieresistenter Tumorzellen begrenzt sein könnte. Ein möglicher Therapieansatz wäre demnach eine intensive Erstbehandlung, um die Zahl der Krebszellen, aus denen sich später Resistenzen entwickeln können, so gering wie möglich zu halten. „Wir sind einen entscheidenden Schritt im Verständnis dieser Erkrankung weitergekommen und hoffen sehr, dass wir damit die Entwicklung neuer Therapiestrategien ermöglichen können, die zu einem längeren Überleben der betroffenen Patienten führen“, sagt Professor Dr. Roman Thomas. „Obwohl die Resultate einerseits ernüchternd sind, lassen sie doch auf neue Behandlungsoptionen in der Zukunft hoffen.“
Quelle: idw/Uni Köln
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