HIV muss nicht mehr zu Aids führen. Trotzdem erkranken zurzeit in Deutschland jährlich weit mehr als 1.000 Menschen an der Immunschwächekrankheit – die meisten, weil sie nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. Knapp 13.000 Menschen leben in Deutschland unwissentlich mit HIV. Andere Menschen haben keinen Zugang zu HIV-Medikamenten. Sie alle laufen Gefahr, an Aids zu erkranken.
Dazu sagt DAH-Vorstandsmitglied Manuel Izdebski: „Dass Menschen eine potenziell tödliche Krankheit bekommen, die sich längst vermeiden lässt, dürfen wir nicht hinnehmen. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung kann man heute mit HIV lange und gut leben. Mit vereinten Kräften möchten wir in Deutschland die Bedingungen schaffen, dass alle Menschen mit HIV frühzeitig von ihrer Infektion erfahren und eine Therapie erhalten. Die Medikamente verhindern dann auch die Weitergabe von HIV.“
Rita Süssmuth, die als Gesundheitsministerin den Beginn der HIV-/Aids-Epidemie erlebt und die erfolgreiche deutsche Präventionsstrategie auf den Weg gebracht hat, erklärt: „Das Ende von Aids ist ein wichtiges historisches Ziel. Ich glaube fest daran, dass es uns gelingen kann. Wir müssen unsere Anstrengungen dafür noch verstärken. Ausgrenzung müssen wir entschieden entgegentreten, Versorgungslücken schließen."
HIV-Spätdiagnosen vermeiden
Auch die Bundesregierung verfolgt in ihrer Strategie BIS2030 unter anderem das Ziel, HIV-Spätdiagnosen zu vermeiden, um eine frühzeitige HIV-Behandlung zu ermöglichen. Die DAH folgt mit ihrer Kampagne den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, nach denen die Aids-Epidemie bis 2030 beendet werden soll. In Deutschland ist dieses Ziel früher erreichbar, weil die Voraussetzungen besonders gut sind: Die Zahl der HIV-Infektionen ist im internationalen Vergleich gering, HIV-Medikamente sind verfügbar, und es gibt ein leistungsfähiges Gesundheitssystem.
Es sind vor allem drei Gründe, die Menschen vom HIV-Test abhalten:
- Viele haben Angst vor einem positiven Ergebnis, die Folgen schätzen sie dramatischer ein, als sie sind. Sie wissen nicht, dass man mit HIV heute ein weitgehend normales Leben führen kann. Und sie haben Angst vor Diskriminierung und Schuldzuweisungen.
- Andere ziehen nicht in Betracht, dass sie HIV haben könnten, weil sie HIV mit bestimmten Lebensweisen oder Gruppen wie schwulen Männern verbinden. Gerade diese Menschen habe ein hohes Risiko zu erkranken, wenn sie sich infiziert haben.
- Ärztinnen und Ärzte haben HIV oft im entscheidenden Moment nicht auf dem Schirm. Einen HIV-Test anzubieten, fällt vielen schwer, weil damit das Thema Sexualität ins Spiel kommt.
Bei der Aktion „40 Orte – 40 Aktionen“ werden DAH-Mitgliedsorganisationen mit finanzieller Förderung durch den Verband in ganz Deutschland Projekte starten, die HIV-Tests fördern und für den Nutzen eines frühzeitigen HIV-Tests sensibilisieren. Die Kampagne „Ich weiß, was ich tu“ für schwule und bisexuelle Männer startet Ende Mai eine dreijährige Testkampagne mit zahlreichen Aktionen auf Christopher-Street-Day-Veranstaltungen und unentgeltlichen Testangeboten vor Ort. Schwulen und bisexuellen Männern empfiehlt die Deutsche AIDS-Hilfe, sich einmal jährlich testen zu lassen.
Quelle: DAH, 12.05.2017
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