Rund ein Drittel der Antigenschnelltests bei Kindern falsch-negativ
Die Sensitivität der ausgewerteten Testergebnisse lag bei 64,2 % (95-%-Konfidenzintervall 57,4 % - 70,5 %), das heißt, dass 35,8 % Tests falsch negativ waren. Die Spezifität (richtig positiv) lag mit 99,1 % (95-%-KI 98,2 % - 99,5 %) deutlich höher. Die Forschenden um Erstautorin Naomi Fujita-Rohwerder vom IQWiG beschränkten ihre Analysen anschließend auf Kinder mit und ohne Symptome. Bei Kindern mit Symptomen gab es 28 % falsch-negative Ergebnisse, die gepoolte diagnostische Sensitivität lag bei knapp 72 %. Die gepoolte diagnostische Spezifität konnte hingegen knapp 99 % erreichen, basierend auf 3.413 Kindern in 13 Studien. Bei den Kindern ohne Symptome betrug die gepoolte diagnostische Sensitivität nur noch knapp über 56,2 % (95-%-KI 47,6 % - 64,4 %) und die gepoolte diagnostische Spezifität 98,6 % (95-%-KI 97,3 % - 99,3 %), basierend auf 2.439 Kindern in 10 Studien.
Zweifel an Trefferquoten der Tests in Schulen
Unter den 17 ausgewerteten Studien waren 12 in Fachzeitschriften erschienen und hatten Peer Review Verfahren durchlaufen. Bei 5 Studien handelte es sich um Pre-Print-Studien. Bei 11 der Testauswertungen wurden Proben aus dem Rachen und der Nase entnommen; bei den übrigen wurden Proben nur aus der Nase entnommen. In 1 Studie hatten Eltern die Proben unter Aufsicht entnommen, in allen anderen Studien war es geschultes Personal, das die Tests durchgeführt hatte. Die meisten Studien wurden in den USA und Spanien durchgeführt, nur eine kam aus Deutschland (Biomarkers, 2021; DOI: 10.1080/1354750X.2021.1876769).
Einschränkend gaben die Autoren zu Bedenken, dass sich die Untersuchung auf 8 Tests beschränkte. Auf dem Markt seien jedoch mehr als 500 Lateral-Flow-Tests für den professionellen Einsatz verfügbar. In der Realität sind es meist die Eltern oder die Jugendlichen, die ohne geschultes Personal eine Selbsttestung durchführen. Ein solches Studiensetting hätte die Trefferquote der Tests wahrscheinlich noch verschlechtert. Die Forschenden räumen zudem ein, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf künftige SARS-CoV-2-Varianten oder geimpfte Kinder anwendbar seien.
Das Fazit des Autorenteams lautet: „Unter Berücksichtigung der testspezifischen gepoolten Ergebnisse erfüllte kein Test, der in diese Überprüfung einbezogen wurde, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) oder der britischen Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) empfohlenen Mindestleistungsanforderungen.“ Die geringere diagnostische Sensitivität im Vergleich zur PCR, erhöhe das Risiko, Fälle zu übersehen, einschließlich solcher mit präsymptomatischer Infektion, die noch nicht in die infektiöse Phase eingetreten seien. Ob dies durch häufige Tests ausgeglichen werden könne, halten die Forschenden für fraglich.
PCR-Testkapazitäten fast erschöpft
In der vergangenen Woche (17.01.–23.01.2022) wurden in den fachärztlichen Laboren in Deutschland laut ALM e. V. 2.406.869 PCR-Untersuchungen durchgeführt – erneut ein Höchstwert in der Pandemie und ein nochmaliger Anstieg um 23 Prozent gegenüber der Vorwoche (1.955.439 SARS-CoV-2-PCR-Tests). An der aktuellen Datenerhebung des ALM e.V. haben sich 182 Labore beteiligt. Entsprechend der steigenden Inzidenz stieg auch die Zahl der positiv berichteten Proben, nämlich um 62 Prozent gegenüber der Vorwoche und einer Positivrate von nunmehr 32,6 Prozent (Vorwoche: 24,9 Prozent). Die Zahl der positiv berichteten SARS-CoV-2-PCR-Tests erreichte mit 785.577 ebenfalls einen neuen Rekordwert (Vorwoche 486.319). Die Auslastung der Labore wird im bundesweiten Durchschnitt mit 95 Prozent angegeben und erreicht somit in den meisten Bundesländern die Belastungsgrenze. Für eine dauerhafte Inanspruchnahme der Labore mit ausreichender medizinischer Reserve sei eine Kapazitätsauslastung von maximal 85 Prozent anzustreben, betont der Verband.
Quelle: eurekalert.org
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