Die aktuellen Shut Down-Aktivitäten scheinen auch auf die Erkältungskrankheiten und Influenza eine positive Auswirkung zu haben, zumindest bei Kindern. Die wegen der COVID-19-Pandemie geschlossenen Kitas und Schulen haben offensichtlich zu einer deutlichen Reduzierung der ARE-Aktivität (akute Atemwegserkrankungen) in den Altersgruppen der Kinder beigetragen.
Auch die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen (ARE- und ILI-Raten) in der Bevölkerung (GrippeWeb) ist in der 12. Kalenderwoche (KW) 2020 laut Angaben des RKI bundesweit gesunken. Im ambulanten Bereich wurden bei Erwachsenen allerdings mehr Arztbesuche wegen ARE im Vergleich zur 11. KW 2020 registriert, die Werte in den Altersgruppen der Kinder gehen seit zwei Wochen deutlich zurück.
Im Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren wurden in der 12. KW 2020 in 85 (42 %) von 204 Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert, darunter vier Proben mit Influenza A(H1N1)pdm09-, 26 Proben mit Influenza A(H3N2)- und zehn Proben mit Influenza B-Viren. Die Influenza-Positivenrate ist im Vergleich zur Vorwoche gesunken und lag bei 20 %. In der 12. KW ist in drei von 193 untersuchten Sentinelproben (1,6 %) SARS-CoV-2 identifiziert worden. Für die 12. Meldewoche (MW) 2020 wurden nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) bislang 9.878 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das Robert Koch-Institut übermittelt (Datenstand: 24.3.2020). Für die 12. KW 2020 wurden insgesamt rund 170.000 Influenza-bedingte Arztbesuche geschätzt (95 % KI 140.000 bis 205.000). Die Influenza-Aktivität sei im Vergleich zur Vorwoche deutlich gesunken.
Die Erhöhung der Zahl der Arztbesuche wegen ARE bei Erwachsenen lasse sich zurzeit weder durch in der Bevölkerung zirkulierende Influenzaviren noch durch SARS-CoV-2 erklären. Nach Schätzung der AGI haben in der Saison 2019/20 von der 40. KW 2019 bis zur 12. KW 2020 insgesamt rund 4,2 Millionen Personen wegen Influenza eine Haus- oder Kinderarztpraxis aufgesucht (95 % KI 3,3 bis 5,2 Millionen). Diese, aber insbesondere die wöchentlichen Schätzungen seien aber mit großen Unsicherheiten behaftet und könnten sich durch nachträglich eingehende Daten noch deutlich ändern.
Seit der 40. KW 2019 wurden im Rahmen der virologischen Sentinelsurveillance der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert Koch-Instituts 904 Influenzaviren identifiziert, darunter 372 (41 %) Influenza A(H1N1)pdm09- und 409 (45 %) Influenza A(H3N2)- sowie 123 (14 %) Influenza B-Viren. Die AGI hat die virologische Surveillance um SARS-CoV-2 erweitert. Bisher sind insgesamt sechs SARS-CoV-2-positive Proben in 871 untersuchten Proben im Sentinel der AGI detektiert worden.
Seit der 40. MW 2019 wurden insgesamt 177.009 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt. Bei 16 % der Fälle wurde angegeben, dass die Patienten hospitalisiert waren. Es wurden bisher 479 Ausbrüche mit mehr als fünf Fällen erfasst, darunter 84 Ausbrüche in Krankenhäusern. Seit der 40. KW 2019 wurden insgesamt 323 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion übermittelt. Die Grippewelle hat in Deutschland in der 2. KW 2020 begonnen. Der Höhepunkt der Grippewelle sei überschritten, betont die AG Influenza.
Quelle: RKI/AG Influenza
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