Instabile Versorgung mit Radionukliden

Patienten betroffen
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Instabile Versorgung mit Radionukliden. Tumorpatienten sind jedoch auf eine zuverlässige und zeitnahe Diagnostik und Therapie angewiesen – Verzögerungen können den Erfolg einer Krebsbehandlung entscheidend beeinflussen.
© pangoasis/stock.adobe.com
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Derzeit fehlen auch Radionuklide für die Diagnostik und Therapie. Verzögerungen können den Erfolg einer Krebsbehandlung jedoch entscheidend beeinflussen. Lösungen werden dringend gesucht.

Nicht nur bei klassischen Medikamenten wie Antibiotika oder Fiebersäften gibt es aktuell Probleme bei der zuverlässigen Versorgung. Betroffen sind inzwischen auch die Radionuklide für die Diagnostik und Therapie. Darauf hat kürzlich die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) im Rahmen ihrer Jahrestagung hingewiesen. Gerade Tumorpatienten sind jedoch auf eine zuverlässige und zeitnahe Diagnostik und Therapie angewiesen – Verzögerungen können den Erfolg einer Krebsbehandlung entscheidend beeinflussen. So berichtete bei der Veranstaltung ein Patient von seiner unterbrochenen Behandlung. Peter W. wurde 1964 geboren und hat Prostatakrebs. Im April passierte es dann: Die Behandlung, die in einem 8-wöchigen Rhythmus stattfindet, musste um 2 Wochen verschoben werden, weil das Medikament nicht zur Verfügung stand. „Für mich persönlich ist es natürlich sehr wichtig, dass die Therapie Erfolg hat. Ich denke, dass die Zyklen nicht umsonst im 8-wöchigen Rhythmus stattfinden. Da habe ich jetzt enorme Angst, auch meine Familie“, sagte Peter W. Prof. Dr. med. Markus Luster, Präsident der DGN, betonte: „Patienten sind die Leidtragenden, wenn wir Probleme bei der Bereitstellung von Radionukliden haben, weil sie auf ihre Diagnostik und ihre Therapie hoffen und daran persönliche Schicksale geknüpft sind.“

Reaktoren vor dem „Rentenalter“

Luster sprach von einem wachsenden Zeitdruck: „In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Versorgungsengpässen. Das wundert nicht: Die Produktionsanlagen sind zum Teil 60 Jahre alt und werden nicht jünger. Wir müssen schnellstens Lösungen finden.“ Radionuklide werden in sogenannten Forschungsreaktoren produziert. Von diesen gibt es weltweit nur sechs, die schon heute dem Bedarf an Radionukliden kaum gerecht werden. Aufgrund von Wartungen, technischen Störungen, unterbrochenen Lieferketten oder regulatorischen Beschränkungen kommt es immer wieder zu Lieferproblemen mit für die medizinische Versorgung notwendigen Radionukliden. Zugespitzt bedeutet dies: Krebspatienten können sich nicht darauf verlassen, dass ihre Diagnostik oder Therapie auch morgen noch möglich ist.

Forschungsreaktor ist nicht Atomkraft

Dr. rer. nat. Thomas Gottlieb, ITM, erläuterte, dass in Europa derzeit vier Forschungsreaktoren aktiv seien, die sich für die Herstellung von Technetium eignen. Sie stünden in Belgien, Polen, den Niederlanden und Tschechien. „Die Forschungsreaktoren müssen regelhaft nach sechs bis acht Wochen heruntergefahren werden für Wartungsarbeiten, für Upgrades. Diese Shut-Down-Perioden dauern auch vier bis sechs Wochen und sind die kritischen Perioden, um die Versorgung zu gewährleisten. Wenn der BR 2 (Belgien) im Frühjahr ausfällt oder der HFR (Niederlande) im Herbst, können die anderen Reaktoren diese Kapazität nicht auffangen. Polen und Tschechien sind nicht in der Lage in der großen Menge Radionuklide zu liefern, wie es die Forschungsreaktoren in Belgien und Niederlande leisten können“, so Gottlieb. Daneben gibt er zu bedenken, dass Deutschland bei der Forschungsreaktorlandschaft mal vorne mit dabei gewesen sei. Deutschland habe insgesamt 15 Reaktoren gehabt, von denen derzeit nur noch zwei aktiv seien. Allerdings sei der Forschungsreaktor in Mainz nicht für die Isotopenproduktion geeignet, sodass in Deutschland nur noch der FRM-II bleibe und der habe aktuell Probleme. Generell müsse in Deutschland ein Bewusstsein geschaffen werden, dass es einen Unterschied zwischen Atomkraft und dem Nutzen von Forschungsreaktoren für die Produktion von z.B. medizinischen Radioisotopen gebe. Andrea Voit, Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II), konstatierte: „Wir haben einen Kompetenzverlust bei Zulieferern, Behörden und Gutachtern, das muss man leider offen so sagen, der noch einmal verstärkt wird durch den Atomausstieg. Es lohnt sich für eine Firma in Deutschland schlichtweg nicht mehr, in diesem Bereich tätig zu sein.“

Wie können Lösungen aussehen?

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass eine stabile Versorgung mit Radionukliden für Tumorpatienten von entscheidender Bedeutung ist", betonte Luster. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen, damit die Patienten nicht auf der Strecke bleiben.“ Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Produktions- und Lieferprozesse optimiert werden müssten. Auch die Förderung von Forschung und Entwicklung sowie die Entwicklung alternativer Herstellungsverfahren wurden als wichtige Maßnahmen genannt.

Zusammenfassung:
- Die sichere Versorgung mit Radionukliden ist derzeit nicht gewährleistet.
- Die Reaktoren für die Herstellung sind teils 60 Jahre alt.
- Es gibt in Deutschland einen Kompetenzverlust bei Zulieferern, Behörden und Gutachtern, der durch den Atomausstieg noch verstärkt wird.
- Eine stabile Versorgung ist für Tumorpatienten wichtig.
- Zeitnahe Lösungen sind notwendig.

Quelle: DGN

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