Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) betont, dass bis Mitte Juli 47 Proben von Katzen untersucht worden seien, davon 29 mit positivem Ergebnis. Die Tiere hätten teilweise schwere Krankheitssymptome, wie Pneumonie und zentralnervöse Störungen, die in einigen Fällen tödlich endeten, gezeigt. Betroffen waren demnach sowohl Freigänger-Katzen als auch solche, die durchgängig im Haus gehalten wurden. Ende Juni hatte das Staatliche Veterinärinstitut in Puławy, Polen, Verdachtsfälle von Infektionen mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus (HPAIV) vom Subtyp H5N1 bei Katzen aus verschiedenen Landesteilen gemeldet.
Genomsequenzen zeigen Verwandtschaft
Erste Sequenzanalysen der bei den Katzen festgestellten H5N1 Viren haben laut FLI ergeben, dass es sich um HPAIV H5N1 der Klade 2.3.4.4.b handelt. Eng verwandte Viren seien seit Ende 2022 in Europa in Wildvögeln und bei Geflügel nachgewiesen worden. Die bisher veröffentlichten Genomsequenzen der Katzenviren seien sehr eng miteinander verwandt. Es gebe keine Hinweise auf eine Übertragung von Katze zu Katze oder Katze zu Mensch.
Zusammengenommen weisen die derzeit verfügbaren Informationen auf eine einzige oder sehr wenige, bisher nicht eindeutig identifizierte Infektionsquelle(n) hin, so das FLI. Neben dem direkten oder indirekten Kontakt zu infizierten Wildvögeln und deren Ausscheidungen wäre eine weitere mögliche Quelle Futter, betonen die Experten. Untersuchungen zur Identifikation der Infektionsquelle(n) seitens der zuständigen polnischen Behörden laufen.
Weitere Einzelfälle in anderen Ländern
Da das HPAIV H5N1 der Klade 2.3.4.4.b auch in Deutschland zirkuliere, seien Einzelfälle (z.B. durch den Kontakt zu infizierten Wildvögeln) von Infektionen bei Katzen nicht völlig auszuschließen. So haben bereits Frankreich und Italien von solchen Einzelfällen berichtet. In Polen scheine es sich dagegen um eine ungewöhnliche überregionale Häufung zu handeln. Unabhängig von den Ergebnissen der epidemiologischen Nachforschungen in Polen gelte aus infektionsbiologischer Sicht generell die Empfehlung, Katzen nicht mit rohem Fleisch zu füttern und insbesondere in Gebieten mit verstärkten Nachweisen von HPAIV H5N1 bei Wildvögeln darauf zu achten, den Zugang zu Wildvögeln zu minimieren, d.h. den Freigang der Tiere entsprechend einzuschränken. Dass es sich hier um großes Problem handelt, zeigen die Zahlen der getöteten Vögel durch Hauskatzen. So kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass allein in den USA jedes Jahr zwischen 1,3 und 4 Milliarden Vögel von Hauskatzen getötet werden [1]. Für Deutschland gibt es von Naturschutzgruppen grobe Schätzungen, die von 200 Millionen getöteten Vögeln pro Jahr ausgehen. Katzen, sowohl Hauskatzen als auch Großkatzen wie Tiger, Löwen und Pumas, sind aber laut FLI empfänglich für aviäre Influenzaviren des Subtyps H5N1.
Wilde Säugetiere auch in Deutschland infiziert
Für Deutschland gebe es bisher keine H5N1-Nachweise bei Haustieren. Allerdings sei das Virus in den letzten Jahren bei insgesamt 17 wildlebenden Füchsen, einem Otter, einem in einem Zoo gehaltenen Nasenbären, drei wildlebenden Seehunden sowie bei einer Kegelrobbe aus einer Seehundaufzuchtstation, die sich sämtlich wahrscheinlich über den Kontakt zu Wildvögeln infiziert haben, nachgewiesen worden. Allerdings geben die Experten zu bedenken, dass es im Zuge einer Virusvermehrung im Säugetierwirt zu einer Anpassung von HPAIV kommen könnte. Bisher stellten die infizierten Tiere Sackgassenwirte für das Virus dar, weil es nicht über den benötigten vollständigen Satz an Mutationen verfüge. Eine Ausnahme sei jedoch der Fall einer Infektion in einer Nerzfarm in Spanien im Herbst 2022, bei dem es zu einer Ausbreitung im Bestand durch Nerz zu Nerz Übertragungen gekommen sei. Dort sei das Virus aber durch die Tötung aller Tiere eliminiert worden.
Kürzlich ist auch bei Blaufüchsen auf einer Pelzfarm in Finnland H5N1 nachgewiesen worden. Die finnische Lebensmittelbehörde (FFA) meldete einen Ausbruch der Vogelgrippe in einer Pelztierfarm in Kausti im westlichen Teil des Landes. Auch dort wird vermutet, dass sich die Tiere bei Wildvögeln angesteckt haben.
Quelle: FLI
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