Die Coronapandemie ist zwar überstanden, doch die Aufarbeitung ist in vollem Gange. Forschende der Universität Bonn haben sich damit befasst, wieso manche Menschen schwer an COVID-19 erkrankt sind, während andere glimpflicher davon gekommen sind. Neben dem Alter, Vorerkrankungen etc. wurde das Gen TLR7 in diesem Zusammenhang bereits entdeckt. Bisher war jedoch unklar, wie weitreichend die Rolle von TLR7 gegenüber nicht-genetischen Risikofaktoren ist oder ob weitere Gene eine Rolle spielen.
Weitere Gene identifiziert
Durch verschiedene Kooperationen hatten die Bonner Forschenden Zugriff auf DNA-Material von mehr als 1700 Personen, die einen schweren COVID-19-Verlauf hatten sowie mehr als 5000 Betroffene mit unbekanntem Corona-Status, um genetische Risikofaktoren zu ermitteln. Alle Daten stammen aus einer Zeit vor der Impfung, sodass noch kein Immunschutz vorhanden war, der den Krankheitsverlauf beeinflussen konnte.
Es bestätigte sich, dass Mutationen, die das Gen TLR7 funktionsunfähig machen, häufiger zu finden waren in Personen mit einem schweren Krankheitsverlauf als in der Kontrollgruppe. Doch neben TLR7 konnte die Forschungsgruppe auch in den Genen TBK1, INFAR1 und IFIH1 Mutationen feststellen, um schwerbetroffene Personen zu identifizieren. Interessant war zudem, dass auch Frauen mit Mutationen im TLR7-Gen häufiger einen schweren Verlauf hatten. Da das Gen auf dem X-Chromosom liegt, haben Frauen eigentlich auf dem anderen X-Chromosom ein zweites, funktionierendes Gen vorliegen.
Unterschiedliche Mechanismen bei Männern und Frauen
Es gibt jedoch schon eine mögliche Erklärung. Während bei Männern die Mutation zum Fehlen von TLR7 führt, scheint es bei Frauen so zu sein, dass die mutierte Variante mit der noch funktionierenden interagiert und in der Funktion beeinflusst. Hier liegt wahrscheinlich ein biologischer Mechanismus vor. In einer weiteren Studie soll diese Vermutung nun geklärt werden und welche Auswirkungen dies auf das Immunsystem hat.
Generell erhoffen sich die Forschenden durch die Aufarbeitung, neue Erkenntnisse zu finden, die sich auf folgende Pandemien übertragen lassen. Wenn sich generelle Risikofaktoren im Immunsystem bzw. den Genen feststellen lassen, können so in einer neuen Pandemie direkt Risikopatientinnen und -patienten identifiziert werden.
Quelle: UKB
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