Für die Forschung: Syphilis-Erreger aus der Petrischale

Ohne Labortiere angezüchtet
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Syphiliserreger
© Corona Borealis/stock.adobe.com
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Bisher konnte das Bakterium Treponema pallidum subsp. pallidum nur in Labortieren vermehrt werden. Dies hat sich geändert. Künftig kann der Krankheitserreger in der Zellkultur gezüchtet werden.

Die Vermehrung des Syphilis-Erregers Treponema pallidum subsp. pallidum war seit seiner Isolierung im Jahr 1912 nur in Labortieren, insbesondere Kaninchen möglich. Bereits im Jahr 2021 publizierte das Team um Prof. Dr. Steven J. Norris an der Universität Texas, USA, jedoch die Anleitung zur in vitro-Kultivierung des Bakteriums. Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen hat den Erreger der Syphilis in seine Sammlung aufgenommen und stellt ihn Forschenden in aller Welt für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung. Damit ist die DSMZ eine der zwei Bioressourcen-Sammlungen weltweit, an der die so erzeugten Bakterien hinterlegt sind.

Anzucht ist extrem kompliziert

„Die Bakterien werden zusammen mit Hautzellen des Baumwollschwanzkaninchen gezüchtet. Diese Vorgehensweise vermeidet den Einsatz von Labortieren“, erklärt Mikrobiologin Privatdozentin Dr. Sabine Gronow, Leiterin der Arbeitsgruppe Pathogene Bakterien am Leibniz-Institut DSMZ. „Die Anzucht von Treponema pallidum (DSM 117211) in der Petrischale ist aber extrem kompliziert. Aktuell etablieren wir an der DSMZ das von der Gruppe um Professor Norris entwickelte Protokoll.“ Bis die DSMZ selbst das Bakterium vermehren kann, stellt die Arbeitsgruppe von Prof. Norris die Bioressource der DSMZ zur Weitergabe an Forschende zur Verfügung. Das Team rund um Gronow stellt den Forschenden zusätzlich auch isolierte DNA des Bakteriums zur Verfügung. Das ermöglicht den Einsatz in Diagnostik und Forschung ohne eine aufwändige Kultivierung des Bakteriums.

Syphilis breitet sich aus

Das spiralförmige Bakterium T. pallidum subsp. pallidum ist seit über 100 Jahren als Erreger der Geschlechtskrankheit Syphilis bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass sich im Jahr 2022 circa acht Millionen Menschen mit dem Krankheitserreger infiziert haben. Und auch in Deutschland steigen die Fallzahlen seit Jahren an. So lag laut RKI bundesweit die Syphilis-Inzidenz im Jahr 2022 mit 10,0 Fällen/100.000 Einwohner über der Inzidenz der Jahre 2020 (8,9) und 2021 (8,1) und auch über dem Median der fünf Vorjahre (8,9). Die Syphilis wird praktisch ausschließlich durch sexuelle Kontakte übertragen. Das Bakterium nutzt dabei in der Regel kleinste Verletzungen in den natürlichen Schutzbarrieren von Haut und Schleimhäuten. Die Erkrankung kann mit Antibiotika behandelt werden. „Die Möglichkeit, dieses Bakterium ohne den Einsatz von Labortieren zu kultivieren, bringt viele Vorteile für die Wissenschaft“, ergänzt Gronow. „Der Einsatz von Labortieren und der damit verbundene Aufwand sowie Leid entfällt. Bei der Kultivierung in der Petrischale ist das Bakterium einfacher zugänglich und somit viel leichter zu erforschen. Das ermöglicht den Forschenden, das Infektionsverhalten von T. pallidum und auch die Entwicklung neuer Therapieansätze zu erforschen.“ Bislang ist noch kein sogenannter Typstamm von T. pallidum subsp. pallidum beschrieben, der Stamm DSM 117211 soll zukünftig als solche Referenz für die Forschenden gelten.

Quelle: idw/DSMZ/RKI

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