„Deutschlands ansonsten starke internationale Forschungspräsenz sollte auch auf dem Gebiet der NTDs ausgeweitet werden“, fordern die Herausgeber der Studie, „dauerhafte Forschungs¬kooperationen mit den von armutsbedingten Infektionskrankheiten betroffenen Ländern, wie in Afrika, sollten durch den Aufbau und die Erweiterung von lokalen Laboren unterstützt werden.“
Am 10. April stellte der Initiator der Studie, Prof. Dr. Jürgen May vom BNITM, die „Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ im BMBF vor und im Anschluss diskutierten die beteiligten Expertinnen und Experten.
Für die Studie und das Fachgespräche haben sich unter wissenschaftlicher Betreuung von Johanna Brinkel vom BNITM erstmals führende NTD-Expertinnen und -Experten aus ganz Deutschland zusammengeschlossen, um fundierte Handlungsempfehlungen für Forschung und Entwicklung zu NTDs zu formulieren. Aus einem 35-köpfigen Projektteam erstellten jeweils ein bis vier Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Institutionen gemeinsam eine gebündelte Expertise zu einer der 20 von der WHO priorisierten NTDs. Ergänzend wurden Publikationen, Projektförderungen und Patente unter Beteiligung von deutschen Institutionen systematisch ermittelt.
Vielfältige deutsche Forschungsaktivitäten
„Die deutschen Forschungsaktivitäten sind ebenso vielfältig wie die NTDs selbst“, fasst Prof. Dr. Jürgen May vom BNITM in seiner Präsentation beim BMBF die Studie zusammen, „das heißt, es ist sehr viel Fachwissen vorhanden, aber wir brauchen neue Ansätze und Formen der Zusammenarbeit, um innovative One-Health-Forschung durchzuführen, in der die Bekämpfung von NTDs eingebettet ist.“
Bei der One Health-Forschung werden die Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Zustand der Umwelt gemeinsam betrachtet. Dies setzt Fachwissen aus unterschiedlichen Disziplinen voraus, von Human- und Veterinärmedizin über Ökologie und Klimaforschung bis zu Soziologie und Wirtschaft. Zum Beispiel sind knapp die Hälfte der vernachlässigten Tropenkrankheiten sogenannte Zoonosen, das heißt Infektionen, die von Insekten oder anderen Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Um diese Krankheiten zu bekämpfen, müssen auch die Überträgertiere (die sogenannten Vektoren) und die Übertragungswege erforscht werden.
„Viele der NTDs sind Erkrankungen, die weit verbreitet auftreten und chronische Verläufe haben. Ihre Behandlung und Bekämpfung schwächt die Gesundheitssysteme der betroffenen Länder“, erläutert Jürgen May. „Daher sollten sich zukünftige Bemühungen im Bereich der globalen Gesundheit nicht auf die Abwehr von akuten Epidemien beschränken, sondern auch NTDs einbeziehen. Durch NTDs geschwächte Gesundheitssysteme stehen dem 3. UN-Nachhaltigkeitsziel ,Gesundes Leben für alle‘ im Weg.“
Link zu Studie
Die im Auftrag des BMBF vom BNITM durchgeführte Studie „Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ wird kommende Woche online frei zugänglich gemacht.
- Afrikanische Trypanosomiasis (Schlafkrankheit)
- Buruli-Ulkus
- Chagas
- Dengue
- Dracontiasis
- Echinokokkose
- Endemische Treponematosen
- Geohelminthosen
- Leishmaniose
- Lepra
- Lymph. Filariose (Elefantiasis)
- Myzetom
- Onchozerkose (Flussblindheit)
- Schistosomiasis (Bilharziose)
- Schlangenbisse
- Skabies (Krätze)
- Taeniasis/Zystizerkose
- Tollwut
- Trachom
- Trematoden
Quelle: BNITM, 10.4.2018
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