Flex-Beschäftigte schlafen häufig schlecht

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Jeder dritte Deutsche schläft nur mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Schlecht-Schläfer unter den Berufstätigen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten oder Schichtdienst.

Die Menschen in Deutschland sind ein ausgeschlafenes Volk. Zwei von drei Erwachsenen schlafen gut oder sehr gut, allerdings kommt ein Viertel der Erwachsenen (24 Prozent) hierzulande nicht auf die von Gesundheitsexperten empfohlenen mindestens sechs Stunden Schlaf. Das geht aus der Studie "Schlaf gut, Deutschland" hervor, die die Techniker Krankenkasse (TK) vorgestellt hat.



Jeder Dritte schläft danach nur mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Schlecht-Schläfer unter den Berufstätigen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten oder Schichtdienst. Von diesen sogenannten Flex-Beschäftigten klagen sogar 40 Prozent der Umfrageteilnehmer über schlechte Schlafqualität, die Hälfte schläft höchstens fünf Stunden.

Wer nicht ausreichend schläft, wird krank und gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit, wenn Unfallrisiko und Fehlerquote im Job steigen, so die Herausgeber der Studie. Der Mensch muss sich erholen, um kreativ und leistungsfähig zu sein. "Im Schlaf sortiert das Gehirn seinen Zwischenspeicher. Dafür muss das System herunterfahren, das ist im laufenden mentalen Betrieb nicht möglich", so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. "Gerade in einer Wissensgesellschaft wie der unseren ist erholsamer Schlaf nicht nur physiologisch, sondern auch gesellschaftlich wichtig. Deshalb sollten wir unser Schlafverhalten optimieren, nicht rationalisieren."

Die innere Uhr lässt sich nicht verstellen

Laut der Studie liegt der Anteil der Flex-Beschäftigten in Deutschland mittlerweile bei 30 Prozent. Und der Bedarf steigt mit dem Anspruch der Verbraucher, rund um die Uhr alles erledigen zu können. Digitalisierung und internationale Märkte fördern Produktion, Handel und Logistik, verändern auch die Arbeitswelt und die Anforderungen an die Beschäftigten. "Was sich allerdings nicht ändert, ist die innere Uhr des Menschen und sein Schlafbedürfnis", so TK-Chef Baas. "Die Herausforderung ist deshalb, ein gesundes Verhältnis zu finden zwischen dem Bedürfnis der Beschäftigten nach ausreichend Erholung und einem gesunden Sozialleben auf der einen und den betrieblichen Erfordernissen auf der anderen Seite."

Die innere Uhr des Menschen tickt im Tag-Nacht-Rhythmus, ist also am Tag auf Aktivität und in der Nacht auf Ruhe programmiert. Sie lässt sich bei allem gesellschaftlichen Hang zur Selbstoptimierung nicht verstellen. Dr. Utz Niklas Walter vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG): "Wer nachts arbeiten muss - und das betrifft etwa jeden fünften Schichtarbeiter - liegt über Kreuz mit seinem natürlichen Biorhythmus. Gegen die innere Uhr zu arbeiten, kostet zusätzliche Energie und wirkt sich negativ auf die Schlafqualität aus." 42 Prozent der Schichtarbeiter geben in der TK-Schlafstudie an, dass sie Umstellungs- und Schlafprobleme haben, wenn sich ihr Schichtplan ändert.

Untersuchungen zeigen, dass Beschäftigte bei gleicher Tätigkeit zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich beansprucht werden. "Die Frühschicht liegt bei 100 Prozent Energieeinsatz, die Spätschicht bei 113 und die Nachtschicht bei 156 Prozent. Wer also möchte, dass Beschäftigte trotzdem gesund bleiben, muss sich um eine wirksames betriebliches Gesundheitsmanagement kümmern", so der Wissenschaftler des IFBG.

Kleine Lebensstilveränderungen können viel erreichen

Neben gesunden Schichtplänen sei auch das Thema Führung wichtig. Vielen Vorgesetzten sei nicht bewusst, dass sie Einfluss darauf haben, ob ihre Mitarbeiter in den Schlaf finden. "Viele Beschäftigte treibt nachts das Gedankenkarussell um. Knapp 40 Prozent sehen Jobstress als Hauptursache, dass sie nicht in den Schlaf finden", erklärt Peter Wendt, bei der TK für die Umfrage zuständig. "Weitere Gründe sind vor allem private Probleme mit 28 Prozent und gesundheitliche Beschwerden mit 22 Prozent."

Die "Schlechtschläfer" sind laut der TK-Studie deutlich mehr von gesundheitlichen Beschwerden betroffen. 54 Prozent leiden unter Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, bei den "Gutschläfern" sind es nur 35 Prozent. Wer schlecht schläft, fühlt sich mehr als doppelt so häufig erschöpft (44 zu 21 Prozent), gereizt (33 zu neun Prozent) und niedergeschlagen (21 zu sechs Prozent).

Betroffene können selbst viel dazu beitragen, dass sie gut durch die Nacht kommen. Schlafexperte Walter dazu: "Vieles können wir nicht oder nur schwer beeinflussen, wie zum Beispiel Straßenlärm oder das Schnarchen des Partners. Die Studie zeigt aber auch, dass man schon mit kleinen Lebensstilveränderungen viel erreicht." So beklagen 41 Prozent die Zimmertemperatur, 23 Prozent konsumieren vor dem Schlafen schwere Mahlzeiten und 15 Prozent koffeinhaltige Getränke. Bei sieben Prozent der Erwachsenen liegt das Smartphone auf dem Nachttisch oder unter dem Kopfkissen. Besonders hoch ist der Anteil bei den unter 30-Jährigen: Hier stört das Handy bei jedem Fünften den Schlaf.

Quelle: TK, 15.11.2017


 



 

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