Fieber unbekannter Herkunft in Subsahara-Afrika

Neue Studie geht den Ursachen auf den Grund
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Personal mit Schutzanzügen untersucht eine Frau
© David Pereiras/stock.adobe.com
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Ein Forschungsteam hat 550 Patienten aus Guinea untersucht, die zum Zeitpunkt des großen Ebola-Ausbruchs 2014 anhaltendes Fieber entwickelt hatten, aber vor Ort negativ auf das Ebola-Virus getestet wurden. Die Ergebnisse sind erschreckend.

Zwar ist Fieber ist eine häufige Begleiterscheinung verschiedener Erkrankungen, darunter unter anderem Infektionen, Krebs, Autoimmunerkrankungen, doch wenn die die Ursache eines anhaltenden Fiebers trotz umfangreicher Untersuchungen unklar bleibt, spricht man von Fieber unbekannter Ursache (fever of unknown origin, FUO). Weltweit bleibt etwa die Hälfte aller FUO-Fälle unerkannt. In einkommensschwachen Regionen wie Afrika südlich der Sahara sind Infektionen, die zu FUO führen, weit verbreitet, aber nur bei einem Viertel der Patienten ist die Krankheitsursache bekannt. Häufig wird in der Region einfach Malaria als Ursache vermutet und behandelt, ohne dass eine Laborbestätigung vorliegt oder weitere Untersuchungen erfolgen. 90 Millionen pädiatrische Krankenhauseinweisungen pro Jahr in Subsahara-Afrika sind jedoch laut DZIF auf Fieber zurückzuführen, das nicht durch Malaria, sondern durch andere Infektionen verursacht wird, häufig ausgelöst von verschiedenen Bakterien und Viren.

Häufiger Nachweis von Resistenzen

Ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Guinea und der Slowakei in einer retrospektiven Beobachtungsstudie die Pathogendiversität von Patienten aus Guinea gründlich untersucht, die während eines großen Ebola-Ausbruchs im Jahr 2014 Fieber unbekannter Ursache aufwiesen. Dazu kombinierten sie epidemiologische, phylogenetische, molekulare, serologische und klinische Daten. Mittels serologischer Tests, PCR und Hochdurchsatz-Sequenzierung konnte demnach bei 275 von 550 Patienten mindestens ein Erreger nachgewiesen werden. Neben dem erwartbaren Malariaerreger Plasmodium seien bei knapp einem Fünftel der Patienten pathogene Bakterien wie Salmonellen und Klebsiellen diagnostiziert worden. Besorgniserregend sei auch der häufige Nachweis von Resistenzen gegen sogenannte First-Line-Antibiotika in den untersuchten Proben und die hohe Rate an Koinfektionen gewesen. Immerhin jeder fünfte infizierte Patient habe an mehreren Infektionen gleichzeitig gelitten. Besonders häufig seien dabei Erreger der Malaria und bakteriellen Sepsis gemeinsam aufgetreten – bei Erwachsenen in 12 Prozent und bei Kindern in 12,5 Prozent der Fälle.

Gelbfieber-, Lassa- und Ebolaviren gefunden

Auch Infektionen mit besonders hochpathogenen Viren seien oft vorgekommen: Gelbfieber-, Lassa- und Ebolaviren seien bei etwa sechs Prozent der Patienten mittels RT-PCR nachgewiesen worden. Besonders bemerkenswert sei der Nachweis einer Infektion mit dem Orungo-Virus gewesen, einem kaum bekannten Erreger, für den keine robusten Testverfahren zur Verfügung stehen. Mittels Immunfluoreszenztests identifizierten die Wissenschaftler zudem bei Patienten, die PCR-negativ waren, IgM-Antikörper gegen verschiedene Viren, darunter Dengue-, West-Nil- und Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber-Virus. „Fiebrige Erkrankungen unbekannter Ursache werden in Afrika oft ohne weiterführende Diagnostik als Malaria wahrgenommen und behandelt. In unserer Studie konnten wir bei etwa der Hälfte aller Patientinnen/Patienten mit FUO einen Erreger nachweisen, darunter bakterielle Erreger, die eine Sepsis verursachen, hämorrhagische Fieber-Viren einschließlich Ebola und erwartungsgemäß auch verschiedene Malariaerreger“, erklärt der Letztautor der Studie, Prof. Jan Felix Drexler.

Forderung, Laborkapazitäten vor Ort auszubauen

Das DZIF betont, dass diese Ergebnisse die dringende Notwendigkeit, die Laborkapazitäten in Afrika südlich der Sahara weiter auszubauen, unterstreichen. Die Fähigkeit, die infektiösen Ursachen von FUO frühzeitig zu erkennen, sei entscheidend für die Patientenversorgung, eine effektive Reaktion auf Ausbrüche und die Entwicklung regional angepasster Diagnosemethoden. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass regional angepasste Therapieschemata diskutiert werden sollten, dass die Qualitätskontrolle im Ausbruchskontext verstärkt werden muss und dass die Kenntnis des Erregerspektrums die gezielte Stärkung regionaler Labors und die translationale Forschung im Sinne von Point-of-Care-Tests leiten kann“, fasst Drexler die Ergebnisse der Studie zusammen.

Literatur:
Postigo-Hidalgo I, Magassouba N’F, Krüger N, et al.: Elucidating Infectious Causes of Fever of Unknown Origin: A Laboratory-Based Observational Study of Patients with Suspected Ebola Virus Disease, Guinea, 2014, 10 February 2025, DOI: doi.org/10.1093/infdis/jiae637.

Quelle: idw/DZIF

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