Mit Einführung des Gesetzes zur Modellklausel (ModellKIG) in die Berufsgesetze der Hebammen, Logopäden/innen, Physiotherapeuten/innen und Ergotherapeuten/innen wurde der Weg geebnet für die Entwicklung dualer Studiengänge mit dem Ziel, einen Bachelorabschluss zu ermöglichen und gleichzeitig die Berufszulassung zu gewährleisten. Positiv zu bewerten ist auch der Umstand, dass damit endlich der Bologna-Prozess für einzelne Medizinalfachberufe realisiert wird. In NRW entstanden so seit 2009 11 neue Modellstudiengänge, davon 4 in den therapeutischen Berufen, 5 in der Pflege und 1 Studiengang für das Hebammenwesen. Für die Organisatoren war die Neukonzeption und Einrichtung der Studienprogramme in vielfacher Hinsicht eine Herausforderung, weil das Bundesgesundheitsministerium weitreichende Vorgaben für wissenschaftliche Begleitung und Auswertung festgelegt hat (BMG2009).
Drei Modelle waren möglich:
- A: Die Ausbildung ist komplett in ein Hochschulstudium überführt. Die Hochschule übernimmt auch die Koordination und Begleitung der berufspraktischen Ausbildung.
- B: Die Hochschule arbeitet mit einer geringen Anzahl (<5) von Berufsfachschulen zusammen. Studierende bilden in den Schulen homogene Lerngruppen.
- C: Die Hochschule arbeitet mit einer größeren Anzahl (>5) von Berufsfachschulen zusammen. Lehrangebote sind nur formal aufeinander abgestimmt, letztendlich findet keine Vermischung beider Einrichtungen statt. Studierende und Auszubildende (beruflich) bilden heterogene Lerngruppen.
Ich möchte an dieser Stelle nur auf einzelne Punkte der Evaluation eingehen. Transferiert man die Ergebnisse der Erhebung lässt sich für die Berufsgruppe der MTA (Laboratoriumsmedizin, Veterinärmedizin) schließen, dass eine Akademisierung mit Abschluss BSc zu einer größeren Zufriedenheit im Beruf führen wird. Auch würde damit endlich die Lücke der bis dato fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten geschlossen. Positiv zu bewerten wäre zudem eine Stärkung der wissenschaftlichen Kompetenzen, der Fähigkeit der Anwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf den aktuellen Erkenntnisstand, geplantere und durchdachtere Handlungsansätze, Routinehandlungen kritisch zu hinterfragen, was wiederum zu größerer Flexibilität und Variabilität des Handelns führt. Die Interdisziplinarität würde gestärkt, was entsprechend zu einer besseren Versorgungsqualität in der Praxis führt und dem Wohle des Patienten dient.
Kritisch anzumerken bleibt, je nach Wahl des Modells, eine optimale Ausrichtung und Einbindung der berufspraktischen Ausbildung in einem Gesamtkonzept Hochschulausbildung Biomedizinische Analytik zu gewährleisten.
Betraut mit der Evaluation der Modellstudiengänge wurde das Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen sowie die Katholische Stiftungsfachhochschule München.
Quelle:Abschlussbericht
Annette Artelt, Marianne Nordheim
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