Gerty Theresa Cori (geborene Radnitz) wurde am 15. August 1896 in Prag geboren, das damals noch zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte. Gerty Radnitz war die älteste von drei Töchtern von Martha und Otto Radnitz, der eine Zuckerfabrik leitete. Ihre Mutter war eine kultivierte Frau, die eine Bekannte des einflussreichen Schriftstellers Franz Kafka war. Bevor sie in eine weiterführende Schule für Mädchen eintrat (1906) wurde Gerty wie ihre Geschwister privat unterrichtet. Nach der Reifeprüfung 1914 studierte sie bis 1920 Medizin an der Deutschen Universität in Prag. Sie schloss das Studium mit der Promotion ab. Schon während des Studiums freundete sie sich mit ihrem Kommilitonen Carl Ferdinand Cori an. Die beiden heirateten 1920. Gerty arbeitete nur zwei Jahre am Karolinen Kinderkrankenhaus in Wien als Assistenzärztin, bevor sie mit ihrem Mann in die USA emigrierte. Sie zogen nach Buffalo, New York, wo sie ihre Stoffwechselforschungen begannen. Gerty wurde am selben Institut erst Pathologie-, dann Biochemie-Assistentin. 1928 wurden die Coris amerikanische Staatsbürger.
Obwohl Gerty und Carl immer gemeinsam forschten, machte zunächst nur er Karriere. Einmal soll ihm eine Professur angeboten worden sein unter der Bedingung, die Zusammenarbeit mit seiner Frau zu beenden. Ihr soll man mitgeteilt haben, dass sie die Karriere ihres Mannes behindere und es für einen Mann unamerikanisch sei, mit seiner Frau zusammenzuarbeiten. Davon ließen sich die beiden jedoch nicht beeinflussen. 1931 zog das Paar nach St. Louis. Beide arbeiteten an der Washington University. Er wurde 1931 zum Professor für Pharmakologie ernannt, später wurde er Professor für Biochemie. Sie war zunächst seine Forschungsassistentin. Sie bekam die Stelle nur mit einem symbolischen Gehalt, denn es war verboten, dass zwei Mitglieder einer Familie an derselben Uni arbeiteten. In den USA forschten die beiden zunächst über den Zuckerstoffwechsel bei Tieren und die Effekte von Insulin und Epinephrin. Das Interesse am Zuckerstoffwechsel soll durch den Diabetes ihres Vaters ausgelöst worden sein.
1929 beschrieben sie den sogenannten „Cori-Zyklus“, also den Kreislauf von Glukose und deren Abbauprodukte zwischen Skelettmuskel und Leber. Bei starker Beanspruchung der Muskeln wird das gespeicherte Glykogen zu Laktat verstoffwechselt. In der Leber wird das Laktat dann durch die Laktatdehydrogenase zu Pyruvat dehydrogenisiert. Durch die Glukoneogenese kann die entstehende Glukose wieder in die Blutbahn abgegeben werden. Die Coris haben sich stets für den Wirkungsmechanismus von Hormonen interessiert und haben mehrere Studien zur Hypophyse durchgeführt. Sie beobachteten, dass die deutliche Abnahme des Glykogens und die Senkung des Blutzuckers bei hypophysektomierten Ratten mit einer gleichzeitigen Erhöhung der Geschwindigkeit der Glukoseoxidation auftrat. Anschließend beobachteten sie durch eine Untersuchung der Wirkung von Hormonen auf Hexokinase, dass einige Hypophysenextrakte dieses Enzym in vivo und in vitro hemmen und dass Insulin dieser Hemmung entgegenwirkt. Gerty Cori erforschte und beschrieb eine Form der Glykogenspeicherkrankheit (sogenannte Cori-Krankheit). Dabei handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Krankheit, die den Glykogenhaushalt beeinträchtigt.
1936 kam ihr Sohn Thomas zur Welt. Ab 1943 war Gerti Cori Research Associates Professor. 16 Jahre später als ihr Gatte erhielt auch sie 1947 eine volle Professur: Sie wurde 1947 zur Professorin für Biochemie an der Washington University ernannt. Im Jahr 1947 bekamen Gerty und Carl Cori gemeinsam mit Bernardo Alberto Houssay den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Arbeiten über den Zuckerstoffwechsel. Gerty war damit die erste Frau, die einen Nobelpreis für Medizin erhielt.
1948 wurde sie in die National Academy of Sciences aufgenommen. 1953 wurde Gerty in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Schon 1948 wurde bei ihr Myelofibrose festgestellt. Trotz dieser unheilbaren Krankheit arbeitete sie weiter. Sie starb am 26. Oktober 1957 mit nur 61 Jahren.
Literatur
1. http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/gerty-cori, letzter Zugriff 29. November 2017.
2. https://www.med-kolleg.de/gerty_cori.html, letzter Zugriff 29. November 2017.
3. https://www.acs.org/content/acs/en/education/whatischemistry/landmarks/carbohydratemetabolism.html?_ga=1.155711291.1490755850. 1471346681, letzter Zugriff 29. November 2017.
4. http://www.whonamedit.com/doctor.cfm/2189.html, letzter Zugriff 29. November 2017.
5. Gerty Cori – Biographical, www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/1947/cori-gt-bio.html, letzter Zugriff 12. Dezember 2017.
6. https://cfmedicine.nlm.nih.gov/physicians/biography_69.html, letzter Zugriff 12. Dezember 2017.
Entnommen aus MTA Dialog 03/2018
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