DESY weiht neue Forschungshallen ein

Brillante Röntgenlichtquelle PETRA III
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Nobelpreisträgerin Ada Yonath
Nobelpreisträgerin Ada Yonath vor 'ihrer' PETRA III-Experimentierhalle. Gesine Born, DESY
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In einem feierlichen Akt hat das Forschungszentrum DESY heute zwei neue Experimentierhallen der Forschungslichtquelle PETRA III eingeweiht und auf die Namen berühmter Wissenschaftler getauft.

Namensgeber für die Hallen sind die israelische Nobelpreisträgerin Ada Yonath, die wichtige Arbeiten zu ihrer Strukturforschung an Ribosomen, den „Eiweißfabriken“ lebender Zellen, bei DESY durchgeführt hat, und einer der Pioniere der Röntgenstrukturforschung, Paul P. Ewald.

PETRA III produziert Röntgenlicht

Der Teilchenbeschleuniger PETRA III produziert hochintensives und stark gebündeltes Röntgenlicht, das Forschern ermöglicht, beispielsweise Biomoleküle oder Nanowerkstoffe zu untersuchen. Die beiden neuen PETRA III-Experimentierhallen werden mit ihren hochspezialisierten Experimentierstationen Wissenschaftlern aus aller Welt exzellente Bedingungen bieten, um Materialien und Strukturen mit atomarer Auflösung zu erforschen und für künftige Anwendungen zu optimieren. Neben der Taufpatin und Chemie-Nobelpreisträgerin 2009 Ada Yonath und Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz nahmen der indische Forschungsminister Harsh Vardhan, Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Eva Gümbel, Staatsrätin der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, Vertreter der Familie Ewalds und hochrangige Gäste aus Schweden und Russland an den Feierlichkeiten teil.

Beide Namensgeber stehen für den enormen Fortschritt

„Ada Yonath und Paul Peter Ewald haben eine ganz besondere Bedeutung für PETRA III“, erklärte der Vorsitzende des DESY-Direktoriums Prof. Helmut Dosch. „Paul P. Ewald schuf mit seiner dynamischen Röntgentheorie eine wesentliche Grundlage für die Forschung, die hier betrieben wird. Die Arbeiten von Ada Yonath an DESYs Lichtquellen haben zur nobelpreisgekrönten Entschlüsselung der äußerst komplexen Struktur des Ribosoms beitragen. Beide Forscher stehen stellvertretend für den enormen Fortschritt in der modernen Röntgenstrukturforschung, von dem Forscher an PETRA III-Messplätzen jetzt profitieren. Wir freuen uns deshalb besonders, dass die Hallen den Namen ‚Ada Yonath‘ und ‚Paul P. Ewald‘ tragen dürfen.“

„Hamburg schätzt sich glücklich, den hohen Erwartungen an unseren Forschungsstandort mit den zwei neuen Experimentierhallen gerecht werden zu können“, so der Erste Bürgermeister in seinem Grußwort anlässlich der Feierlichkeiten. Weiter betonte Scholz: „Die Wissenschaft braucht ein geeintes Europa. Nur fest eingebunden in die europäische Gemeinschaft konnte Hamburg sich zu einem bedeutenden internationalen Zentrum für Wissenschaft und Innovation entwickeln. Insbesondere die Erfolgsgeschichte des Forschungscampus in Bahrenfeld, die wir heute fortschreiben, ist ohne diesen Aspekt nicht denkbar. Daran erinnern – und hier komme ich zum eigentlichen Anlass des heutigen Tages – nicht zuletzt die Lebens- und Familiengeschichten unserer Namensgeberin und unseres Namensgebers.“

Erfolgsgeschichte geht weiter

Drei der Strahlführungen in der neuen PETRA III-Halle „Ada Yonath“ wurden in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus den Ländern Indien, Schweden und Russland gebaut. Die feierliche Schlüsselübergabe für diese Strahlführungen fand am Rande der Halleneinweihungen am frühen Nachmittag statt.

Mit der Einweihung der beiden neuen PETRA III-Experimentierhallen geht eine Erfolgsgeschichte weiter: Im Jahr 2009 ging der PETRA III Beschleuniger als größte und einer der brillantesten Synchrotronstrahlungsquellen der Welt in Betrieb. Das stark gebündelte Röntgenlicht wird erzeugt, indem fast lichtschnelle Elektronen durch spezielle Magnete, sogenannte Undulatoren, jagen. Jeder der eingebauten Undulatoren erzeugt dann hochintensive Röntgenblitze. An den angeschlossenen Experimentierplätzen kann dieses Licht dann für verschiedenste Forschungsfragestellungen genutzt werden: von der Entschlüsselung von Biomolekülstrukturen als Grundlage für neue Medikamente über die Erforschung von neuen Materialien oder Katalysatoren bis hin zur Untersuchung von Kunstgegenständen.

BMBF unterstützt den Ausbau

„Bei DESY findet Grundlagenforschung auf höchstem Niveau und in internationaler Kooperation statt“, sagte Staatssekretär Georg Schütte. „Aus Sicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein wichtiger Grundpfeiler für die Zukunftsgestaltung. Deswegen unterstützt das BMBF den Ausbau der Lichtquelle PETRA III mit rund 57 Mio. Euro aus Bundesmitteln.“

Die Forschungszeit am Speicherring, der rund um die Uhr betrieben wird, wird nach einem strengen Auswahlverfahren nach Exzellenz vergeben. Das Interesse in der internationalen Forscherwelt war riesig; sehr schnell waren die in der ersten Phase gebauten 14 Strahlführungen vielfach überbucht.

Ende 2013 starteten deshalb die Bauarbeiten für die zwei neuen Erweiterungshallen, die heute eingeweiht wurden. Diese Experimentierhallen können jeweils bis zu fünf weitere PETRA III - Strahlführungen beherbergen, die nicht nur die Kapazität, sondern auch das Spektrum der Forschungsmöglichkeiten an PETRA III erweitern. Zwei dieser Strahlführungen sind bereits für die Forschung in Betrieb genommen wurden. Weitere werden Anfang 2017 folgen. (DESY, red)


Zu den Namensgebern

In den Anfängen des 20. Jahrhunderts hat Paul Peter Ewald die Theorie zur Wechselwirkung von Röntgenstrahlung mit Kristallen, seine sogenannte Dynamische Theorie, entwickelt. Damit legte er eine wichtige Grundlage für die sich anschließende Entwicklung der Röntgenkristallographie.

Ada Yonath hat zusammen mit Venkatraman Ramakrishnan und Thomas A. Steitz den Chemie-Nobelpreis 2009 für die Entschlüsselung der Struktur und Funktion des Ribosoms erhalten. Sie war von 1986 bis 2004 Leiterin der Max-Planck-Arbeitsgruppe Ribosomenstruktur bei DESY in Hamburg.

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